Provokantes Arthouse-Werk mit schwarzem Humor!
Emerald Fennell sorgte 2020 für Aufsehen mit ihrem Regiedebüt „Promising Young Woman“ und konnte sogar ein paar Oscar-Nominierungen einheimsen. 2023 erschien ihr zweiter Spielfilm „Saltburn“ mit dem talentierten Youngster Barry Keoghan in der Hauptrolle. Ich hatte bereits einiges gehört über den Film und wollte so unwissend wie nur möglich in das Ganze gehen. Das empfehle ich auch jeden anderem, der sich diesen Film anschauen will, denn dieser Trip hier ist… wild?
Die Story dreht sich um den jungen Oliver, der 2006 nach Oxford kommt. Er trifft auf den gutaussehenden und reichen Felix und freundet sich mit ihm an, obwohl Oliver sich scheinbar schwer tut mit sozialen Kontakten. Nach dem Verlust seines Vaters, wird Oliver von Felix eingeladen bei ihm und seiner Familie in Saltburn unterzukommen. Saltburn ist ein gewaltiges Anwesen und Oliver ist überwältigt von dem Palast und dem Lifestyle. Doch Oliver ist besonders beeindruckt von Felix…
Und hier kann man schon aufhören, denn der Rest des Films ist ein ziemlich überraschendes Erlebnis mit einigen Twists und provokanten Szenen. „Saltburn“ hat Elemente eines Thrillers, aber auch eines Dramas, gemixt mit einigen erotischen Ansätzen. Stellenweise ist Fennells Film aber auch sehr abstrakt in seiner visuellen Präsentation. Kurzum: Es gibt wirklich viel zu verarbeiten für den Zuschauer. Einige Szenen werden Leute anwidern, andere sie zum Lachen bringen… es ist ein Film, den man selbst sehen muss.
Dennoch versuche ich hier meine Meinung nieder zu schreiben, was einfacher gesagt als getan ist. „Saltburn“ ist in den meisten Bereichen ein wirklich guter Film, er ist toll gemacht und besonders stark gespielt. Sowohl Barry Keoghan als auch Jacob Elordi als Felix sind wirklich fantastisch und haben sicher eine steile Karriere vor sich. Daneben überzeugen Größen wie Rosamund Pike und Richard E. Grant.
Optisch ist der Film ebenfalls stark: Die Kamera von Linus Sandgren ist stark, ebenso wie der Schnitt von Victoria Boydell und auch der Soundtrack (Anthony Willis) ist toll.
Einzig das 4:3 Format finde ich etwas unpassend...
Das Drehbuch schrieb ebenfalls Fennell und hier werden sich sicherlich die Geister scheiden. Die Geschichte ist für mich auf jeden Fall sehr spannend gewesen und ich war nie sicher, in welche Richtung das Ganze gehen würde. Und die Grundstory ist für mich auch sehr effektiv und funktioniert als schwarze Komödie sehr gut.
Dennoch wird es problematisch, wenn es um das Ende geht, was ich hier nicht spoilern will! Einerseits mochte ich den „Twist“, denn der Film inszenierte diese Wendung mit überraschend viel Spaß. Auf der anderen Seite wirkt ein Großteil des Films dadurch auch etwas plump, um ehrlich zu sein. Vielleicht wird der Film bei einem zweiten Schauen besser, aber es gab immer wieder Momente in der Story, die doch etwas forciert wirkten. Stellen, in denen man klar erkennen konnte, was Fennell mit ihrem Film erreichen wollte, besonders die provokanten Szenen hatten etwas Aufgesetztes in meinen Augen. Sie waren dennoch unterhaltsam, aber das ganze Erlebnis hat doch einen etwas faden Beigeschmack…
Macht das den Film schlecht? Ich denke nicht, dafür hatte ich wirklich Spaß mit dem Großteil der Geschichte, aber wie gesagt, jeder wird diesen Film auf seine Art erleben und seine Schlüsse daraus ziehen.
Fazit: „Saltburn“ ist ein qualitativ starker Film, der von seinen Darstellern und den unvorhersehbaren Schockmomenten lebt. Ob das allerdings für ein bedeutendes Werk reicht, das auch noch in zehn Jahren relevant ist, werden wir sehen. Sehenswert ist „Saltburn“ in meinen Augen dennoch!