Ein nostalgischer und unterhaltsamer Animationstrip für Erwachsene!
„Zeichentrickfilme sind für Kinder“, das scheint auch heute noch eine inoffizielles Gesetz zu sein in der Filmbranche. Mit großartigen Projekten, wie der Anthology-Serie „Love, Death & Robots“ (2019) wurde dieses alte Klischee wieder etwas aufgebröckelt. Doch Animationsfilme für Erwachsene gab es schon immer, wie etwa 1981: Basierend auf den gleichnamigen Comics, erschien der kanadische Zeichentrickfilm „Heavy Metal“. Wie bei der Vorlage handelt es sich um mehrere Kurzgeschichten, die vor allem mit Blut und nackter Haut aufwarten. „Heavy Metal“ gilt trotz gemischter Kritiken als Kultklassiker der 80er. Zurecht?
Die Rahmenhandlung dreht sich um eine mysteriöse, bösartige grüne Leuchtkugel, die ein unschuldiges Mädchen gefangen nimmt und ihr von der bösen Macht im ganzen Universum erzählt. Dabei geht es in alle Richtungen der Galaxis und wir sehen unterschiedlichste Figuren, die auf ihre Art mit der bösen, grünen Kraft in Berührung kommen…
„Heavy Metal“ besticht vor allem durch eins: Eine rauschende Atmosphäre! Neben dem wirklich fetzigen Soundtrack (toller 80´s Rock) und dem grandiosen Score von Elmer Bernstein, besticht natürlich die Optik. Ein aufwendig animierter Zeichentrickfilm, der innerhalb seiner Storys mit unterschiedlichen Stilen aufwartet. Dabei hat der Film auch gerade wegen seiner rohen und unfertigen Animationen einen gewissen Charme. Dennoch hätten einige Szenen sicherlich noch qualitativ besser aussehen können, was bestimmt auch am Budget und dem Zeitdruck lag. Immerhin ist dies ja kein Disney-Film, bei dem finanziell alles möglich ist.
Dabei überzeugt aber auf jeden Fall das abgefahrene und bunte Design der verschiedenen Welten. Die Farben sind knallig und durch das Zusammenspiel von Musik und Bildern, entsteht eine wundervolle Welt, die sich zwar an vielen bekannten Filmen und Büchern orientiert („Star Wars“, „Dune“ oder auch „Mad Max“), aber doch etwas ganz eigenes ist. Dabei wechselt der Film auch munter durch verschiedene Genres. Da gibt es zum Beispiel ein Segment mit Noir-Krimi-Flair, eine humorvolle Story über einen Roboter, der mit einer Frau schläft und sich in sie verliebt, eine Horrorgeschichte über Zombies in einem Kampfflugzeug und eine pubertäre Fantasie eines Jungen, der sich plötzlich als kolossaler Held auf einem fremden Planeten wieder findet. Wobei ein Großteil der Geschichten hier aus dem Kopf eines jugendlichen Teenagers hätte stammen können, denn es geht vor allem um Gewalt und Sex. Und das ist alles vollkommen in Ordnung und auch stellenweise sehr unterhaltsam. Doch einerseits fehlt „Heavy Metal“ dadurch etwas die Substanz und zum anderen werden alle Frauen in dem Film nur als Objekte behandelt. „Heavy Metal“ ist ein Produkt seiner Zeit, was das angeht und dieser Aspekt ist einfach schlecht gealtert. Dass man Sex trotzdem gut in solche Projekte einbauen kann, zeigt zum Beispiel „Love, Death & Robots“! Ich finde generell, dass „Heavy Metal“ ein tolles Franchise ist, welches man heute mit neuer Technik und neuen Ideen spannend weiter führen könnte…
Fazit: Trotz der Macken, ist dieser Sci-Fi-Fantasy-Anthology-Film wirklich unterhaltsam! Die berauschende Atmosphäre, die starke Musik und der raue, düstere, aber auch humorvolle Grundton des Films sind ein Erlebnis, was ich so noch nicht hatte. Allein dafür lohnt sich „Heavy Metal“! Es gibt zwar auch eine Fortsetzung, aber die hat nicht mal ansatzweise den Charme des Originals…