Pom Poko
Durchschnitts-Wertung
3,2
11 Wertungen

4 User-Kritiken

5
3 Kritiken
4
1 Kritik
3
0 Kritik
2
0 Kritik
1
0 Kritik
0
0 Kritik
Sortieren nach:
Die hilfreichsten Kritiken Neueste Kritiken User mit den meisten Kritiken User mit den meisten Followern
Sebastian Schlicht7
Sebastian Schlicht7

10 Follower 283 Kritiken User folgen

4,0
Veröffentlicht am 5. April 2025
Ghiblis wilde Waschbären in einem faszinierenden Anime-Werk!

Wenn wir über Studio Ghibli reden, dann reden wir meistens von Hayao Miyazaki. Doch Miyazaki gründete das berühmte Anime-Studio zusammen mit Isao Takahata, welcher unter Ghibli einige der kuriosesten und berührendsten Filme drehte. „Die letzten Glühwürmchen“ etwa ist einer der erschütterndsten Kriegsfilme, die ich je gesehen habe. Dagegen sind Werke wie „Only Yesterday“ und auch „Meine Nachbarn die Yamadas“ erfrischend positiv und lebensbejahend. Seinen letzten Film, „Prinzessin Kaguya“, drehte er 2013 und auch hier schenkte er uns ein ganz besonderes und erwachsenes Märchen. Takahata war berühmt und berüchtigt dafür viel Zeit für seine Projekte zu benötigen, doch am Ende ging die Arbeit trotzdem auf. Ich würde behaupten, dass seine Filme besonders die Erwachsenen unter den Ghibli-Fans anspricht und ich persönlich bin immer wieder erstaunt, wie einzigartig jedes seiner Werke ist.
Und einer seiner Filme ist „Pom Poko“ von 1994. Es war einer der früheren Ghibli-Filme und Takahatas dritter Beitrag zum Studio, drei Jahre nach „Only Yesterday“. Für mich persönlich nimmt dieser Film aber einen besonderen Platz ein, denn es ist der letzte der großen, klassischen Ghibli-Filme, die ich bisher gesehen habe (nur „Die rote Schildkröte“ fehlt noch, während ich „Aya und die Hexe“ gekonnt ignoriere). Und von den Bildern, die ich bisher zum Film gesehen habe, hatte ich auf einen süßen Film mit knuddeligen Waschbären gesetzt. Doch „Pom Poko“ ist weit, weit mehr als nur das. „Pom Poko“ ist eine Reise… eine wilde Reise, aber eine, die sich lohnt!

Die Handlung spielt im echten Japan, Ende der 60er Jahre: Wir sehen das Leben einer großen Gruppe Marderhunde bzw. Waschbären. Gegenüber Menschen verhalten sie sich wie normale Tiere, doch unter sich kommt ihre wahre Natur hervor: Da sind sie plötzlich zivilisiert, tragen Kleidung, feiern Feste und haben Gelehrte und Älteste, die in einem Rat bestimmen, wie das Leben der Waschbären organisiert werden soll. Außerdem beherrschen sie die Kunst der Verwandlung. Durch viel Training können sich manche der Waschbären nicht nur in Gegenstände, sondern sogar in Menschen verwandeln. Und das ist auch sehr hilfreich, denn die echten Menschen machen den Marderhunden das Leben schwer. Durch Bauarbeiten werden die Wälder und somit die Lebensräume der Tiere immer weiter eingeschränkt. Doch der Waschbär-Clan geht in die Offensive und will den Bau der Wohnsiedlung verhindern. Einige der Tiere gehen dafür über Leichen…

Und diese Beschreibung kratzt hier nur an der Oberfläche. Was nach einer bekannten und magischen Märchenfabel klingt, entpuppt sich als wilder filmischer Fiebertraum. Und das meine ich durchaus positiv. „Pom Poko“ nimmt schnell gewaltige Ausmaße an, denn die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre und Themen wie Krieg, Tod und die Vertreibung von Menschen sind zentrale Aspekte des Films. Das kennt man aus vielen anderen Ghibli-Werken ebenfalls, besonders diese von Hayao Miyazaki. Takahata geht mit seinem Film aber in eine deutlich realistischere Richtung und das, obwohl sich Waschbären in große Drachen und alle möglichen Kreaturen verwandeln. Besonders skurril wird es, wenn einige der Tiere ihre Genitalien verwandeln und als Waffe benutzen… Ja, das klingt nicht nach einem familienfreundlichen Anime und das ist „Pom Poko“ auch nicht. Es gibt zwar keine direkten, blutigen Momente oder solche traumatischen Szenen wie in „Die letzten Glühwürmchen“, aber dennoch besticht der Film durch eine teils grausame und ehrliche Art, die man vielleicht aus Zeichentrickfilmen wie „Watership Down“ kennt.

Doch hat man das einmal akzeptiert, bietet „Pom Poko“ eine wirklich faszinierende Erfahrung. Wie schon bereits erwähnt sind die Filme von Takahata immer etwas Besonderes. Jedes seiner Werke schafft es mir eine völlig neue und einzigartige Filmerfahrung zu geben und das ist in der heutigen Zeit (2025) viel wert. Und so kurios manche der Szenen sind (siehe die eben erwähnten kolossal, verwandelten Genitalien mancher Tiere oder die teils absurden Party-Szenen), alles hat seine Berechtigung. Wie bei einem Wes Anderson-Film, merkt man hier, dass jedes Detail akribisch genau bedacht wurde. Takahata ist einer dieser Filmemacher, die nichts dem Zufall überlassen, wenn es um ihre Werke geht.

Manche dieser absurden Momente sind auch mir zu viel und die Story leidet manchmal unter den unzähligen Figuren und den vielen überbordenden Ereignissen. „Pom Poko“ ist kein perfekter Film und unter vielen Ghibli-Fans genießt er auch keine große Anerkennung. Dennoch ist dieses Werk in meinen Augen sehr sehenswert, weil es eben auch Momente gibt, die mich sowohl zum Lachen gebracht als auch erschüttert haben.

Visuell ist „Pom Poko“ eindrucksvoll animiert, was man von Ghibli ja nicht anders erwartet. Besonders die Verwandlung der Tiere ist fantastisch anzusehen, weil man gefühlt in jeder Sekunde etwas Neues und Spannendes zu sehen bekommt. Sehr interessant ist auch de visuelle Erzählstil des Films, zum Beispiel, wenn sich die Erscheinung der Waschbären auch ohne Verwandlung immer mal wieder ändert. In einigen Momenten sehen sie wie simple Comiczeichnungen aus, dann wieder wie realistische Tiere.

Ebenfalls interessant, ist der Score von Shang Shang Typhoon und wie so oft muss ich auch die tolle deutsche Synchronisation erwähnen, die in fast allen dieser Ghibli-Streifen überzeugt.

Fazit: „Pom Poko“ ist ein extrem faszinierender und unterschätzter Ghibli-Film! Er ist nicht perfekt, hat seine Schwächen und hätte vielleicht sogar etwas kürzer sein können. Aber der Film von Isao Takahata bietet für Anime- und Ghibli-Fans einen wilden, witzigen, aber auch bewegenden Trip durch das harte Leben der Marderhunde. Absolut sehenswert!
Erreur : review introuvable ou mal formée.
Erreur : review introuvable ou mal formée.
Erreur : review introuvable ou mal formée.
Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?