Heute im TV: Wer "Joker" richtig verstehen will, muss dieses Meisterwerk gesehen haben – einer der ganz großen Klassiker
Stefan Geisler
Stefan Geisler
-Redakteur
Stefan liebt die Monty Pythons und deren Kult-Komödie "Ritter der Kokosnuss". Doch auch die skurrilen Filme von "Dänische Delikatessen"-Regisseur Anders Thomas Jensen oder Martin McDonaghs "Brügge sehen … und sterben?" haben ihn schon Tränen lachen lassen.

Charlie Chaplin ist unbestritten einer der ganz großen Leinwand-Komiker. In „Moderne Zeiten“ gerät seine Figur des Tramps zwischen die Räder des industrialisierten Arbeitssystems – und wird gnadenlos ausgespuckt. Heute um 20.15 Uhr auf arte.

Die Filme des legendären Stummfilm-Comedians laden auch heute noch zum Lachen ein – und offenbaren trotz teils harscher Kritik an systemischen oder politischen Missständen einen erstaunlichen Optimismus, der sich auch stets in der Herzensgüte seines Protagonisten widerspiegelt – auch wenn dieser an den Rand der Verzweiflung gedrängt wird.

Eines der besten Beispiele dafür ist „Moderne Zeiten“, den Chaplin zwischen 1933 und 1936 gedreht hat. Hier wird sein Tramp Opfer des fortschreitenden Taylorismus der Industriegesellschaft, also der zunehmenden Prozesssteuerung von Arbeitsabläufen, muss sich mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise und der infolgedessen auftretenden Massenarbeitslosigkeit herumschlagen – und erkennt dabei, dass sein Wert als Mensch auch immer nur an seiner Arbeitskraft gemessen wird.

Bittere Themen, die dennoch mit einem Lächeln angepackt werden. Wer sich den Comedy-Klassiker mal wieder anschauen oder diese filmische Bildungslücke endlich mal schließen möchte, hat am heutigen 30. April 2025 die ideale Gelegenheit dazu: Auf arte läuft um 20.15 „Moderne Zeiten“.

Wer um diese Uhrzeit nicht kann, muss sich nicht grämen, denn die Stummfilm-Komödie findet sich auch in der arte-Mediathek, wo sie ohne Zusatzkosten gestreamt werden kann. Alternativ könnt ihr natürlich auch bei Amazon Prime Video fündig werden. Falls ihr den ARTHAUS+-Kanal abonniert habt, könnt ihr den Film sogar ohne weitere Zusatzgebühren abrufen:

Darum geht es in "Moderne Zeiten"

Der heimatlose Tramp Charlie (Charlie Chaplin) versucht, an einem Fließband in einer großen Fabrik seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Doch die Eintönigkeit und Hektik der Arbeit fordern ihren Preis: Die Nerven des armen Mannes versagen – und er wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Doch kurz nach seiner Entlassung folgt die nächste Katasrophe, denn die Welt ist in eine Krise gestürzt: Arbeitslosigkeit und soziale Nöte prägen die Gesellschaft.

Seine Bemühungen, sich an diese neue Realität anzupassen, scheitern immer auf tragikomische Art und Weise: In einem Kaufhaus nimmt er einen Job als Nachtwächter an – nur um in eine Keilerei mit Einbrechern zu geraten. Auch der Beruf des Kellners scheint ihm nicht zu liegen – und er sorgt für Chaos im Restaurant. Als er schließlich auch noch in einer Stahlfabrik unfreiwillig in die Zahnräder der Maschine gelangt, wird klar, dass er einfach nicht in die Gesellschaft zu passen scheint.

Die Folge: Er landet wieder und wieder im Gefängnis. Spannenderweise wird gerade jener Ort zu einer Oase des Stillstands, die außerhalb der Krise und des gesellschaftlichen Chaos zu existieren scheint. Als er jedoch auf eine junge Vagabundin (Paulette Goddard) trifft, die aufgrund eines Minimalvergehens vor den Behörden flüchten muss, schließt er sich ihr an und lässt die Absurdität der Arbeitswelt hinter sich.

Wer "Joker" verstehen will, muss "Moderne Zeiten" kennen

Auch in Todd Phillips Milliarden-Erfolg „Joker“ aus dem Jahr 2019 spielt „Moderne Zeiten“ eine bedeutende Rolle. In einer Schlüsselszene schmuggelt sich Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) hier ins Kino, um dort jenen Mann ausfindig zu machen, den er für seinen Vater hält: Thomas Wayne (Brett Cullen). Im Kinosaal reiht sich Anzugträger an Anzugträger – die finanzielle Elite Gothams scheint sich hier versammelt zu haben, um „Moderne Zeiten“ zu schauen. Doch das Lachen über dessen Missgeschicke bekommt in diesem Kontext ein Geschmäckle. Die Figur auf der Leinwand und seine Rezipienten befinden sich nicht auf einer Stufe. Das Lachen der Großindustriellen verkommt zum Spott über das Leid der gesellschaftlichen Verlierer.

Gleichzeitig wird der Tramp Charlie auch zur Identifikationsfigur für Arthur Fleck, denn auch er fühlt sich von der Gesellschaft missverstanden, ausgenutzt und ausgespuckt. Doch während der Tramp seinen Kopf hochhält und Optimismus und Gutmütigkeit vorherrschen lässt, breitet sich in Arthurs Herzen nur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit aus. Seine Rolle als gesellschaftlicher Bodensatz wird er – und die Erkenntnis wird im Laufe des Films immer klarer – zu seinen Lebzeiten nicht mehr verlassen können. Bei solchen Gedanken kann einem das Lachen aber so richtig vergehen!

Im Kino kam „Joker 2“ übrigens gar nicht gut an und wurde dort zu einem gigantischen Flop. Was Hauptdarstellerin Lady Gaga dazu zu sagen hat, erfahrt ihr in diesem Artikel:

"So einfach ist das": Lady Gaga kommentiert gigantischen "Joker 2"-Misserfolg

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