Zunächst, als 49-jähriger, ehemaliger Tuner und Racer habe ich mich wegen Nathalie Kelley, Ryan Phillippe und vor Allem die Aussicht auf schöne Autos und etwas Rennaction zur Serie entschieden - das Teeniedrama ist da eher eine erduldete Begleiterscheinung.
Gleich in den ersten Minuten fühlt man sich, als hätte man die Geschichte schon etwa zehn Mal gesehen, denn es platzt eine Klischeebombe vom Feinsten: Die alleinerziehende Mutter kehrt in die Kleinstadt ihrer Kindheit zurück, wo der geheimnisumwitterte Schwager auf absteigendem Ast vom Familienzuwachs profitiert, aber auch mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Es gibt den arroganten, verwöhnten Schnösel, liiert mit der Schönheit aus reichen Hause und umgeben von schmierigen Trittbrettfahrern. Dann den draufgängerischen aber etwas naiven Underdog, der sich bei seinen Zielen durch nichts aufhalten lässt (darunter gute Ratschläge, Vernunft und Anstand). Außerdem haben wir den netten Nerd, die süße und gutmütige Bedienung, den driftenden Asiaten, die coole Gangsterbraut und natürlich die eigentliche Hauptfigur, eine meist emotionslose, noch nicht volljährige bisexuelle Spitzenmechanikerin und passend dazu die Love-Interests mit Option in beide Richtungen, dargestellt durch den geheimnisumwitterten Sohn des (kriminellen) Sheriffs und der lesbischen Tochter von Mamas bester Freundin in Jugendtagen.
Es ist also für jede Menge Drama angerichtet und ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass ich nach der zweiten Folge die komplette weitere Handlung für jeden einzelnen Charakter vorhergesagt habe - und zwar bis auf Kleinigkeiten korrekt.
Was gefällt mir an der Serie bisher?
Zunächst einmal das Wiedersehen mit Nathalie und Ryan, natürlich. Dann wurde eine halbwegs spannende Geschichte auch um die ältere Generation gesponnen, die einige Wendungen mit sich bringt und zumindest neugierig macht, wie es weitergehen wird. Positiv finde ich auch die Entwicklung einiger Charakter weg vom Ursprung... Bösewichte bekommen menschliche Seiten, die Guten hingegen haben auch Leichen im Keller. Auch gibt es einige schöne Autos zu sehen und der Cliffhanger bietet sehr viele Möglichkeiten, die Serie auf eine eigene Geschichte zu stellen, anstatt einfach nur ein Handlungs-Best of der letzten 20 Jahre umzusetzen.
Was gefällt mir an der Serie nicht?
Die Rennsequenzen sind eine Katastrophe und auch bei der vermeintlich professionellen Fachsimpelei bekommt man selbst als Hobby-Mechaniker Herzstolpern. Zudem finde ich die Message bei der Teenie-Handlung schwierig, denn die beiden Geschwister-Hauptfiguren benehmen sich beide eigentlich völlig rücksichtslos, ignorant und egoistisch, kommen damit aber super durch´s Leben. Gleichzeitig werden "schwächere" Figuren wie der Nerd, die Bedienung oder auch die Lesbe als vertretbare Opfer dargestellt, was mich persönlich sehr stört, da ich gerade für diese Charaktere die größere Sympathie empfand.
Würde ich eine zweite Staffel schauen und warum?
Ja, da ich wirklich hoffe, dass die Budgetplanung dann etwas weniger vorsichtig ist und gerade im Actionbereich mehr zulässt. Außerdem hoffe ich darauf, dass die Macher die Gelegenheit nutzen, um das entstandene fatale Bild von "wenn du was haben willst, musst du es dir nehmen, auch wenn du anderen schadest" zu korrigieren.
Die Serie hat definitiv Potential, nutzt es aber noch nicht.