Christoph Hochhäusler zählt zu spannendsten Regisseuren Deutschlands. Mit seinem durchweg meisterhaften Thriller „Die Lügen der Sieger“ rekurrierte der gebürtige Münchner eindrucksvoll auf das Paranoia-Kino der 1960er-Jahre und ließ dabei Hauptdarsteller Florian David Fitz („Wochenendrebellen“) zur absoluten Höchstform auflaufen. An diese Klasse kam der 2023 in den Kinos gestartete „Bis ans Ende der Nacht“ zwar nicht ganz heran, einen ziemlich faszinierenden Mix aus Krimi und Melodrama lieferte Hochhäusler hier dennoch ab.
Ihr habt „Bis an Ende der Nacht“ bislang noch nicht gesehen? Dann könnt ihr ihn heute, am 5. Februar um 20.15 Uhr bei Arte nachholen, wo der Film seine werbefreie TV-Premiere feiert!
Darum geht’s in "Bis ans Ende der Nacht"
Robert (Timocin Ziegler) verdient sein Geld als verdeckter Ermittler. Er erhält den Auftrag, einen namhaften Dealer namens Victor Arth (Michael Sideris) zu überführen. Dafür gibt er sich als Partner der trans Frau Leni (Thea Ehre) aus und hat so das Ticket ins Drogenmilieu quasi in der Tasche, denn Leni ist eine alte Bekannte von Victor. Robert indes ist schwul, weshalb er sich von der vorgetäuschten Liebesgeschichte gleichermaßen angezogen wie abgestoßen fühlt.
Robert und Leni sind allerdings gleichermaßen auf das Gelingen der Mission angewiesen. Geht etwas schief, muss sie nämlich wieder ins Gefängnis. Somit ist sie Robert ausgeliefert. Es kommt so, dass ausgerechnet der Dealer, auf den sie angesetzt sind, derjenige ist, der Robert den Rat ans Herz legt, sich seinen widersprüchlichen Gefühlen einfach zu stellen.
"Polizeiruf" trifft auf Rainer Werner Fassbinder
In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es für „Bis ans Ende der Nacht“ gute 3,5 von 5 möglichen Sternen. Das Fazit von Chefredakteur Christoph Petersen fällt dabei folgendermaßen aus: „Christoph Hochhäusler zieht zwar inszenatorisch einmal mehr alle Register, dennoch kommt ‚Bis ans Ende der Nacht‘ lange weder als Kriminalfilm noch als Melodrama so richtig in die Gänge. Dafür ist aber das Ende verdammt toll.“
Die Idee, einen klassischen Kriminalplot mit den Mitteln eines Melodramas im Stile von Rainer Werner Fassbinder („Angst essen Seele auf“) anzutreiben, erweist sich als durchaus faszinierend. Auch wenn sich Christoph Hochhäusler nicht mit voller Leidenschaft zum Genre-Kino bekennt und auch die melodramatischen Aspekte etwas zu stiefmütterlich behandelt werden, glänzt „Bis ans Ende der Nacht“ neben der hervorragenden Leistung von Thea Ehre auch inszenatorisch auf ganzer Linie. Hier schreibt Christoph Petersen in seiner Besprechung:
„Das erste herantastende Techtelmechtel zwischen Leni und Robert zeigt Hochhäusler als eine Aneinanderreihung von sicherlich acht oder sogar noch mehr jeweils von links nach rechts in verschiedenen Entfernungen am Sofa vorbeifahrenden Dolly Shots. Und bei einem Gespräch auf der Polizeiwache – eigentlich eine Szene, bei der man beim „Tatort“-Gucken direkt zum Bierholen aufstehen würde – lässt er die Kamera so auf Arschhöhe um 360°-Grad kreisen, dass wir die meisten Anwesenden nur von kurz unterhalb bis kurz oberhalb der Gürtellinie zu sehen bekommen. Ein wenig mehr von diesem – auch ein bisschen wahnsinnigen – inszenatorischen Feuer hätte man sich auch bei den Gefühlen der Amour fou oder den Genreelementen des Krimiplots gewünscht.“
Ihr seid auf der Suche nach weiteren Film-Highlights aus Deutschland? Dann schaut euch gerne den „Der Fuchs“ an. Warum sich das lohnt, erklärt euch FILMSTARTS-Autor Oliver Kube: