Manche Szenen dieses Filmes sind hochwertig und einfach klasse gefilmt worden. Vor allem die Kameramänner und der Regisseur müssen hier wirklich gelobt werden. Sie schaffen es immer wieder die Protagonisten herrlich in Szene zu setzen, sei es seitlich per nahem Profilbild, direkt frontal drauf, von oben oder von weiter weg. Mit der Kamera wurde wirklich viel variiert und die kleinen Tricks machen diesen Film ganz gross: So z.B. der Übergang vom schwarz-weissen ins farbige Bild oder die Szene, wo Oktave die Drogenpille schluckt, der Zuschauer sie seine Kehle und seine Essröhre hinuntersausen sieht und schlussendlich betrachten kann, wie sich sich in seinem Magen angekommen schäumend auflöst und zu wirken beginnt. Drogentrips sind nämlich eigentlich ein alter Hut. Die kennt man aus anderen Filmen, allen voran "Fear and loathing in Las Vegas" zur Genüge. Trotzdem haben die Filmemacher es hier geschafft, diese Szenen innovativ und frisch auf die Leinwand zu zaubern. Nebenbei wird noch mit allem möglichen abgerechnet: Obwohl es im Kern nicht darum geht, wird auch der Tierschutz hervorgehoben. Die Tötungsmethode mit dem Bolzenschussgerät bei Kühen und Schweinen wird ebenso verurteilt wie alles andere Fleisch in der "Herstellung und Verarbeitung" auch. Die Werbebranche bekommt ihr Fett weg, die Designermarkenklamotten, hirnrissige Produkte und die "grauen Eminenzen", Schreibtischtäter und gelackmeierten Affen und Fatzken, die mit ihren Anzügen einen auf seriös machen. Die kreativen Künstler stehen in der ganzen Showse noch ganz gut da und kommen exzellent weg. Schließlich aber sind sie es, welche die "todbringenden" Werbespots und idiotischen Einlagen auf Plakaten und im TV liefern. So ein Werbespot scheint eigentlich nicht schwer machbar zu sein. So wie es im Film ausschaut, saugen die Protagonisten sich mal eben die Ideen so einfach aus den Fingern. Sonst sitzen sie rum, töten ihre Haustiere oder nehmen den ganzen Tag nur Drogen und kassieren eine riesige Menge an Zaster ab. Etwas unrealistisch ist das schon. Irgendwo werden im Film auch alle gängigen gesellschaftkritischen Klischees durchgespielt und exzerziert (so z.B. auch die Szene, wo sie ihm offenbart, das sie schwanger ist und wie er dann darauf reagiert... oder die Sexszenen). Das nervt den erfahrenen Cineasten und er denkt sich: "Öh, alles schon mal gesehen", aber dennoch ist dieser Film gut inszeniert und ausgestattet, während auch die schauspielerische Leistung überzeugen kann. Auch die immer wiederkehrende Szene mit dem Hochhaussprung in den Suizid fetzt und haut rein, erinnert aber stark an die ähnliche Einstellung aus dem Film "La Haine". Geklaut wurde also allemal, die Idee am Ende mit den zwei Enden kann allerdings nochmal richtig punkten, sonst hätte der Film nur 6/10 verdient gehabt. Aber das macht ihn nochmal sozusagen als großes Finale etwas schmackhafter. Also wie gesagt: Der erfahrene Cineast und Gesellschaftswissenschaftler kennt die meiste Materie aus dem Film schon, kommt aber trotzdem durch die innovative Visualität auf seine Kosten. Jeder andere wird den Film wahrscheinlich toll und revolutionär finden, was er aber bei näherer Betrachtung nicht ist. Auch die Psychologie der Charaktere ist weder neu, noch besonders tiefgründig. Vielmehr sind die Figuren eher sogar extrem oberflächlich und hedonistisch, wenn ihnen mal gerade nicht langweilig zu sein scheint. Es gibt Nebenfiguren, die enorm aktiver sind und wirken als die Hauptprotagonisten, die immer chillig und besonders leger vor sich hin leben und sich ihrer selbst sicher sind. Narzisstisch, egoistisch und schwarzhumorig - so wie Künstler sind - womit wir wieder bei den Klischees angelangt wären. Die so genannten Künstler sind hier Koksnasen mit sexuellen Obsessionen und Perversionen (zumindest Oktave), der dabei aber bei den "Ladys" trotzdem landet und anscheinend ein guter Liebhaber ist. Trotzdem: Neu ist das alles irgendwie nicht, aber immerhin sehr unterhaltsam schon. Das Buch ist aber wahrscheinlich (wie so oft) sicherlich besser ...