Heute Abend ohne Werbung im TV: Dieses Western-Highlight müssen Tarantino-Fans gesehen haben – blutig, bitterkomisch und boshaft
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

Von der deutschen Synchronisation einst entstellt, von Quentin Tarantino gefeiert und imitiert: Heute Abend läuft der brutale, bitterböse und beißend-komische Italo-Western „Zwei Companeros“ im Free-TV!

Die deutsche Veröffentlichungsgeschichte zahlreicher Italo-Western gleicht dem Wilden Westen – so auch der Umgang mit einem unterhaltsamen, bissigen und gewalttätigen Geniestreich des Kultregisseurs Sergio Corbucci: In Deutschland wurde der von Quentin Tarantino bejubelte und sowohl in „Kill Bill Vol. 2“ als auch in „Django Unchained“ referenzierte Highlight-Western „Zwei Companeros“ lange Zeit bloß stark gekürzt ausgewertet. Noch dazu sorgt eine wüste Schar an Alternativtiteln für massig Verwirrung.

Der Revoluzzer-Western kam hierzulande unter anderem als „Drei Companeros räumen auf“, „Lasst uns töten, Companeros“, „Wo er hinschlägt wächst kein Gras mehr“ und „Seine Rechte stoppt den Bartwuchs“ auf den Markt. Da kann man schnell die Orientierung verlieren. Doch wir können allen Western-Begeisterten und Tarantino-Fans, die sich mit den Vorbildern des Erfolgsregisseurs auseinandersetzen wollen, nur raten, sich heute gen Free-TV zu orientieren.

Denn heute, am 13. Juni 2025, zeigt der BR „Zwei Companeros“ ab 22.45 Uhr – und das in einer deutlich längeren Fassung als noch bei der deutschen Erstauswertung. Alternativ könnt ihr den Film unter dem Titel „Companeros“ als VOD erwerben, etwa bei Amazon Prime Video:

Noch eine Spur länger ist der Film auf Blu-ray*. Die Uncut-Scheibe enthält zudem beide Synchronfassungen, die in Deutschland für „Zwei Companeros“ erstellt wurden: Die viel kritisierte Blödelfassung in echtem Schnodderdeutsch von und mit Rainer Brandt, sowie die heute im BR laufende, sich am Original orientierende Synchro mit der langjährigen Arnold-Schwarzenegger-Stammstimme Thomas Danneberg auf der von „Django“-Star Franco Nero gespielten Hauptrolle.

Darum geht es in "Zwei Companeros"

Der schwedische Waffenhändler Yodlaf Peterson (Franco Nero) will sich am bleihaltigen Konflikt in Mexiko bereichern und reist daher nach San Bernadino. Dort will er General Mongo (José Bódalo), der das aufständische Volk verraten hat und nur nach dem schnöden Mammon giert, eine Ladung Waffen verkaufen. Die Revoluzzerin Lola (Iris Berben) versucht, den gewissenlosen Schweden dazu zu bringen, diesen Deal aufzugeben und sich dem charismatischen Professor Xantos (Fernando Rey) in den Dienst zu stellen, der eine gewaltlose Opposition anführt.

Wie es der Zufall (und die Geldgier) so will, kommt es dazu, dass sich die Interessen von Xantos' Gefolgschaft und Mongos Mannen kurzzeitig überschneiden: Xantos wurde von US-Amerikanern in Gefangenschaft genommen. Klar, dass seine Leute ihn rausholen wollen. Doch da nur er die Kombination für den Safe der mexikanischen Staatskasse kennt, will auch Mongos Befehlshaber „Der Baske“ (Tomás Milián) Xantos befreien – schließlich sollte Peterson mit dem erbeuteten Inhalt des Safes bezahlt werden. Es bahnt sich also temporäre Ruhe in Mexiko an! Doch dann setzen die Amis den Kopfgeldjäger John (Jack Palance) auf den Schweden und den Basken an...

Ein Eigen-Remake mit Schmiss und Zorn

Er erreichte nie denselben Status an Prestige wie sein Kollege Sergio Leone, dennoch errang auch Sergio Corbucci eine eingefleischte und immer noch wachsende Fangemeinde: Der Gewaltfilmer brachte die „Django“-Manie ins Rollen, haute mit „Leichen pflastern seinen Weg“ einen Brutalowestern-Meilenstein raus und beeinflusste mit seiner zünftigen Vereinigung von Härte, Anspruch und Witz zahlreiche Filmschaffende.

Der wohl berühmteste Corbucci-Fan ist Tarantino, der sich nicht nur gelegentlich an Einfällen des Italieners bedient, sondern obendrein in der Doku „Django & Django“ ausführlich über seine Passion für die Western des 1990 verstorbenen Regisseurs sprach. Einigen Raum nimmt dort „Zwei Companeros“ ein, den man als Variation (wenn nicht gar als Remake) von Corbuccis zwei Jahre zuvor veröffentlichtem „Mercenario – Der Gefürchtete“ betrachten kann.

Beide Filme haben zahlreiche Parallelen zueinander, doch „Mercenario“ ist der freudlosere, schwerfälligere Filme in diesem Doppelpack – inklusive einer gewollt schwerer erträglichen Performance Neros. Paradoxerweise zieht der dramatische „Mercenario“ klarere Moralgrenzen, während der schmissiger erzählte „Zwei Companeros“ dermaßen in Ironie und beißender Gesellschaftskritik getränkt ist, dass es einem zwischendurch fast (!) die Aufbruchsstimmung verleiden kann.

Im Kern ist „Zwei Compañeros“ dennoch die anspornende, mit kernig-boshaftem Witz gewürzte Geschichte zweier Egoisten, die ihr mentales Tal der Selbstsucht verlassen, um die restliche Welt zu verbessern. Und damit das bloß nicht moralinsauer wirkt, gibt es grobe Anblicke barbarischer Folter, blutige Schusswechsel und deftig-drastische, politisch aufgeladene Metaphern. Wie etwa einen geldgeilen, sich in fremde Konflikte einmischenden Amerikaner, der seinen Adler mit Menschenfleisch füttert. Was zum Donner könnte Corbucci damit bloß gemeint haben?

Und solltet ihr nach dieser Frage rotsehen (oder einfach Lust auf noch mehr blutigen Western-Filmgenuss verspüren): Gönnt euch nach „Zwei Companeros“ unseren folgenden Heimkino-Tipp!

Ab heute neu im Heimkino: Einer der besten & härtesten Western der Filmgeschichte – in 4K!

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