Wer sich diesen Film ansieht, muss wissen, wie sich die Formel 1 in den letzten 30 Jahren verändert hat. Von einem nach Benzin-muffenden Männerclub hin zu einem globalen Phänomen auf dem Peak seines Einflusses. Ich verfolge die Formel 1 seit 1996. Als der britische F1-Zampano Bernie Ecclestone vor etwa 10 Jahren die Geschicke in die Hände von Liberty Media, einem US-amerikanischen Konzern in die Hände legte, waren viele skeptisch. Die F1 würde zu einem reinen Event-Sport nach US-amerikanischem Vorbild verkommen. Puristen sahen den Untergang des Abendlandes.
Die Realität zeigt: Der Sport hat sich aus Zeiten, in denen Teams Sorge hatten, pleite zu gehen, mehr als erholt und zu einem echten Business entwickelt. Erstmals verdienen die Privatteams und Konzerne, die hinter den Marken stehen, ernsthaft Geld mit der F1. Dazu beigetragen hat auch die Netflix-Doku "Drive to Survive", die zwar nicht unbedingt realistische Bilder der F1 zeigt, aber das globale Spektakel abbildet, was sie inzwischen ist. Dazu ist die F1 diverser geworden, zwar immer noch von weißen Männern dominiert, aber nicht mehr durchzogen vom Testosteron der vergangenen Zeiten.
Diese Veränderung bildet der F1-Film ab. Er zeigt das Spektakel eines globalen Sports, dessen Faszination der Highspeed, die Gefahr des Sports und die Politik im Hintergrund sind. Zwar setzt sich der Film über zahlreiche Gesetzmäßigkeiten und Regeln des Sports hinweg, zitiert dabei aber gleich mehrere reale Skandale und Strategien der Vergangenheit (. Crashgate), wer jedoch die Grundprämisse akzeptieren kann, dass ein Über-50-jähriger wieder in einen Hochtechnologie-Sport zurückkehren kann, wird an dem Film seine wahre Freude haben. Das, zusammen mit einigen Figurentropen, die bei einem Spielfilm von Jerry Bruckheimer nicht ausbleiben, ist die Hauptschwäche des Films. Ein launiges Figurenensemble, das sichtlich Spaß beim Eintauchen in die schillernde Welt der F1 hatte, macht diesen Mangel bei weitem wieder wett. Wenn sich das APEXF1-Team durch die Boxengasse bewegt, als wenn sie dazugehören und der Teamchef in der Teamchef-PK sitzt, wirkt es surreal, wenn man die F1 regelmäßig verfolgt und dennoch ist es ein tolles Erlebnis, das auch ein "Was-wäre-wenn" zeigt.
Denn das Team APEXF1 ist tatsächlich so divers besetzt, dass die üblichen Verdächtigen sicherlich die woke-Keule auspacken. Doch genau hier liegt die Stärke des Ganzen. Der Film richtet sich nicht primär an die F1-Puristen, sondern an diejenigen, die die F1 gerade erst entdecken und eine Faszination dafür suchen. Schwarze Fahrer, Mechanikerinnen, Strateginnen und Teamchefinnen gehören inzwischen auch zum Bild der F1 dazu, wenn auch nur selten prominent in Szene gesetzt. Der Film und das Team APEXF1 geben ihnen endlich auch eine Bühne, die sie im eigentlich immer noch stark männlich dominierten Sport, sonst nur schwer bekommen. Junge Menschen können sich diesen Film ansehen und Lust bekommen, ebenfalls nach den Sternen zu greifen, um eines Tages Teil dieses Sports zu werden. Für dieses Bild stark gemacht, hat sich unter anderem der siebenfache F1 Weltmeister Sir Lewis Hamilton, der den Film mitproduziert hat.
Er war es auch, der bei den Rennszenen als Berater fungiert hat, und das merkt man dem Endprodukt in jeder Einstellung an. Filmtechnisch allein ist der Film über jeden Zweifel erhaben. Ein Making-of über die Dreharbeiten ist mehr als wünschenswert. Trotz fast doppelter Spielfilmlänge weist der Film kaum Längen auf, und die wenigen ruhigen Momente sind eine willkommene Möglichkeit, um Luft zu holen.
Kurzum, F1-Der Film ist ein Kino-Erlebnis, das auch genau dort hingehört. Die Formel 1 als Sport hat einmalig eine Kino-Bühne bekommen, der sonst den heimischen Fernseher kaum verlassen kann. Er hat mit der Realität nicht viel zu tun und das muss er auch nicht.
Zum Abschluss an alle, die vorher noch nie ein F1 Rennen gesehen haben: Erwartet nicht, dass die F1 so spannend ist und solche Geschichten produziert. Wer bereit ist in den Sport einzutauchen, wird viele langweilige Prozessionsfahrten akzeptieren müssen, und dann wieder durch die Underdog-Stories und chaotische Rennen (zuletzt das Hülkenberg-Podium in Großbritannien 2025) mehrfach dafür entschädigt werden.