Jahrelang sorgte er im deutschen Fernsehen und im Kino mit heiter-ulkigen Produktionen für unbeschwerten Spaß und moderierte humorvolle Shows. Somit erarbeitete sich Dieter Hallervorden eine große, generationenübergreifende Fangemeinde und wurde zu einem allgegenwärtigen Namen in der hiesigen Medienwelt.
In jüngeren Jahren verspielte der Kultkomiker allerdings die Sympathien so mancher zuvor eingefleischter Fans: Er wird ihnen zu streitlustig, wenn nicht gar zu leichtsinnig zündelnd. Doch es ist nicht die gegenwärtige, kontroverse Seite Hallervordens, die heute im TV im Mittelpunkt steht, sondern der Film, mit dem er Anfang der 2010er ein neues Karrierekapitel aufgeschlagen hat:
Der mdr zeigt heute, am 7. September 2025, ab 20.15 Uhr die Tragikomödie „Sein letztes Rennen“, mit der Dieter Hallervorden eindrucksvoll unterstrichen hat, welch ernstes, schauspielerisches Talent in ihm steckt. Den Film, für den Hallervorden 2014 den Deutschen Filmpreis als bester Hauptdarsteller erhalten hat, ist zudem via Amazon Prime Video als VOD verfügbar:
Darum geht es in "Sein letztes Rennen"
1956 gewann der Marathonläufer Paul Averhoff (Dieter Hallervorden) die Goldmedaille. Diese Glanzzeiten sind jedoch längst vergessen. Öffentlich sowieso, aber auch privat: Jetzt ist er über 70 Jahre alt, fällt seiner besorgten sowie geschäftigen Tochter Birgit (Heike Makatsch) zunehmend zur Last und zieht mit seiner kränkelnden Frau Margot (Tatja Seibt) daher in ein Altenheim. Dort wird ihnen die nötige, professionelle Pflege versprochen. Während diese Umstellung Margot zugutekommt, wird Paul vom betulichen, ereignisarmen Heimalltag auf die Palme gebracht.
Also beginnt er auf eigene Faust mit Lauftraining, sehr zur Freude vieler Bewohnerinnen und Bewohner des Heims. Auch Margot fühlt sich beflügelt und agiert als Pauls Trainerin. Manche der Damen und Herren im Altenheim sind dagegen davon, dass Paul mit dem eingefahrenen Alltag bricht, genervt. Doppelt und dreifach gilt das für die Heimleitung, die mit der ungewohnten Situation nicht umzugehen versteht. Dann streitet sich Paul mit einem jungen Pfleger (Frederick Lau) – und schlägt ein Wettrennen vor...
Eine filmische Ehrenrunde
„Das letzte Rennen“ war längst nicht Hallervordens erster Ausflug ins ernste Fach. So war er einer der gewissenlosen Jäger im satirisch-dystopischen Menschenhatz-Thriller „Das Millionenspiel“. Doch der von Kilian Riedhof inszenierte und gemeinsam mit Marc Blöbaum geschriebene Überraschungserfolg aus dem Jahr 2013 war eine damals unerwartete Rückkehr ins ernste Film-Metier – und eine erstaunlich gute noch dazu:
Mit rund 425.000 verkauften Eintrittskarten zog „Sein letztes Rennen“ an damaligen Oscar-Hoffnungen wie „Silver Linings“ mit Jennifer Lawrence und Kathryn Bigelows Krieg-gegen-den-Terror-Thrillerdrama „Zero Dark Thirty“ vorbei. Dieser Erfolg war zweifelsfrei von Hallervordens Leistung beflügelt: Er zeigt ganz uneitel die mentalen wie körperlichen Zipperlein, die mit dem Alter kommen (und je nach Tagesform mal deutlich schlimmer sind und andere Mal mit zusammengebissenen Zähnen verkraftet werden). Gleichwohl gibt er glaubhaft das inspirierende Bild eines rüstigen, sportlichen und geistig flinken Senioren ab, der mit einem Ziel vor Augen deutlich jüngeren Leuten ein Schnippchen schlägt.
Dass sich die Dramaturgie und die Tonalität der Tragikomödie eher an anspornend-heldenhaften US-Sportfilmen orientiert als an schwereren deutschen Filmen über das Altern, ist spürbare Absicht. Je nach individueller Filmvorliebe sorgt das für einen hübsch-gefälligeren oder einen befremdlich-seichten Sehgenuss, und manchmal droht die audiovisuelle Pathos-Attacke, die erbauliche Story eher zu hemmen als zu stärken.
Aber Hallervordens bewegendes Spiel, die bei aller filmischen Leichtigkeit dennoch kritisch-facettenreiche Skizzierung eines Altenheim-Alltags und die kreativen Spitzen, mit denen die Dialoge versehen sind, federn diese Probleme ab. Am Schluss bleibt eine tragikomische Geschichte, bei der man mit dem Protagonisten regelrecht mitleidet – und sich fest vornimmt, besser auf sich zu achten.
Und wenn ihr noch mehr Hallervorden sehen wollt, dann solltet ihr unserem folgenden Heimkino-Tipp dringend eure Aufmerksamkeit schenken:
Heute Abend streamen: Dieser grandiose Thriller hat einen Sci-Fi-Klassiker mit Arnold Schwarzenegger vorweggenommen*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.