"Ein Grenzbereich mit Albtraumlogik": Diese "Black Mirror"-Episode diente als Inspiration für eine der besten Serien unserer Zeit!
Dobrila Kontic
Dobrila Kontic
-Freie Autorin
Zu Dobrilas Lieblingsfilmen gehört Düster-Melancholisches ("Donnie Darko") bis Dystopisches ("Children of Men"), aber schwarzhumorigen Komödien und Satiren kann sie auch viel abgewinnen.

"Severance"-Showrunner Dan Erickson hat sehr offen über die Inspiration für seinen dystopischen Serienhit gesprochen und dabei auch von einer sehr sehenswerten "Black Mirror"-Folge geschwärmt.

Netflix

Der Arbeitsplatz als monotone und ausweglose Hölle: Diese Grundidee haben der „Severance“-Showrunner Dan Erickson und Ben Stiller als Regisseur in eine ästhetisch wie erzählerisch brillante Sci-Fi-Drama-Serie verwandelt, die es mit der ersten Staffel auch auf unsere Liste der besten Serien 2022 schaffte. Wer noch keine Gelegenheit hatte, in die Serie hineinzuschauen, findet sie mittlerweile nicht nur auf Apple TV+, sondern auch im eigenen Channel des Streaminganbieters bei Amazon Prime Video:

Doch was hat diese außergewöhnliche Erzählung über eine perfide Form der Work-Life-Balance eigentlich inspiriert? Darüber gab Dan Erickson vor einiger Zeit der New York Times Auskunft: Neben Sci-Fi-Filmen wie Terry Gilliams „Brazil“ (1985) und Spike Jonzes aberwitzigem „Being John Malkovich“ (1999), war es vor allem die britische Anthologie-Serie „Black Mirror“, die Erickson kreativ beeinflusste. Dabei hat eine Folge ganz besondere Beklemmung entfacht.

Jon Hamm in der Zeppotron/Channel 4
Jon Hamm in der "Black Mirror"-Episode "Weiße Weihnacht"

Ein Weihnachts-Special zum Fürchten

Diese Folge heißt „Weiße Weihnacht“ und kam 2014 nach der zweiten Staffel von „Black Mirror“ heraus, noch bevor die Produktion der Serie vom britischen TV-Sender Channel 4 zum Streaminggiganten Netflix zog. In Ungewissheit, ob Channel 4 noch eine dritte Staffel von „Black Mirror“ beauftragen würde, konnte Serienschöpfer Charlie Brooker dem Sender zumindest noch die Finanzierung eines Weihnachtsspecials abringen. Und in diesem geht es alles andere als besinnlich zu:

Die grandios verschachtelte Episode „Weiße Weihnacht“ handelt nämlich von zwei Männern, die seit Jahren in einem verschneiten Cottage ausharren und hier auch über Heiligabend verbleiben müssen. Matthew (Jon Hamm) versucht das beste draus zu machen und verwickelt Joe (Rafe Spall) in ein Gespräch über ihre Vergangenheit.

Die technologiebasierte ewige Verdammnis

Dabei kommt heraus, dass beide Männer Erfahrung mit der bedenklichen Technologie der sogenannten „Z-Augen“ gemacht haben. Mit diesem Implantat kann man unter anderem unliebsam gewordene Menschen in der Realität für immer ausblenden – man selbst und die Geblockten erscheinen einander dann nur noch als unförmige graue Gebilde, die nicht mehr miteinander kommunizieren können.

Warum Joe und Matthew geblockt wurden und was das wiederum für Konsequenzen für ihr weiteres Sein hatte, kann und sollte man sich bei Gelegenheit auf Netflix anschauen. Aber erbauend ist diese sehr sehenswerte Folge über eine mit fragwürdiger Technologie geschaffene ewige Verdammnis keineswegs. Dies äußerte auch Dan Erickson gegenüber der New York Times: „Ich erinnere mich, dass ich mich so kalt und ängstlich fühlte, nachdem ich das gesehen hatte, diese niederschmetternde Vorstellung, diese endlose Einsamkeit erleben zu müssen.“

Adam Scott in Apple TV+
Adam Scott in "Severance"

Zwei Serien, eine Vision

Für Erickson stellte „Weiße Weihnacht“ einen „Grenzbereich mit Albtraumlogik“ dar. Wie sich dieser Seheindruck auf seine Serie „Severance“ übertragen hat, ist wiederum sehr interessant nachzuvollziehen: In „Severance“ können Menschen mittels eines Implantats die Erinnerungen an ihr Arbeits- und ihr Privatleben voneinander trennen. Damit erschaffen sie vergangenheitslose Arbeits-Ichs ihrer selbst, die nichts anderes als ihren Job kennen und damit in einer ganz eigenen ewig scheinenden Verdammnis gefangen sind.

Ob „Black Mirror“-Showrunner Charlie Brooker um den Einfluss seiner Serie auf „Severance“ weiß, ist nicht bekannt. Aber dem Hollywood Reporter verriet der nie um einen Witz auf eigene Kosten verlegene Brite folgendes: „Die Leute sagen mir immer wieder, ich solle mir ‚Severance‘ ansehen, und ich habe mich nicht dazu durchringen können, weil sie mir auch sagten: ‚Oh, du wirst es lieben. Es ist ein bisschen wie ‚Black Mirror‘, aber es ist viel besser.‘ “

Wie ihr euch auf die aktuelle Staffel von „Black Mirror“ einstimmen könnt, erfahrt ihr hier:

Achtung, bei "Black Mirror" auf Netflix: Diese Folgen müsst ihr vor Staffel 7 (nochmal) schauen!

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