
Josef Kleindienst ist eine schillernde Figur der österreichischen Geschichte. Der ehemalige Polizist wurde im Jahr 2000 der breiten Öffentlichkeit bekannt, als er behauptete, jahrelang für Mitglieder der rechtspopulistischen Partei FPÖ Konkurrenten ausgespäht und dafür rechtswidrig Daten aus Polizeicomputern abgefragt zu haben. Der auch als Buchautor tätige Kleindienst wurde angeblich später mit Spekulationen an der Börse zum Millionär und schließlich mit Immobilien zum Milliardär. In Dubai versucht er seit Jahren, auf sechs künstlich aufgeschütteten Inseln ein Luxusresort namens The Heart of Europe aufzubauen. Doch nun hat er ein neues Ziel: James Bond. Der Milliardär will sich nämlich die Rechte unter den Nagel reißen – aus Sorge, dass die aktuellen Rechteinhaber die legendäre Marke zerstören und töten werden.
Der Reihe nach: Die Markenrechte an James Bond gehören aktuell der amerikanischen Holding Danjaq, die der Familie von Albert R. Broccoli, einem der beiden Begründer der erfolgreichen 007-Filmreihe, gehört. Tochterfirma Eon Productions ist für die Umsetzung der Filme verantwortlich – in Zusammenarbeit mit Rechte-Mitinhaber MGM Studio. Das Hollywood-Traditionsunternehmen gehört mittlerweile Amazon, so dass der Online-Versandhändler beim nächsten 007-Film auch mitmischt.
Schon lange kursieren Gerüchte, dass Danjaq/Eon auf der einen und MGM/Amazon auf der anderen Seite sich nicht einig sind, wie es mit der 007-Reihe im Kino weitergehen soll. Daher gebe es immer noch keine Ankündigung für einen Nachfolgefilm zu „James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben“, der mit neuem Hauptdarsteller das Franchise eigentlich mal wieder rebooten soll. Vielen Fans macht das Sorge – so laut eigener Aussage auch Kleindienst. Der will nun handeln und sich dabei das Markenrecht zunutze machen.
Milliardär kritisiert "grundlegende Probleme", die zum Ende der Reihe führen könnten
Der britischen Zeitung The Guardian ließ Kleindienst über einen Sprecher ausrichten, dass man die „gesamte Situation betrachtet und besorgt“ ist. „Unter keinen Umständen sollte der nächste Film der letzte sein“, habe man Angst, dass die aktuell handelnden Personen die James-Bond-Reihe zum kommerziellen Misserfolg führen. Es gebe nämlich „grundlegende Probleme“ bei der Weiterführung der Reihe. „All das könnte bedeuten, dass James Bond, so wie wir ihn kennen und lieben, nicht mehr existieren wird“, werden Untergangszenarien gezeichnet.
Kleindienst selbst sagt dazu: „Wir und viele, viele weitere Fans sind enttäuscht darüber, zu sehen und zu verstehen, wie mit James Bond umgegangen wird. Unser Anliegen ist es, sicherzustellen, dass James Bond, so wie wir ihn kennen, weiterlebt“. Man wolle sicherstellen, dass „heutige Fans und zukünftige Generationen James Bond weiterhin genießen können.“
Löschung der Markenrechte an James Bond beantragt
Wie Kleindienst das erreichen will? Der Milliardär hat bereits am 27. Januar 2025 bei den zuständigen EU-Behörden Anträge eingereicht, um diverse James-Bond-Markenrechte löschen zu lassen. Ähnliche Anträge sollen auch bei den zuständigen Behörden in Großbritannien getätigt worden sein. Er beruft sich dabei auf Regeln zur Nichtbenutzung von Marken:
Wird eine Marke während eines Zeitraums (normalerweise fünf Jahre) nicht mehr genutzt, kann sie aufgrund von Nichtbenutzung angefochten und gelöscht werden. Dies soll verhindern, dass sich jemand Markenrechte sichert, diese aber nicht ernsthaft im geschäftlichen Verkehr nutzt.
Neben einfach nur „James Bond“ will er auch Markenschutz für „James Bond Special Agent 007“, „James Bond 007“, und den berühmten Spruch „Bond, James Bond” den bisherigen Rechteinhabern entreißen. Die meisten Anträge von Kleindienst beziehen sich wohl auf die Nutzung von Merchandise-Produkten, aber explizit will er auch die Nutzung für Filme und Serien den bisherigen Verantwortlichen wegnehmen.
