ZURÜCK IN DIE GEGENWART
Die Abordnung einer großen Erbengemeinschaft inspiziert ein verfallenes Landhaus, das einem Einkaufscenter weichen soll. Dabei stoßen die Entsandten auf Hinweise zur Vergangenheit der Familie.
Ich habe „Die Farben der Zeit“ auf dem Münchner Filmfest 2025 gesehen.
Kult-Regisseur Cédric Klapisch beschert dem Publikum eine Komödie mit dem Inhalt einer Reise in die Welt des Impressionismus. Der Franzose kennt durch seine Erfahrung alle Schalter, die er betätigen muss, um ein ansprechendes, rundlaufendes Werk auf die Leinwand zu bringen. Das gelingt ihm ebenso für „Die Farben der Zeit“ (Originaltitel: „La venue de l’avenir”, direkt übersetzt: Die Ankunft der Zukunft). Vornehmlich werden die Ermittlungen der Erbengemeinschaft mit Rückblenden bebildert, die weit mehr als 100 Jahre zurückreichen und hauptsächlich Adèle Meunier (Suzanne Lindon) auf der Suche nach ihrer Abstammung begleiten, denn die Geheimnisse um die Familienverflechtungen, die auf die Erben durchschlagen, lassen sich allein durch den Stammbaum nicht lösen.
Klapisch zieht seine Fans gekonnt in das späte 19. Jahrhundert, indem er viele sympathische Charaktere auftauchen lässt, eine nette, bisschen rätselhafte wie spannende Geschichte erzählt und die Szenen in schöne Farben tüncht. Gerade Letzteres ist für ihn obligatorisch, wenn historisch berühmte Personen (Fotograf, Impressionist) ins fiktive Spiel eingreifen, Paris gehört als Schauplatz dazu. Der Titel für den deutschen Kinomarkt ist damit durchaus nachvollziehbar. Der Fokus liegt routiniert auf der charmanten Adèle, während die Erbengemeinschaft weniger intensiv betrachtet wird. Sängerin Pomme, die in der Jetztzeit die Nebenrolle der Fleur spielt, singt ihr wunderbar betörendes Lied „La Nuit“, das zumindest Bezug zur Handlung des Films nimmt und auch im Abspann zu hören ist. Den amüsanten Humor - die Erbengemeinschaft unterschiedlichster Zusammensetzung ist sich nicht zwingend einig - legt der Regisseur geschickt mit mehr Gewicht auf die weniger betrachteten Charaktere, die dadurch mehr Kraft erhalten, und rundet das Gesamtpaket damit ab. Das wirkt sehr professionell, irgendwie zu perfekt, ein bisschen seicht, aber ohne plump zu sein. Das Ende berührt wegen des gut aufgebauten Plots.
Cédric Klapisch gelingt ein herzerwärmender Unterhaltungsfilm, der die Kinokassen sicherlich klingeln lassen wird.