Heute ohne Werbung im TV: Dieser starbesetzte Episodenfilm ist für viele der schlechteste Oscar-Gewinner aller Zeiten
Monta Alaine
Monta Alaine
Bereits jung von ihrem Vater an Klassiker wie "Taxi Driver" und "Clockwerk Orange" herangeführt stand fest: Film sollte es sein. Nach diversen Stops in der Branche gilt ihre Liebe auch heute noch Hollywood-Kino à la Nolan und raffinierten Arthouse-Filmen.

„L.A. Crash” gewann 2006 drei Oscars, darunter für den besten Film – und polarisierte damit ziemlich. Wie gut er wirklich ist, könnt ihr heute Abend auf Arte herausfinden.

Episodenfilme holen als filmisches Mittel quasi das Maximum aus dem Medium heraus: Im Gegensatz zu einer einzeln erzählten Geschichte können sie Handlungsstränge und Situationen miteinander verknüpfen und bringen diese auf eine Weise zusammen, was sonst vielleicht nicht zusammen käme. Themen und Motive sind dabei vielfältig - sei es Liebe und Weihnachten in „Tatsächlich…Liebe”, Wut in „Wild Tales” oder die bundesdeutsche Hauptstadt in „Berlin, I love you”.

Eine Stadt, nämlich Los Angeles, vereint auch alle Episoden in „L.A. Crash”. Jedoch ist es noch mehr, was hier aufeinander trifft: Zunächst sind es zwei Autos. Dann Rassismus, Diskriminierung und verschiedene soziale Schichten, die kaleidoskopartig erst die Stadt als Ganzes zusammenfügen.

Paul Haggins’ „L.A. Crash” gewann 2006 drei Oscars: Bester Film, bester Schnitt und bestes Drehbuch. Für drei weitere war er nominiert - nämlich für die beste Regie, Matt Dillon für den besten Nebendarsteller und „In the Deep” für den besten Filmsong.

Während das Episodendrama vielerorts hochgelobt wurde, nannte ihn ein Kritiker aus L.A. den „schlechtesten Film des Jahres“ – während andere ihn gar als „schlechtesten Oscar-Gewinner” aller Zeiten betitelten. Zu klischeehaft, zu melodramatisch sei er, die moralische Botschaft zu platt vermittelt. Was an Lob und Kritik wirklich dran ist, könnt ihr heute Abend selbst herausfinden: Dann läuft „L.A. Crash” um 20.15 Uhr auf arte.

Eine Metropole, sozial fragmentiert

In einer Stadt, die von Konflikten und Vorurteilen geprägt ist, kreuzen sich innerhalb von 36 Stunden die Wege mehrerer Personen. Darunter sind der aufbrausende Polizist Ryan (Matt Dillon), dessen rassistische Haltung eine Routinekontrolle eskalieren lässt, und sein idealistischer Partner Hanson (Ryan Phillippe).

Gleichzeitig kämpfen ein wohlhabendes afroamerikanisches Ehepaar (Thandiwe Newton und Terrence Howard) und ein persischer Ladenbesitzer (Shaun Toub) mit den Folgen von Gewalt und Misstrauen. Parallel gerät ein mexikanischer Schlosser (Michael Peña) zwischen die Fronten von Angst und Diskriminierung, während eine Staatsanwältin (Sandra Bullock) und ihr Mann (Brendan Fraser) nach einem Überfall mit ihren eigenen Vorurteilen konfrontiert werden.

"L.A. Crash" ist richtig gut!

Es sind Schicksale und Wege, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, und sich doch kreuzen. Über die verschiedenen Episoden entsteht eine perspektivische Ganzheit, aber auch ein Kommentar: Denn das Kluge an „L.A. Crash” ist für mich, dass hier jeder mit jedem konfrontiert wird. Da ist nichts mit Schwarzweißdenken. Da ist niemand frei von Vorurteilen. Die Schwarzen nicht. Die Latinos nicht. Und die Weißen ja sowieso nicht. So deckt der Film versteckten Rassismus auf und macht Unterschwelliges sichtbar.

Ob man nun mitgeht mit der Vermittlung von Moral und Recht und Ordnung, oder auch nicht – „L.A. Crash” hat einen Cast, der sich wirklich sehen lassen kann. Nicht nur Matt Dillon glänzt, auch seine namhafte Riege an Kolleg*innen überzeugt durch alle Episoden hindurch. Sandra Bullock trumpft auf als verstörte Frau des Staatsanwalts, Jennifer Esposito gibt sich überzeugend wie freizügig und dem Rapper Ludacris gelingt es, man mag es kaum glauben, einen Charakter mit Tiefgang zu mimen. Da verzeiht man schlussendlich vielleicht auch die ein oder andere moralische Keule und den symbolhaft-pathetischen Zeigefinger. Denn am Ende, wenn sich dann alles fügt, ist „L.A. Crash” für mich nun mal doch einer der besten Episodenfilme der letzten Jahre. Und ein recht relevanter noch dazu.

Auf der Suche nach weiteren Highlights zum Streamen? Dann haben wir den richtigen Tipp für euch auf Lager:

Heute Abend streamen: Dieser stylische Thriller-Meilenstein ist makaber, finster und verflucht animalisch

*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.

facebook Tweet
Ähnliche Nachrichten
Das könnte dich auch interessieren