Stephen King steuerte eine Folge zu einer absoluten Kultserie bei – darum war es für ihn "eine seltsame Erfahrung"!
Dobrila Kontic
Dobrila Kontic
-Freie Autorin
Zu Dobrilas Lieblingsfilmen gehört Düster-Melancholisches ("Donnie Darko") bis Dystopisches ("Children of Men"), aber schwarzhumorigen Komödien und Satiren kann sie auch viel abgewinnen.

In „Das Spiel“ muss sich FBI-Agentin Scully ganz ohne Mulder mit einem bizarren Fall auseinandersetzen. Diesen hatte Horrormeister Stephen King erdacht, aber sich schließlich „Akte X“-Showrunner Chris Carter beugen müssen.

Twentieth Century Fox

Paranormales, schaurige Kreaturen und mit den üblichen Mitteln der Wissenschaft kaum erklärbare Phänomene: Die Kultserie „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ besteht zum großen Teil aus Mystery-, Sci-Fi- und Horror-Elementen. Und mit Horror, vor allem in Form von Romanen, Kurzgeschichten und geeigneten Film- und Serienvorlagen, assoziiert man doch stets den bis heute ungeheuer produktiven und populären US-Autoren Stephen King.

So verwundert es zunächst kaum, dass Stephen King 1998 das Drehbuch zu einer „Akte X“-Folge verfasste. Nur, dass diese Episode eben nicht zu den beliebtesten unter den treuen Fans der Serie gehört, scheint seltsam und fast unerklärlich. Fast…

Es begann in einer Quiz-Show

Im November 1995 trat Stephen King bei „Celebrity Jeopardy“, der Promi-Version der beliebten Quiz-Show, als Kandidat gegen Schauspielerin Lynn Redgrave und „Akte X“-Star David Duchovny an. Gegenüber Duchovny erwähnte King damals schon, dass er ein riesiger Fan der 1993 angelaufenen Serie sei und Lust habe, selbst eine Folge zu schreiben. Duchovny stellte den Kontakt zu „Akte X“-Creator und -Showrunner Chris Carter her.

Einige Zeit später schrieb King ein Skript für eine Episode namens „Chinga“, die 1995 als zehnte Folge in der fünften Staffel ausgestrahlt wurde – der deutsche Titel lautete „Das Spiel“. Diese und alle anderen Folgen von „Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI“ könnt ihr aktuell im Abo von Disney+ streamen:

Scully und die Mörderpuppe – darum geht es in "Das Spiel"

Wie die meisten King-Erzählungen spielt der Plot von „Das Spiel“ im US-Bundesstaat Maine: In dem kleinen Örtchen Amma Beach fährt die alleinerziehende Mutter Melissa (Susannah Hoffman) mit ihrer kleinen Tochter Polly (Jenny-Lynn Hutcheson) zu einem Supermarkt. Polly hat ihre Puppe Chinga dabei, als sie den kleinen Markt betreten und die anderen Einkäufer sie und Melissa misstrauisch zu mustern scheinen. Kurze Zeit später beginnen alle Kunden plötzlich sich selbst verletzen und ihre eigenen Augen auskratzen zu wollen – und der Metzger ersticht sich, woraufhin Melissa und Polly aus dem Laden fliehen.

Die kleine Polly und ihre sinistre Puppe Chinga Twentieth Century Fox
Die kleine Polly und ihre sinistre Puppe Chinga

Rein zufällig ist Scully (Gillian Anderson), die rationalere Hälfte des Ermittlungsduos von „Akte X“, gerade auf Durchreise zu einem kleinen Erholungstrip in Amma Beach unterwegs. Als ihr aus den Augenhöhlen blutende Menschen vorm Supermarkt entgegentreten, wird sie in den Fall hineingezogen, bei dem ihr Mulder (David Duchovny) lediglich telefonisch zur Seite stehen kann. Die Aufnahmen der Überwachungskamera aus dem Laden bringen Scully bald auf die Fährte von Melissa, über die in der Kleinstadt gemunkelt wird, sie sei eine Hexe. Doch bald schon hat Scully die seltsame Puppe der tyrannisch auftretenden Polly im Visier…

Eine "sehr seltsame Erfahrung" für Stephen King

Bis heute stößt „Das Spiel“ auf eher gemischte Resonanz – sowohl bei TV-Kritiker*innen als auch bei Fans von „Akte X“. Moniert wird vor allem, dass Mulder und Scully in dieser Episode örtlich getrennt sind und das so beliebte Geplänkel zwischen den beiden nur auf wenig telefonische Interaktion beschränkt ist. Zudem empfinden viele die Episode als nicht so gruselig, wie man es von Horror-Meister Stephen Kind erwarten würde.

Doch für beides gibt es Gründe: Stephen Kings ursprüngliche Drehbuch-Version entsprach nicht den Ansprüchen von Showrunner Chris Carter, der sehr genaue Vorstellungen davon hatte, wie Scully und Mulder interagieren – flirty, aber dabei äußerst subtil. Carter schrieb Kings Skript also dahingehend um, dass Scully in „Das Spiel“ auf sich allein gestellt ist. Von diesem Eingriff in sein Originalskript war King wenig begeistert: In einem Interview mit Lilja’s Library, einem dem Horror-Meister gewidmeten Fan-Magazin, verbuchte er Carters „ziemlich umfangreiche“ Abänderung seines Skripts als „sehr seltsame Erfahrung“.

Dabei war es nicht das erste Mal, das Stephen King solch einen Umgang mit seiner niedergeschriebenen Version über sich ergehen lassen musste: Schon die Adaption seines Romans „Shining“ durch Stanley Kubrick 1980 nahm sich seiner Ansicht nach zu viel Freiheit heraus. Zwar gilt Kubricks „Shining“ bis heute als Meisterwerk und hat es in einer Umfrage der FILMSTARTS-Community auf Platz 3 der besten Horrorfilme aller Zeiten geschafft, doch Stephen King wäre ein anderer Regisseur lieber gewesen – welcher, erfahrt ihr hier:

Statt Stanley Kubrick: Diesen Regisseur hätte sich Stephen King für "Shining" gewünscht

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