
Der Independent-Filmproduzent Edward R. Pressman prägte Hollywood und förderte Filmschaffende wie Oliver Stone, Brian De Palma oder Sylvester Stallone. Einer seiner größten Erfolge ist Abel Ferraras als Kult-Thriller verehrter „Bad Lieutenant“ mit Harvey Keitel aus dem Jahr 1992. Von der kompromisslosen Erzählung über einen korrupten Cop machte Pressman 2009 gemeinsam mit Werner Herzog und den Stars Nicolas Cage und Val Kilmer noch das beeindruckende Remake „Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen“.
Gen Ende seines Lebens dachte der Produzent dann noch größer. 2021 kündigte Pressman an, „Bad Lieutenant“-Ableger in aller Welt zu machen. Deals für Neuauflagen in Großbritannien, Italien, Südkorea, Argentinien und sogar Deutschland seien bereits auf dem Weg, weitere waren geplant. Doch dann kam ihm seine Gesundheit in den Weg. 2023 verstarb Pressman schließlich. Nun führt sein Sohn die Idee des Vaters fort – allerdings erst einmal in einem anderen Land.
Takashi Miike macht "Bad Lieutenant: Tokyo"
Sam Pressman macht gemeinsam mit dem wie Pressman Senior über eine lange Karriere im weltweiten Independent-Kino verfügenden Oscarpreisträger Jeremy Thomas („Der letzte Kaiser“) sowie der Hollywood-Schmiede NEON (zuletzt Oscar-Erfolg „Anora“) den ersten von womöglich mehreren Ablegern, der aus „Bad Lieutenant“ tatsächlich ein Franchise macht.
„Bad Lieutenant: Tokyo“ entführt uns dabei – der Titel macht es schon deutlich – nach Japan. Für die Regie konnte man Takashi Miike gewinnen. Der legendäre Filmemacher, der bereits weit über 100 Werke inszenierte, hat mit Titeln wie „Audition“ oder „Ichi The Killer“ seine Spuren hinterlassen und scheint wie eine ideale Wahl, um einen knallharten Cop-Thriller zu inszenieren.
Die Hauptrolle bekleidet Shun Oguri, der mit Miike schon vier Filme gedreht hat und mit „Godzilla vs. Kong“ auch schon Hollywood-Erfahrung sammeln konnte. An seiner Seite ist die britische Schauspielerin Lily James („Pam & Tommy“, „The Iron Claw“) zu sehen. Mit dabei ist auch die amerikanische Wrestlerin Gionna Jene Daddio, besser bekannt unter ihrem Ringnamen Liv Morgan. Das Drehbuch stammt von Daisuke Tengan, der für Miike schon „Audition“, „13 Assassins“ und die „Masters Of Horror“-Episode „Imprint“ geschrieben hat.
Das ist die Story von "Bad Lieutenant: Tokyo"
Shun Oguri spielt den titelgebenden Bad Lieutenant, einen verruchten Polizisten, der seine Spielsucht finanziert, indem er die Hand aufhält, um Schmiergelder zu kassieren. Doch als eine mysteriöse FBI-Agentin (Lily James) in Tokio auftaucht, um das Verschwinden einer Politikertochter (Liv Morgan) zu untersuchen, wird seine bisherige Welt in Aufruhr gebracht. Unterdessen scheint ein Killer aus der Yakuza-Unterwelt jeden ihrer Schritte zu verfolgen.
In der offiziellen Ankündigung des Projekts erklärt Sam Pressman, dass er den Film auch für seinen Vater mache. Der sei immer überzeugt gewesen, „dass diese Geschichte von Korruption – sowohl der Polizei als auch der menschlichen Seele – eine weltweite Resonanz hat“. Daher freue er sich „die nächste Entwicklung der Reihe in Tokio mit Regisseur Miike, NEON und dem lebenslangen Freund seines Vaters, Jeremy Thomas, zu verwirklichen“.
Eine "unermüdlich wild und einzigartige" Adaption – gegen die übliche Franchisierung?
Damit arbeiten laut Pressman „wahre Gläubige an die Kraft des unabhängigen Kinos“ zusammen, was auch ein Bild von seiner Vision gibt, die er für das „Bad Lieutenant“-Franchise hat: „Regisseur Miike bringt eine furchtlose neue Vision für den Bad Lieutenant, eine Figur, die von einem Auteur geprägt wurde. Genauso wie die Meister Ferrara und Herzog Filme geschaffen haben, die so radikal unterschiedlich waren wie ihre eigenen Stimmen, ist Miikes Adaption unermüdlich wild und einzigartig.“
Die unterschwellige Botschaft: Während Franchises sonst ja eher als gleichförmige Produkte daherkommen, will man hier mit starken Stimmen sehr unterschiedliche Werke schaffen, welche nur durch ihr gemeinsames Thema geeint werden. Schließlich war schon Herzogs Version kein wirkliches Remake, sondern ein eigenständiger neuer Beitrag. Während es bei Ferrara um katholische Schuld ging, dominiert bei Herzog dann mehr der existentialistische Wahnsinn. Und nun bei Miike?
Der Regisseur macht in der offiziellen Ankündigung schon mal mit einer Baseball-Metapher deutlich, dass mit ihm auch keine Kompromisse und kein Genre-Einheitsbrei zu erwarten ist: „Ich werde euch gleich einen Fastball mitten in die Strike Zone werfen – ohne Tricks, ohne Spielereien. Ich bin zuversichtlich, dass wir dabei sind, alle Grenzen zu sprengen, um unvergessliche Unterhaltung zu schaffen. Macht euch bereit für die Reise mit uns!“
Wann diese Reise im Kino beginnen soll und „Bad Lieutenant: Tokyo“ erscheint, wissen wir noch nicht. Allerdings starteten die Dreharbeiten bereits jetzt im Mai, sodass eine Veröffentlichung 2026 uns sehr wahrscheinlich erscheint. Nicht bekannt ist, welche weiteren Ableger noch folgen könnte. Mit Spannung erwarten wir natürlich Neuigkeiten, ob weiterhin – wie 2021 angekündigt – auch eine deutsche Version geplant ist.
Übrigens ist es nicht das einzige spannende Projekt von Takashi Miike, welches diese Woche bekannt wurde. Mehr zu einem anderen gibt es im folgenden Artikel:
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