"Es geht darum, die Zukunft von James Bond so zu sichern, wie wir ihn kennen und lieben."
Denn auch wenn Kleindienst seine Pläne für „James Bond“ erst zu einem späteren Zeitpunkt verkünden will, lassen die bisherigen Äußerungen durchblicken, worum es ihm am Ende geht. Er ist mit der Filmreihe nicht mehr einverstanden und glaubt dabei auch für das Gros der Fans zu sprechen: „Noch besorgniserregender als das Verhältnis der Verantwortlichen zu James Bond ist jedoch ihre Beziehung zu denen, die James Bond ausmachen – seiner Fangemeinde“, zitiert der Guardian so einen Sprecher von Kleindienst.
„Den Kurs zu ändern und James Bond am Leben zu erhalten, wird nur mit den Fans und ihrer Einbindung gelingen. Es geht darum, die Zukunft von James Bond so zu sichern, wie wir ihn kennen und lieben. Wir sehen dies als unsere Aufgabe, und unsere Investition zielt darauf ab, echte Berührungspunkte mit den Fans zu schaffen und sie aktiv einzubeziehen“, werden die künftigen Plänen weiter umrissen. Sie klingen stark danach, als habe jemand Angst davor, dass James Bond zu sehr mit der Zeit geht und sich verändert – obwohl das stetige Mit-der-Zeit-gehen und Sich-Verändern ein fester Bestandteil der Reihe über die Jahrzehnte war.
Erfolgsaussichten? Wir sind skeptisch
Wie erfolgreich sein Vorhaben sein wird, ist fraglich. Die Rechteinhaber der „James Bond“-Marke um Danjaq und die Produktionsfirma Eon haben die Marke schließlich in vielen Bereichen aktiv genutzt. Auch wenn es bei den Kinofilmen aktuell stockt, gab es bei Amazon Prime Video unter anderem eine Dokumentation und eine Spielshow.
Und gerade angesichts der langen Historie an James-Bond-Filmen dürfte eine ausnahmsweise mal längere Pause zwischen zwei Filmen nicht direkt dazu führen, dass man von einer Nichtnutzung der Marke ausgeht. Vor allem sehen die entsprechenden Gesetzesregelungen hier keine automatische Löschung vor. Es ist eine Ermessensentscheidung der zuständigen Behörden. Und selbst wenn Kleindienst eine teilweise Löschung in bestimmten Merchandise-Bereichen, in welchen wirklich keine Nutzung erfolgt, gelingt, hätte das keine Auswirkungen auf die Hauptmarke im Filmbereich.
Die aktuellen Inhaber haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ihre Rechte an der Marke ‚James Bond‘ erfolgreich verteidigen. Es ist davon auszugehen, dass sie auch in diesem Fall eine robuste Verteidigung aufbauen werden. Daher sollte man nicht darauf setzen, dass bald ein österreichischer Ex-Polizist beim „007“-Franchise das Sagen hat.
Ist die Marke wirklich "vom Aussterben bedroht"?
Es ist uns zudem wichtig zum Abschluss dieses Artikels Kleindiensts Befürchtungen kritisch zu hinterfragen. Lange Pausen zwischen Bond-Filmen sind keine Seltenheit: Zwischen „Lizenz zum Töten“ (1989) und „GoldenEye“ (1995) vergingen ebenfalls sechs Jahre, ohne dass die Marke in Gefahr war. Auch zwischen „Ein Quantum Trost“ (2008) und „Skyfall“ (2012) gab es eine etwas längere Wartezeit.
Und womöglich sind auch viele Fans ganz und gar nicht der Meinung des Milliardärs aus Österreich. Die „James Bond“-Reihe war schließlich stets ein Franchise, bei dem sich auch mal Zeit genommen wurde, um die richtigen kreativen Entscheidungen zu treffen. Die aktuelle Pause ist womöglich also gar keine dramatische Bedrohung für die Marke, sondern eine Chance, den nächsten Film mit Bedacht zu entwickeln. Schließlich wird dieser Auftakt mit neuem Hauptdarsteller womöglich für viele Jahre das Franchise prägen und sollte daher besonders gut werden.
Um einen aktuell ans neuen Bond gehandelten Schauspieler geht es übrigens im folgenden Artikel:
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