Was haben eine Gruppe musizierender Katzen im Paris der Belle Époque und Quentin Tarantinos Kultfilm „Pulp Fiction” gemeinsam? Mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde: Denn die ausgelassene Tanzszene des Disney-Klassikers „Aristocats” diente Tarantino als Inspiration für den legendären Twist von Vincent Vega und Mia Wallace.
Die Szene, in der Thomas O’Malley und die feine Duchesse inmitten der jazzigen Katzenbande im bunt-flirrenden Licht tanzen, ist nicht nur musikalisch mitreißend, sondern auch visuell ein stilistisches Highlight. Tarantino zitiert, wie so oft, diesen Moment ganz bewusst als Hommage an die Popkultur. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:
Ausgerechnet ein Disney-Film hat Quentin Tarantino zu einer der berühmtesten Szenen in "Pulp Fiction" inspiriert!Und wer sich mit eigenen Augen davon überzeugen will, der kann dies heute Abend im Fernsehen tun: Denn am heutigen 13. Juni 2025 läuft „Aristocats” um 20.15 Uhr beim Disney Channel. Und wer genau hinsieht, erkennt in Duchesses grazilen Bewegungen ein Vorbild für Uma Thurmans geschmeidigen Tanzstil. Doch nicht nur dafür lohnt es sich, den Klassiker wieder- bzw. neu zu entdecken: Denn er ist ein musikalisch vibrierendes Roadmovie mit nostalgischer Disney-Magie, das nicht nur Kinder erfreut.
Wer den Film lieber streamen möchte, hat derweil natürlich auf Disney+ die Möglichkeit:
Mit Stil, Charme und Schnurrhaaren
Die Geschichte führt uns ins Paris des Jahres 1910: In einem eleganten Anwesen lebt die Katzendame Duchesse (Stimme: Brigitte Grothum) mit ihren drei verspielten Kätzchen bei Madame (Gisela Reißmann). Dass diese ihr gesamtes Erbe ihren Katzen vermachen will, passt dem geldgierigen Butler Edgar (Klaus W. Krause) so gar nicht. Und so plant er einen hinterhältigen Coup: Er mischt den Vierbeinern Schlafmittel in die Milch und setzt sie mitten in der Nacht aus. Damit beginnt ein tierischer Roadtrip, auf dem die Stadtkätzchen vom Land wieder zurück nach Hause finden müssen.
Dabei begegnen sie dem draufgängerischen Straßenkater Thomas O’Malley (Edgar Ott), der sie begleitet und ihnen Einblicke in die Welt eines Streuners und Überlebenskünstlers gibt. Dass er dabei der Duchesse imponiert, steht natürlich außer Frage – dass altbewährte Hollywood- und Romantik-Klischees verarbeitet werden, ebenso wenig.

Wie so oft treffen soziale Gegensätze hier aufeinander: Die feine Katze aus gehobenem Hause und der Straßenkater stehen für zwei Welten, deren Kluft es zu überwinden gilt. Ein Motiv, wahrscheinlich so alt wie das Geschichtenerzählen selbst – das sich zurückverfolgen lässt bis hin zu Märchen wie „Aladin und die Wunderlampe” oder natürlich „Aschenputtel”. Filmische Referenzen lassen sich hier finden zu „Susi und Strolch” (1955) oder auch „Ein Herz und eine Krone” mit Audrey Hepburn (1953).
Hepburn mag für die anmutige Duchesse ebenfalls eine Inspirationsquelle gewesen sein. Man denke zudem an ihre Tanzszene in „Ein süßer Fratz” mit Fred Astaire (1957), die in der Lichtgestaltung stark an besagte Szene von „Aristocats” erinnert. So entsteht im Zusammenschluss eine bemerkenswerte Zitatkette von Hepburn über Disney bis hin zu Aristocats.
Bezaubernde Nostalgie – leicht überholt
„Aristocats” war das 20. abendfüllende Meisterwerk und der erste Animationsfilm aus dem Hause Disney, der vollständig nach dem Tod Walt Disneys realisiert wurde – und der letzte, den der Meister noch persönlich in Auftrag gab. In einer Phase des Übergangs, künstlerisch wie wirtschaftlich, setzte das Studio auf bewährte Zutaten: Klassische Animation, humorvolle Tiercharaktere, eine Prise Liebe und viel Musik. Der Einfluss des Jazz, der in dieser Zeit als cool, rebellisch und urban galt, prägte nicht nur den Soundtrack, sondern auch die lockere Atmosphäre des Films.
Die Animation wurde teilweise aus „Das Dschungelbuch” recycelt und so verwundert es auch wenig, dass man hier und da auch Balu oder Baghira in O’Malley wiedererkennen kann. Hierfür wurde das Studio teilweise auch kritisiert. Wer sich für mehr Hintergründe interessiert, kann sich die Blu-ray auf Amazon holen: Hier findet ihr einen alternativen, verloren gegangenen Anfang des Films, einen zusätzlichen Song und mehr.
Hinter all dem Swing und Stil verbergen sich auch Fragmente eines überholten Rollenverständnisses: Frauen und Mädchen haben sich zurückzuhalten und vornehm zu sein, während Männer und Jungs wild, vorlaut, frei und dreckig sein dürfen. Was am Ende Grund genug bietet, den Film wieder und mit neuen Augen zu betrachten.
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