Peter Perg war Offizier der Habsburger Streitkräfte Österreichs im ersten Weltkrieg. Er kehrt mit einer Gruppe Kameraden aus qualvoller jahrelanger russischer Kriegsgefangenschaft nach Wien zurück. Auf dem Weg über das schwarze Meer und die Donau ist ihnen die Flucht gelungen. Der Horror der letzten Jahre ist den ausgemergelten Männern ins Gesicht geschrieben.
Doch im Wien des Jahres 1920 ist nach ihrer Rückkehr nichts mehr so, wie zu der Zeit, in der sie hurra-patriotisch in die Schlacht gezogen sind, um das Kaiserreich zu verteidigen. Das Kaiserreich ist zerfallen. Politische Umwälzungen bahnen sich ihren Weg. Die einst so glanzvolle Metropole des einstigen Kaiserreichs hat sich zu einer düsteren, verkommenen, dem Untergang geweihten Stadt entwickelt, die mitten in einem schmerzhaften Umbruch steckt und sich plötzlich als Hauptstadt einer Republik neu erfinden muss. Neue demokratische Strukturen müssen sich erst einmal entwickeln. Hunger, Armut, Gewalt und Tod lauern an allen Ecken und Enden.
In diesem Moloch bahnt sich ein Serienkiller seinen Weg und mordet ehemalige Mitglieder der Armee. Die Taten sind durch unvorstellbare Grausamkeit gekennzeichnet. Peter Berg, ehemals Wiens führender Kriminalist, wird in die finsetren Ereignisse hineingezogen. Es scheint, Perg stünde im Zentrum der Ermittlungen, die sich zunächst gegen ihn selbst richten. Die Opfer sind allesamt hochrangige ehemalige Kameraden, mit denen er gerade erst nach der Flucht aus russischer Kriegsgefangenschaft in Wien eingetroffen ist. Schnell wird klar, dass er nicht Täter sondern potentielles Opfer ist. Der Killer hat es auch auf ihn abgesehen.
Nach und nach enträtseln Perg, seine Gespielin, Gerichtsmedizinerin Dr. Körner, sowie die Beamten der Polizeiinspektion Wien das düstere Rätsel rund um die erschütternden Beweggründe des Killers. Es kommt schließlich zum Showdown zwischen Perg und dem Massenmörder. Nägelkauen ist angesagt.
Der Film ist in einem Stil gedreht, an den man sich zunächst gewöhnen muss. In expressionistischen Bildern zeigt Regisseur Ruzowitzky ein Wien im Umbruch. Nichts ist, wie es einst war. Alles ist in Schieflage geraten. Das drückt sich auch in den Bildern aus, die Wien in seltsam verzerrter Perspektive zeigen. Alles ist nicht nur neu sondern auch schwer. Man hat als Zuschauer ständig das Gefühl, die Schauspieler würden bergauf gehen, jeder Schritt eine Anstrengung. Die Farbgestaltung ist irgendwo zwischen dunkel und extrem dunkel angesiedelt und verleiht der krassen Handlung und den psychischen Befindlichkeiten aller Protagonisten Ausdruck in Perfektion. Zudem wirken die Bilder teils seltsam zerrissen und unterstützen das Schauspiel aller Beteiligten auf eine Art und Weise, wie man es allenfalls noch aus den Zeiten des Stummfilms kennt.
Der Film ist so ganz anders. Eine Herausforderung an alle etablierten Sehgewohnheiten. Eine Hommage an den expressionistischen Stummfilm der 1920er Jahre. Aber auch eine Hommage an bahnbrechende CGI aktueller Videospiele. Eine Hommage an das Theater. Alles eingebettet in eine atemberaubend spannende Handlung, die nichts für schwache Nerven ist. Blutig, radikal und tief verstörend.
Murathan Muslu, Liv Lisa Fries, Max von der Gröben und Matthias Schweighöfer spielen die Hauptrollen in diesem Kino-Experiment, das von der ersten bis zur letzten Minute perfekt funktioniert. Ein eigenwilliges Meisterwerk, das tiefe Spuren hinterlässt und den Zuschauer geschockt und beeindruckt zurücklässt.