Heute läuft der beste Osterfilm aller Zeiten im TV – an Karfreitag hatte er Sendeverbot!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

Am Karfreitag darf er zwar weder im Kino aufgeführt noch im Fernsehen gezeigt werden, dennoch ist „Das Leben des Brian“ der ultimative Film zum christlichen Fest – und ein starkes Beispiel für den Evergreen-Status der Monty-Python-Truppe.

Jahr für Jahr schafft es der Komödien-Kultklassiker „Das Leben des Brian“ in die Schlagzeilen – denn der unvergleichliche Dauerrenner der Comedytruppe Monty Python ist „nicht feiertagsfrei“. Daher darf er an hohen christlichen Feiertagen nicht im Fernsehen gezeigt oder öffentlich aufgeführt werden – ein Umstand, der (wie das Tanzverbot) stets zu Karfreitag plattgetreten wird.

Glücklicherweise gilt diese Regelung weder für karfreitägliche Filmrunden im privaten Kreis noch für Feiertage wie diesen: Heute, am Ostersonntag 2025 läuft „Das Leben des Brian“ ab 20.15 Uhr bei RTL 2! Alternativ könnt ihr ihn als VOD via Amazon Prime Video beziehen:

Das ist "Das Leben des Brian"

Jesus (Kenneth Colley) ist ein allseits bekannter Mann. Doch was gerne in Vergessenheit gerät: In unmittelbarer Nachbarschaft zu ihm wurde Brian (Graham Chapman) geboren, der Sohn einer herrischen, keifenden Mutter (Terry Jones), die mehr Scham für ihren Spross verspürt als Liebe für ihn. Während Jesus in seinem Erwachsenenalter durch die Lande zieht, Predigten hält und Wunder vollbringt, verkauft Brian von den Ortsansässigen verhasste, von den römischen Imperialisten eingeführte Snacks wie Ozelotohren.

Als Brian eines Tages Reg (John Cleese) und seine Anhänger der Volksfront von Judäa kennenlernt, ändert sich sein Leben dramatisch – er wird als Volksbefreier und nach einer Kette von Missverständnissen auch als Heiland und Messias gefeiert. Reinstes Chaos bricht aus, und es sieht so aus, als würde Brian auch noch zum Märtyrer werden...

"Always Look On The Bright Side Of Life"

Noch bevor Graham Chapman, John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und Michael Palin ihren von Ex-Beatle George Harrison mitfinanzierten Film 1979 in die Kinos gebracht haben, war die Entrüstung groß: Die katholische Kirche rief zum Boykott des angeblich gotteslästerlichen Films auf. In einigen anderen Ländern folgten sogar Aufführungsverbote – und in Deutschland darf er trotz zunehmender Proteste gegen diese Regelung weiterhin nicht am jedem Tag gezeigt werden.

Dabei scheut „Leben des Brian“ explizit davor zurück, Jesus Christus durch den Kakao zu ziehen. Stattdessen sind die satirischen Ziele des Films blinde Folgsamkeit, der ständige gesellschaftliche Drang, jegliche Individualität aufzugeben, Doppelzüngigkeit und das Fehlinterpretieren friedlich gemeinter Aussagen – sei es aus Unwissen oder aus böser Absicht. Womöglich erklärt sich also doch ganz schlüssig, weshalb einige Kirchenorganisationen und konservative Regierungen Probleme mit dem Film hatten...?

„Das Leben des Brian“ ist aber nicht nur ein sehr bissiger Film, der zielgenau über Bigotterie und Unselbstständigkeit herzieht, er ist obendrein unverschämt komisch. Daher landete er auch an vorderster Stelle des FILMSTARTS-Osterfilm-Rankings:

Das sind die besten Osterfilme aller Zeiten

Denn obwohl die im täuschend echten Bibelepos-Look gehaltene Komödie eine (weitestgehend) kohärente Geschichte erzählt und sich somit vom sonst sketchartigen Monty-Python-Schaffen abhebt, ist sie ein Non-Stop-Gagfeuerwerk.

Von Streitgesprächen über sich täuschend ähnliche, aber zutiefst verfeindete Politgruppierungen bis hin zu Pontius Pilatus, der mit Sprachfehler von seinem Freund Schwanzus Longus berichtet, bis hin zum freundlichen Verurteilten, der sich aus einer Kreuzigung heraus diskutiert und dann höflich wieder einreiht: „Das Leben des Brian“ ist randvoll mit zitierfähigen Sprüchen und schrägen Einfällen, die sich zurecht als unsterblicher Kult bewiesenen haben.

Dass bei diesem Schnellfeuer auch ein paar Rohrkrepierer dabei sind, wie ein paar lang gezogene Gehässigkeiten, spielt da eine denkbar untergeordnete Rolle – bevor man über einen daneben gegangenen Scherz zu Ende gestöhnt hat, hauen die Pythons den nächsten Volltreffer heraus. Wieso also auf die wenigen, rar gesäten Ärgernisse konzentrieren, wenn man stattdessen die Glanzlichter im Auge behalten kann – wie den zum Dauerrenner mutierten (und erstaunlich oft auf Beerdigungen gespielten) Schlusssong „Always Look On The Bright Side Of Life“!

Mehr Musik von Monty Python

Einen wahren Monty-Python-Geheimtipp, der mit diesem unkaputtbaren Kultklassiker verbandelt ist, findet ihr leider weder im heutigen TV-Programm noch im Streaming: „Not The Messiah (He's a Very Naughty Boy)“, eine Nacherzählung von „Das Leben des Brian“ als Sinfonieorchester-Konzert im klassisch-galanten Rahmen.

Naja: Jedenfalls ist dieser Ausflug in den Konzertsaal so klassisch und galant, wie ein Abend sein kann, an dem die Monty-Python-Gang ihr Unwesen treibt! Für Python-Fans und Menschen mit einer Schwäche für den Clash aus Hochkultur-Rahmen und süffisant-albernem Inhalt ist der Konzertfilm auf Disc jedenfalls ein Muss.

Und wenn ihr doch lieber Bildgewalt erleben wollt, ist dieser Streaming-Tipp womöglich was für euch:

Dies ist eine überarbeitete Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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