"Ich habe kein Geld": Nach seinem Science-Fiction-Flop muss dieser Meisterregisseur bei seinem neuen Film nun heftig sparen
Patrick Fey
Patrick Fey
-Freier Autor
Patrick Fey ist freier Autor und in dieser Funktion unter anderem auch als Filmkritiker für FILMSTARTS.de tätig.

Nachdem sein ambitioniertes Herzensprojekt sowohl von der Kritik als auch vom Publikum gnadenlos abgestraft wurde, muss Francis Ford Coppola für sein nächstes Projekt, das Musical „Glimpses Of The Moon“ nun kleinere Brötchen backen.

Lionsgate

Der Begriff „Flop“ ist fast etwas zu niedrig gegriffen, wollte man Francis Ford CoppolasMegalopolis“ in einem Wort beschreiben. Mit einem geschätzten Budget von mehr als 120 Millionen US-Dollar bei Einspielergebnissen von unter 20 Millionen sicherte sich Coppola den Spitzenplatz der größten Box-Office-Flops 2024.

Auch eine sogenannte Goldene Himbeere (für die schlechteste Regie), wurde ihm zuteil, womit er sich zu einem exklusiven Kreis von Filmemachern zählen darf, die sowohl den Oscar als auch diesen Schmähpreis in der Regie-Sektion gewinnen konnten. Zuvor war dies lediglich Michael Cimino, Kevin Costner und Tom Hooper gelungen. Immerhin nahm Coppola das Ganze mit Humor und nahm den Preis persönlich in Empfang.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass bei möglichen Geldgebern ausgesprochene Zurückhaltung bezüglich eines neuen Projekts von Coppola herrscht. Vielleicht auch, weil neben der finanziellen Katastrophe noch während der Weltpremiere von Megalopolis in Cannes Vorwürfe bezüglich sexueller Belästigung am Set die Runde machten, wie der Guardian seinerzeit berichtete. Anschuldigungen, denen Co-Produzent Darren Demetre in der Folge gegenüber The Hollywood Reporter widersprach.

Von „Megalopolis“ zu Minimalismus

All dessen ungeachtet befindet sich Francis Ford Coppola, der kommenden Monat seinen 86. Geburtstag begeht, längst in der Entwicklung seines neuen Filmes „Glimpses Of The Moon. Dafür wird die Regie-Legende, der die Filmwelt Klassiker wie „Der Pate“, „Der Dialog“ und „Apocalypse Now“ zu verdanken hat, allerdings weitaus kleinere Brötchen backen müssen als noch für „Megalopolis“.

Hatte er für diesen noch große Teile seines Privatvermögens eingesetzt (unter anderem, indem er viele Hektar seines kalifornischen Weinguts veräußerte), muss sein neuer Film nun mit einem drastisch reduzierten Budget auskommen. Nachdem sein ambitioniertes Science-Fiction-Epos „Megalopolis“ finanziell gefloppt ist und er über 100 Millionen Dollar seines eigenen Vermögens in das Projekt investierte, gibt der 84-jährige Filmemacher nun offen zu: „Ich habe kein Geld.“

Bilder dieses Ausmaßes werden wir in „Glimpses Of The Moon“ wohl weniger zu sehen bekommen Lionsgate
Bilder dieses Ausmaßes werden wir in „Glimpses Of The Moon“ wohl weniger zu sehen bekommen

Inwieweit einer solchen Aussage zu glauben ist, sei einmal dahingestellt, schließlich beläuft sich die Summe, zu der Coppola sein Land 2021 verkaufte, auf geschätzte 500 Millionen Dollar. Andererseits stimmt es auch, dass Coppola im Laufe seiner Karriere mehrmals Konkurs anmelden musste. So zum Beispiel nach seinem visionären Musical „Einer mit Herz“, das seinerzeit furchtbar an den Kinokassen floppte, durch die kürzlich veröffentlichte 4k-Restaurierung dieser Tage allerdings eine neue Wertschätzung durch jüngere Generationen von Filmfans erfährt.

Dass „Glimpses Of The Moon“, das Coppola im Dezember 2024 in der Washington Post als „seltsames 30er-Jahre-Musical“ beschrieb, ebenfalls ein Musical ist, verheißt nicht unbedingt die größten Erfolgsaussichten. Schließlich ist es ein offenes Geheimnis, dass die Vertriebsstudios von Musical-Filmen dieser Tage alles daran setzen, in ihren Marketing-Kampagnen zu verschleiern, um welches Genre es sich bei ihren Filmen handelt (so geschehen etwa bei „Joker: Folie à Deux“ und auch „Wicked“).

Im Gespräch mit Rick Rubin in dessen Podcast Tetragrammaton ließ Coppola kürzlich jedenfalls verlautbaren, dass „Glimpses From The Moon“, das sich derzeit noch in der Vorproduktion befände, sehr billig produziert werden müsse: „Ich habe kein Geld, weil ich alles, was ich hatte – und sogar geliehenes Geld – in „Megalopolis“ gesteckt habe. Es ist so gut wie weg. Vielleicht kommt es über 15 oder 20 Jahre zurück, aber im Moment habe ich nichts. Also muss ich diesen Film sehr günstig drehen, und genau das tue ich.“

Darum geht es in "Glimpses Of The Moon"

Bislang ist noch kaum etwas zu Francis Ford Coppolas neuestem Werk bekannt. Der Filmemacher selbst beschreibt es als die Art Film, die dabei herauskäme, wenn Noël Coward den gleichnamigen Edith-Wharton-Roman in England adaptieren würde. Aus diesem Grund lebe er auch aktuell in England, so Coppola. Zudem fände sein Film Inspiration in Leo McCareys Screwball-Comedy „Die schreckliche Wahrheit“.

Wenn ihr euch jetzt schon auf Coppolas neuen Film einstimmen wollt, könnt ihr Edith Whartons Romanvorlage hier in der deutschen Übersetzung bestellen:

Bei Wharton wie auch Coward steht ein Ehepaar im Zentrum, das sich einvernehmlich trennt, aber feststellen muss, dass Loslassen schwieriger ist als gedacht (eine typische Trope der Screwball-Komödie). Coppola verriet zudem, dass sein Drehbuch mit Liedern von Noël Coward gespickt ist und er das „schwache Ende“ der Romanvorlage durch eine neue Schlusssequenz ersetzen wolle.

Wann wir mit “Glimpses Of The Moon” rechnen können, bleibt bei all diesen Unwägbarkeiten denkbar offen (ein paar kurze Szenen habe er allerdings schon gedreht).

Nach dem desaströs aufgenommenen „Megalopolis“ muss für Coppola nun aber, mehr denn je, die Devise „Not macht erfinderisch“ gelten. Ein Regisseur, der diese Art Filmemachen beherrscht wie kaum ein anderer, ist Steven Soderbergh, ist der Amerikaner doch dafür bekannt, mit winzigsten Mitteln ein Filmprojekt nach dem anderen auf die Beine zu stellen. Mit seinem neuesten Film scheint er einmal mehr das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Mehr dazu hier:

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