„Slumdog Millionär” machte Dev Patel praktisch über Nacht zum Star und zu einem der bekanntesten indisch-stämmigen Gesichter – obgleich der Brite selbst Indien erst beim Dreh des Films erstmals besucht hatte. In „Lion – Der lange Weg nach Hause” wurde er erneut seiner Wurzeln wegen besetzt, passt aber nicht nur deswegen wie die Faust aufs Auge. Denn Patel liefert hier die wohl beste Darstellung seiner Karriere ab und wurde dafür auch zu Recht mit einer Oscar-Nominierung bedacht (dazu kamen noch weitere fünf Nominierungen, darunter als Bester Film).
Seine Verkörperung des Sairoo Brierley ist voller Tiefe und geht ans Herz – was aber nicht zuletzt daran liegt, dass der Film auf der ergreifenden wahren Lebensgeschichte Brierleys beruht, die dieser 2014 in seinem Roman „A Long Way Home” mit der Welt geteilt hatte. Es ist die ziemlich unglaubliche Geschichte eines Wiederfindens, die für eine Verfilmung prädestinierter nicht sein könnte. Heute Abend um 20.15 Uhr bekommt ihr „Lion - Der lange Weg nach Hause” (ohne Werbung) auf arte zu sehen. Alternativ könnt ihr den Film im CineMix+-Channel auf Amazon Prime Video streamen – innerhalb des 7-tägigen Probeabos sogar völlig kostenfrei!
Eine Geschichte, wie das Leben sie schreibt
Saroo (jung: Sunny Pawar) lebt mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in einem indischen Dorf. Mit seinem Bruder Guddu (Abhisek Bharate) klaut er Kohle von Zügen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Als er eines Nachts seinen Bruder zum Arbeiten begleiten will, schläft er versehentlich in einem Zug ein und wacht Tausende Kilometer weiter in Kalkutta wieder auf.
Er kann weder sagen, wie sein Heimatort heißt noch wie sein Nachname lautet – und so wird er letztendlich zur Adoption freigegeben. Ein australisches Ehepaar (Nicole Kidman und David Wenham) nimmt ihn bei sich in Tasmanien auf, wo er mit seinem Stiefbruder Mantosh (Divian Ladwa) aufwächst. Als er seine Ausbildung im Hotelmanagement beginnt, wird er an seine Kindheit erinnert und beginnt, mithilfe von Google Earth seine Erinnerung abzutasten…

Regisseur Garth Davis gelingt es mit „Lion - Der lange Weg nach Hause”, eine emotionale Geschichte zu erzählen, ohne dabei nur auf die Tränendrüse zu drücken, was nicht zuletzt auch an den eindrucksvollen Bildern von Kameramann Greig Fraser liegt. Stark ist insbesondere die erste Hälfte des Films, die dem kleinen Saroo durch das Chaos Indiens folgt.
Der Film lebt von seinen Kontrasten – bzw. den Kontrasten der beiden Welten, zwischen denen sein Protagonist sich hin und her bewegt bewegt: Zwei Welten, die allein auf Bildebene aufeinanderprallen. Indien in der ersten Hälfte des Films ist bunt, beengt, chaotisch, während Tasmanien in der zweiten Hälfte mit Weite, Ordnung und kühlen Landschaften aufwartet. Das spiegelt sich auch auf Ebene der Filmmusik wider, die zweigeteilt von Dustin O’Halloran und Volker Bertelmann (a.k.a. Hauschka, Oscar für „Im Westen nichts Neues”) jeweils für eine Filmhälfte komponiert wurde.
Wo und wie der Film endet, ist natürlich vorab schon klar – und dass die Geschichte sich unweigerlich auf das Wiedersehen zubewegt. Dass man sich ergreifen lassen kann und darf, ist vorausgesetzt, wenn man hier einschaltet. Und wie das oft bei Filmen ist, die auf wahren Begebenheiten beruhen, wird man auch mit dem Abspann noch belohnt.
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