Rasante Verfolgungsjagden, unzählige Mitglieder der Zivilbevölkerung in Gefahr bringende Schießereien, gewaltige Explosionen und eine Heerschar an sich dem Helden um den Hals werfenden Frauen: Daraus ist das Agentenkino gemacht – jedenfalls der Teil des Genres, der aus James Bond und seinen Nachahmern besteht. Doch da ist ja noch das komplette Gegenteil:
Der ruhig erzählte Agentenfilm, in dem Akten gewälzt, Menschen unauffällig beschattet und beiläufig Fragen gestellt werden, die zu Antworten führen, die mit mühseliger Faktenprüfung relevante Erkenntnisse zu Tage fördern können. Oft auf Romanen des Schriftstellers John Le Carré basierend, bieten diese Filme wenig Krach und Bumm, können aber ebenso fesseln wie ein 007-Spektakel. Überzeugt euch mit dem ungekrönten König der Slowburn-Agentenspannung: Heute, am 26. April 2025, zeigt der rbb ab 23.30 Uhr „Dame, König, As, Spion“. Der Film lässt sich auch bei Amazon Prime Video als Leih- und Kauf-VOD beziehen.
Falls ihr ARTHAUS+ als Prime Video Channel* abonniert habt, könnt ihr den von „So finster die Nacht“-Regisseur Tomas Alfredson inszenierten, herbstlich-gemächlichen Spionage-Nervenkitzel ohne Zusatzkosten abrufen.
Darum geht es in "Dame, König, As, Spion"
1973: Der frühere Top-Spion George Smiley (Gary Oldman) befindet sich im Ruhestand. Doch weil sich der Verdacht aufdrängt, dass es in den höchsten Rängen des britischen Geheimdienstes (intern Circus genannt) einen Maulwurf gibt, der wertvolle Informationen an den sowjetischen KGB weiterleitet, wird Smiley reaktiviert. Ihm werden die besten Chancen eingeräumt, dem Doppelagenten auf die Schliche zu kommen.
Der Kreis der Verdächtigen wurde bereits auf fünf Männer reduziert – trotzdem steht ein mühseliger, langwieriger Prozess der Recherche und verdeckten Ermittlungen bevor. Smiley kann sich auf seine unermüdliche Art, seinen scharfen Verstand, schier unendliche Geduld und eine Handvoll vertrauenswürdiger, alter Freunde verlassen. Doch der Maulwurf hat einen komplexen Plan, um Smiley auf Abstand zu halten...
Große Namen, gewieft eingesetzt
Smileys Suche nach der internen Bedrohung des britischen Spionagezirkus führt den gründlich arbeitenden Ex-Ruheständler nicht nur zu fünf Verdächtigen: Er muss sich auch mit einer Vielzahl an Quellen, potentiellen Vertrauten und unberechenbaren Personen auseinandersetzen. Das nutzten die Verantwortlichen hinter „Dame, König, As, Spion“ für clever gewählte Auftritte namhafter Darsteller.
Zur Besetzung gehören unter anderem Benedict Cumberbatch als langjähriger, beruflicher Weggefährte Smileys, Tom Hardy, Colin Firth, „Sherlock Holmes“-Fiesling Mark Strong, der oft als exzentrischer Hitzkopf besetzte „Adolescence“-Schöpfer Stephen Graham, „Captain America“-Widerling Toby Jones und „Der Elefantenmensch“-Hauptdarsteller John Hurt. Alfredson nutzt die ihm zur Verfügung stehende (seit der Kinoauswertung des Films weiter gestiegene) Starpower zu seinem Vorteil: Durch die bekannten und markanten Gesichter wird es einerseits einfacher, in dieser besonnen erzählten Thrillerhandlung voller Namen, Daten, Zeitebenen und Orten die Übersicht zu bewahren.
Andererseits wird aber auch die Leinwandpräsenz dieses Casts ausgespielt: Manche Schauspieler füllen exakt das aus, was man von ihnen erwartet – andere sind hingegen, wie sich sukzessive herausstellt, gegen den Strich besetzt. Somit übertragen sich Smileys Bemühungen, sein sicher geglaubtes Vorwissen stets zu hinterfragen, unweigerlich auf das Publikum.
Besonnen Suspense geschaffen
Des Weiteren macht sich Alfredson den sorgfältigen Duktus der Vorlage zu Eigen: Selbstredend mussten die für das Skript verantwortlichen Bridget O'Connor und Peter Straughan den Roman stark verdichten – statt seinen Erzählfluss dabei enorm zu beschleunigen, kreierten sie aber eine gemächliche Maulfwurfssuche, in deren Zuge die Bedrohung und die Ängste vor den Konsequenzen geheimdienstlicher Fehler immer spürbarer werden.
In Tandem mit Alfredsons eindringlicher, atmosphärisch-melancholischer Bildsprache nimmt der sprichwörtliche Kloß im Hals unaufhörlich zu, fühlt man immer mehr mit Smiley mit, der sich und seinen Berufsfreunden beweisen will, dass er diese Aufgabe zu meistern versteht. Das ist in seiner konsequenten Reduktion so wirkungsvoll, dass im späteren Handlungsverlauf schon ein kurz zufrieden zuckender Mundwinkel mitreißt wie sonst ein triumphal gemeisterter Stunt 007s!
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