Lucius Annaeus Seneca (1 bis 65 n. Chr.) war ein römischer Politiker und Philosoph sowie einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit. Zudem war er maßgeblich für die Erziehung, Ausbildung und Charakterentwicklung des wohl zynischsten Tyrannen in der Geschichte Roms verantwortlich: Kaiser Nero. Im Frühjahr 2023 kam eine Verfilmung der letzten Stunden Senecas von „Flightplan“- und „Der Hauptmann“-Regisseur Robert Schwentke in die Kinos, die an diesem Abend nun ihre Free-TV-Premiere feiert.
„Seneca“ läuft am heutigen 5. März 2025 um 23.25 Uhr auf arte. Alternativ könnt ihr den FSK-16-Titel bereits kostenfrei in der Mediathek des Senders streamen. Aufgrund der Altersbeschränkung ist dies allerdings jeweils erst ab 22.00 Uhr möglich – es sei denn, ihr meldet euch bei arte an und bestätigt euer ausreichendes Alter. Zudem ist der Film als Blu-ray, DVD und kostenpflichtiges Video-on-Demand zu haben:
Eine Farce und doch viel mehr
Auf den ersten Blick wirkt „Seneca“ wie eine zum Absurden tendierende Farce über Selbstbeweihräucherung, Opportunismus und Machtmissbrauch mit einem wie üblich extrem unterhaltsamen John Malkovich („Con Air“) als ultimativem Gockel in der Titelrolle. Überdrehtes Schauspiel, wahnsinnige Figuren und einige augenzwinkernd seltsam anmutende Szeneneinschübe machen das Ganze sicher nicht für alle Zuschauer*innen leicht verdaulich. Doch der Film ist viel mehr als nur das Porträt eines von Dekadenz und Selbstverliebtheit geblendeten, auf sein Ende zusteuernden Fatzkes.
Wie unsere gute 3,5 von 5 möglichen Sternen vergebende FILMSTARTS-Kritik bescheinigt, gelingt es Schwentke, einen antiken Stoff im zeitlos künstlerischen Gewand mit aktuellen Anspielungen über das Versagen der Vernunft zu kreieren. „Seneca“ ist eine Parabel über Macht und Machtmissbrauch unter dem Deckmantel einer bitterbösen Komödie. In ihrem Mittelpunkt steht eine historische Figur, die die Möglichkeit gehabt hätte, den Aufstieg eines der schlimmsten Despoten der Menschheitsgeschichte zu verhindern, aber zu selbstverliebt und inkonsequent war, dies zu tun oder auch nur zu erkennen.
Dabei kommt es immer wieder zu Anspielungen auf aktuelle Ereignisse und Personen. Nicht ohne Grund nennt Seneca den Kaiser etwa mittendrin einfach einmal „Mr. President“. Auch sonst klingen die Dialoge niemals geschwollen oder antiquiert, sondern sehr gegenwärtig. Und zur zusätzlichen Auflockerung werden obendrein noch einige spaßige Anachronismen (Stichwort: Merchandising) eingestreut.
John Malkovich genießt seinen Auftritt und die tragikomische Überzeichnung seiner Figur sichtlich. Fans des Amerikaners werden sicher viel Spaß an dem Film haben, der sich schnell zu einer echten One-Man-Show entwickelt. Weitere bekannte Mim*innen wie Geraldine Chaplin („Doktor Schiwago“), die hiesigen Stars Alexander Fehling („Im Labyrinth des Schweigens“), Lilith Stangenberg („Der Staat gegen Fritz Bauer“) und Louis Hofmann („Dark“) oder auch der in einer seiner letzten Rollen zu erlebende Julian Sands („Zimmer mit Aussicht“) sind dabei kaum mehr als Stichwortgeber*innen. Doch das ist gar nicht schlimm. Denn Malkovich ist so großartig, dass man diesen Umstand weder ihm noch dem auch fürs Drehbuch verantwortlichen Schwentke übelnehmen mag.

"Seneca": Das ist die Story
Bereits unter Kaiser Caligula war der Senator und Philosoph Seneca (John Malkovich) wegen seiner Arroganz und seiner Spitzfindigkeiten in Ungnade gefallen und um ein Haar hingerichtet worden. Nun hat er es sich auch mit dessen Nachfolger Claudius verscherzt, der ihn aus Rom verbannt und ins Exil schickt. Erst als der Kaiser Caligulas Schwester Agrippina (Mary-Louise Parker) heiratet, darf Seneca zurückkehren.
Die neue Frau des Herrschers möchte ihn nämlich als Lehrer ihres jungen Sohnes Nero (Tom Xander) engagieren. In den nächsten Jahren ist Seneca für die geistige Entwicklung und Denkweise des Jungen hauptverantwortlich. Als sein Schützling mit 16 zum Kaiser avanciert, bleibt Seneca als Neros Berater an dessen Seite und wird so selbst zu einem der wohlhabendsten als auch einflussreichsten Männer des riesigen Reichs.
Als Neros Macht ihren Zenit erreicht, wird der junge Kaiser nicht nur immer größenwahnsinniger, sondern auch zunehmend paranoid. Aus heiterem Himmel beschuldigt er Seneca, an einem Mordkomplott gegen ihn beteiligt gewesen zu sein. Nero befiehlt seinem bisherigen Mentor daraufhin, sich selbst zu töten. Der eitle Seneca ist verzweifelt, hat er der Welt doch noch so vieles mitzuteilen. Deshalb ruft er seine Ehefrau Pompeia Paulina (Lilith Stangenberg) und einige Freunde (u. a. Julian Sands, Alexander Fehling, Geraldine Chaplin und Louis Hofmann) zusammen, um sie ein letztes Mal Zeuge seines Genies werden zu lassen …
Seinen nächsten Film dreht John Malkovich übrigens an einem der abgelegensten Orte unseres Planeten. Wenn ihr mehr über das faszinierend klingende Projekt erfahren möchtet, lest den folgenden Artikel:
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