Harmlose Romanze, die manchmal unfreiwillig unterhaltsam daher kommt!
Ach ja, diese Kitschfilme… Wer harten Kitsch mag und ihn ab und zu braucht, der kann getrost zu „Briefe an Julia“ greifen, eine kitschtriefende Romanverfilmung von 2010. Regie übernahm Gary Winick, der hier leider seinen letzten Film drehte, bevor er viel zu früh nur ein Jahr nach dem Release an Krebs verstarb…
Die Story dreht sich um die junge Sophie, die als Journalistin arbeitet, aber viel lieber Autorin werden möchte. Zusammen mit ihrem Verlobten Victor reist sie nach Italien für die vorzeitigen Flitterwochen. Doch viel Zeit verbringen beide nicht, denn Victor und Sophie gehen ihren eigenen Leidenschaften nach. Er geht zu Weinauktionen und sie entdeckt eine kleine Gruppe von Frauen, die Briefe an Julia Capulet beantworten. Diese werden nämlich von Tourist*innen geschrieben und an dem berühmten Balkon in Verona an die Mauer geklebt. Als Sophie selbst die Chance bekommt einen Brief zu beantworten, trifft sie auf die alte Dame Claire und ihren hochnäsigen Enkel Charlie…
Man kann schnell erahnen, auf was der Film hinaus läuft und ja, wer sowas möchte, der wird hier seinen romantischen Spaß haben. Viel Anspruch auf Realismus erhebt das Ganze natürlich nicht. Die Welt in „Briefe an Julia“ ist so perfekt, dass sie nur selten real wirkt. Alles und jeder sieht wunderschön aus und selbst eine Trennung eines Paares lässt jegliche echte Emotion vermissen. Die Darsteller*innen sind dabei aber nicht schlecht, sondern machen das Beste aus dem Material. Selbst Amanda Seyfried, die ich eigentlich nicht wirklich mag, macht ihre Sache ganz solide.
Auch die Landschaftsaufnahmen von Italien sind natürlich schön und geben einen hübschen sommerlichen Flair.
Das war´s dann aber auch schon wieder… Das Drehbuch ist eben sehr kitschig, selbst für 2010er-Verhälnisse. Die Dialoge reihen sich da ein und das forcierte Drama gegen Ende lässt einen die Augen hart nach innen rollen. Das kann aber auch stellenweise sehr lustig sein, weil es eben so dämlich ist. Ein kleiner Pluspunkt für den Hauch Selbstironie. On top gibt es schnulzige Musik, sowohl von Andrea Guerra (sie komponierte den Score), als auch die poppige Songauswahl…
Fazit: Es gibt schlechtere Schnulzenfilme, die mich deutlich mehr aufregen. „Briefe an Julia“ ist teilweise auch sehr witzig in seiner unendlichen Kitschbesessenheit. Mit vielen Freunden und etwas Wein kann der Film sicherlich ein unfreiwillig, komisches Erlebnis werden. Ansonsten ist der Streifen eine extrem harmlose Romanze ohne viel Substanz.