Auch Elon Musk verbreitet dazu Falschmeldungen: Basiert "Adolescence" auf einer wahren Geschichte?
Julius Vietzen
Julius Vietzen
-Senior-Redakteur
Eigentlich hat Julius lange Zeit lieber Filme geschaut, aber bei Netflix, Disney+ und Co. gibt es einfach viel zu viele gute Serien. Seine bisherigen Highlights 2025: "Adolescence", "Win Or Lose" und "The Studio".

„Adolescence“ sorgt für jede Menge politische und kulturelle Diskussionen. Dabei sehen sich die Verantwortlichen auch mit dem Vorwurf konfrontiert, die Serie basiere auf einem wahren Fall, sei jedoch in einem wichtigen Punkt geändert worden.

Mit „Adolescence“ ist Netflix DER Überraschungs-Hit des Jahres 2025 gelungen – und noch dazu eine richtig gute Serie, die nicht nur fantastisch gespielt und technisch beeindruckend umgesetzt ist, sondern auch bedrückend aktuell und direkt aus dem Leben gegriffen wirkt. Trotz der fantastischen Wertungen (99 Prozent positive Kritiken bei Rotten Tomatoes, 8,3 von 10 Punkten bei der IMDb) war es so nur eine Frage der Zeit, bis die Serie in die Grabenkämpfe verwickelt wird, die die aktuelle politische und kulturelle Landschaft prägen.

So machte etwa in den vergangenen Tagen der Vorwurf die Runde, dass die Serie auf einer wahren Geschichte basiere, allerdings die Hautfarbe von Hauptfigur Jamie Miller (gespielt von Owen Cooper) geändert wurde. Aus einem Schwarzen sei ein „weißer Junge“ gemacht worden, so die völlig unbelegte Behauptung in einem Post auf der Plattform X, der eine Menge Aufmerksamkeit generierte und zudem auch noch von Elon Musk weiterverbreitet wurde.

Basiert "Adolescence" auf einer wahren Geschichte?

In dem Podcast The News Agents hat Jack Thorne, der die Serie gemeinsam mit Hauptdarsteller Stephen Graham erschaffen, geschrieben und produziert hat, nun auf diese und ähnliche Vorwürfe reagiert:

„Kein Teil [von ‚Adolescence‘] basiert auf einer wahren Geschichte. Kein einziger Teil“, erklärte Thorne im Podcast dazu. „Es ist absurd zu behaupten, dass [diese Art von Verbrechen] nur von schwarzen Jungs begangen wird. Es ist absurd. Und es stimmt nicht. […] Wir wollen mit dieser Serie nichts über Hautfarben sagen. Wir wollen etwas über Männlichkeit sagen. Wir versuchen, ein Problem zu ergründen. Wir sagen nicht, dass es dieses oder jenes ist. Wir sagen, dass es um Jungs geht.“

Keine wahre Geschichte, aber...

„Adolescence“ basiert also nicht direkt auf diesem oder jenem wahren Fall. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Serie nicht von einer Reihe wahrer Fälle inspiriert wurde – oder vielmehr: dass diese Fälle die Serienverantwortlichen dazu inspirierten, den Gründen hinter solchen schrecklichen Taten auf die Spur zu gehen.

So erklärte Stephen Graham etwa schon Anfang März der Radio Times: „Es gab einen Zwischenfall in Liverpool, ein Mädchen wurde von einem Jungen erstochen. Und ich habe mich einfach gefragt: Warum? Dann gab es ein anderes Mädchen, die in Südlondon an einer Bushaltestelle erstochen wurde. Und oben im Norden wurde ein Mädchen namens Brianna Ghey von zwei Jugendlichen in einen Park gelockt und erstochen. Ich habe mich einfach gefragt: Was ist da los? Warum passiert das?“

Dabei habe er von Anfang an einfache Erklärungen vermeiden wollen: „Ich wollte, dass [Jamie] ein Kind aus der Arbeiterklasse ist, dessen Eltern hart arbeiten. Seine Mutter ist keine Alkoholikerin, sein Vater ist kein Schläger, er wurde nicht von seinem Onkel missbraucht. Ich wollte nicht, dass es einen Grund gibt, wo wir sagen können: Wir schieben es einfach darauf.“

Übrigens ist „Adolescence“ als eine Miniserie offiziell nach einer Staffel und vier Episoden abgeschlossen. Allerdings könnte es – gerade angesichts des großen Erfolgs – trotzdem weitergehen, wenn auch nicht mit einer klassischen zweiten Staffel, sondern wohl eher mit einem ähnlichen Format:

Bekommt "Adolescence" eine 2. Staffel bei Netflix? Macher wecken Hoffnung auf Nachschub!

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