Die Geschichte von Natascha Kampusch ist wirklich erschütternd und wirft ein grelles Licht auf die Abgründe menschlichen Handelns. Beim Ansehen des Films "3096 Tage" war ich zutiefst beeindruckt von der Stärke und Entschlossenheit, die Natascha in ihrer Entwicklung zu einer bemerkenswert starken Frau gezeigt hat. In Bezug auf den Hauptdarsteller Thure Lindhardt konnte ich nicht umhin, eine tiefe Abneigung zu empfinden, nicht weil er schauspielerisch versagte, sondern weil seine Darstellung so real wirkte, dass sie meine Wut auf den wahren Täter, Wolfgang Priklopil, entfachte. In meiner Vorstellung sollte ein Schauspieler, der solch intensive Rollen spielt, sehr sensibel mit der Wahl seiner Projekte umgehen.
Die deutsche Synchronstimme von Lindhardt empfand ich als unerträglich und bei jeder Szene, in der sie zu hören war, verspürte ich nur Ärger. Ich kann mir nicht vorstellen, diese Stimme erneut zu erleben, ohne in Rage zu geraten. Lindhardts Performance schien das Leiden Nataschas fast beklemmend real wiederzugeben. Seine Darstellung bannt die Grausamkeiten des echten Priklopils in all ihrer Härte und zeigt die schrecklichen Umstände, unter denen Natascha leben musste. Diese Szenen zerrissen mir das Herz.
Der Film schaffte es auf eindrucksvolle Weise, die Unmenschlichkeit der Situation zu verdeutlichen. Immer wieder sah ich Natascha wie sie um grundlegende menschliche Bedürfnisse kämpfen musste. Ihr wurde einfach nichts gewährt. Priklopil zwang sie, Würde und Schamgrenzen hinter sich zu lassen - keine Kleidung, keine Privatsphäre. Dies sind Dinge, die niemals wiederholt werden sollten und für die es klare gesetzliche Regelungen geben muss.
Wie jemand es wagen kann, ein Mädchen in ihrer Lage mit beleidigenden Vergleichen zu entwürdigen, bleibt für mich unbegreiflich. Sätze wie „dümmer als ein Hund“ sind abscheulich und sprechen von einem Mangel an Mitmenschlichkeit und Empathie, den ich wahrhaftig verachte.
Nataschas Verzweiflung ist für viele nur schwer vorstellbar, aber umso nachvollziehbarer wird sie durch ihre erdrückende Situation und den Fluchtgedanken, der immer im Raum schwebte. Es ist herzzerreißend und wirkt nach wie vor nach.
Priklopils Verhalten zeugte von einem tiefen Frauenhass und seine Reaktionen auf natürliche menschliche Vorgänge wie die Menstruation zeigten seine emotionale Verkommenheit. Auch der Drehbuchautor hat hier eine erschreckend realistische Welt erschaffen, dennoch frage ich mich, ob es nötig war, jedes Detail so drastisch zu zeigen.
Meine Empörung richtet sich letzten Endes jedoch nicht gegen den Schauspieler selbst, sondern gegen den wirklichen Verbrecher Wolfgang Priklopil und das, was er Natascha antat. Die perverse Gehorsamsforderung sprengt für jeden geistig Gesunden die Grenzen des Erträglichen. Nataschas Scharfsinn blitzte jedoch immer wieder durch und es war bewundernswert, wie sie ihren Schrecken niederschrieb - eine kluge Strategie inmitten dieses Alptraums.
Wie jemand solch ein Verlies konzipieren und 3096 Tage jegliche Menschlichkeit verwehren kann, bleibt unfassbar. Natascha hat nichts falsch gemacht; das wahre Monster war der Täter selbst! Der Missbrauch und die körperliche Gewalt, die sie ertragen musste, waren unerträglich oft im Film inszeniert – dies machte der Schauspieler wirklich intensiv sichtbar.
Auf den realen Suizid des Verbrechers blicke ich mit gemischten Gefühlen - als letzter Akt der Feigheit entzieht er sich so der Verantwortung für seine Taten. Doch auch die Ereignisse um Nataschas Vater lassen mich sprachlos zurück: sein Alkoholismus und die bizarren Aussagen über seine eigene Tochter machen deutlich, dass auch hier Verantwortungslosigkeit herrscht. Dass er ihr nicht unterstützend zur Seite stand oder an sie glaubte, macht ihn für mich gleichsam schuldig.
Diese Geschichte entfacht eine bemerkenswerte Flut von Emotionen in mir, die insbesondere von einem tiefen und intensiven Gefühl der Wut geprägt sind. Es ist geradezu erschütternd zu beobachten und zu reflektieren, welches unfassbare Leid dieser skrupellose Psychopath Natascha zugefügt hat. Die Härte dieser Taten und das Ausmaß der Grausamkeit sind kaum zu fassen und hinterlassen einen bleibenden Eindruck voller Empörung und Bestürzung. In meiner Auseinandersetzung mit dieser Geschichte stoße ich auf die unerklärlichen Tiefen menschlichen Verhaltens. Es bleibt wichtig, solche Geschichten zu erzählen, damit aus dem Schrecken etwas gelernt wird.