
Große Geister und Milliardäre genießen eine gewisse Narrenfreiheit, wenn es um ihre empfehlenden Äußerungen über den Fortbestand der Menschheit oder deren Kunst geht. Dies trifft mitunter gleich doppelt auf den legendären und heutzutage teilweise umstrittenen Filmemacher George Lucas zu. Dieser äußerte sich zuletzt bei einer Rede an der USC School of Cinematic Arts von Kalifornien zum Verhältnis von moderner Filmtechnik und dem Handwerk der Filmemacher. Dabei hatte er eine Warnung für die wissbegierigen Filmschüler parat: "Vergesst nicht die Grundlagen! Verliebt euch nicht zu sehr in die neue Technik - denn tatsächlich ist sie gar nicht neu. Nur das Medium, mit dem wir arbeiten, ist neu, doch ändert dies nichts. Die Kunst dessen, was wir tun, ist noch immer dieselbe. Sie steht jenseits von Technologie. Es ist die Kunst der Filme."
Diese Äußerung trifft beim Internetpublikum genau ins Zentrum der Lachmuskeln, vor allem bei "Star Wars"-Fans. Denn gerade sie tragen seit Jahren einen Streit über die Qualität der neueren Teile "Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung", "Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger" und "Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith" aus. Jene Prequel-Trilogie hat nach Meinung derjenigen, die sie ablehnen, zu sehr auf Computereffekte und zu wenig auf eine packende Geschichte, interessante Charaktere und geschliffene Dialoge gesetzt. Somit hat George Lucas' jüngstes Statement besondere Brisanz, war er doch sowohl bei der alten, als auch der neuen Trilogie Hauptverantwortlicher in Effekt- und Kreativ-Belangen.
Wie ist Lucas' Rat und Warnung vor der Technikverliebtheit zu werten? Nachdem der von Lucas gegründete Medienkonzern Lucasfilm im Jahr 2012 an Walt Disney verkauft wurde, hatte sich Lucas aus dem aktiven Filmgeschäft zum größten Teil zurückgezogen und für die angekündigte neue "Star Wars"-Trilogie eine lediglich beratende Funktion angekündigt. Somit besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich zusammen mit der beruflichen Situation und seinem Verhältnis zum Filmgeschäft auch seine Perspektive auf Spezialeffekte geändert hat; jenen Aspekt des modernen Filmemachens, für den er und seine Firma so berühmt wurden. So lässt sich Lucas' Äußerung gewiss ironisch oder gar zynisch betrachten und in diesem Zuge als unreflektierte Selbstvergessenheit eines in die Jahre gekommenen Regisseurs abtun. Doch wer einmal die weit gesäte Wut über die Erfindung von Hass-Figur Jar Jar Binks beiseite lässt, könnte in Lucas auch jemanden sehen, der sich trotz bester Intentionen beim Dreh der neueren Trilogie zu sehr in seine technischen Möglichkeiten verliebt hatte und dies nun einsieht. Viel wichtiger aber als eine psychologische Analyse von George Lucas ist die Frage, ob oder wie das von Blockbustern betriebene Hollywood auf diese Botschaft reagieren wird - und vor allem, ob J.J. Abrams sie in "Star Wars: Episode VII" beherzigt.
Nach so vielen schwerwiegenden Gedanken gibt es zum Ausgleich ein bisschen lockeren Weltraumspaß mit dieser Musikvideoversion von Pharrell Williams "Happy":
