
Quentin Tarantino ist bekanntlich nicht nur einer der größten Kult-Regisseure unserer Zeit, sondern auch ein leidenschaftlicher Cinephiler, der seiner überschäumenden Begeisterung für das Kino bei nahezu jeder Gelegenheit Luft macht – ganz gleich, ob in Interviews, Podcasts, Büchern oder seinen eigenen Filmen.
Einer der Filmemacher, mit denen sich Tarantino fraglos viel beschäftigt hat, ist Tobe Hooper. Schließlich zählt dessen Terror-Meilenstein „Blutgericht in Texas“ (besser bekannt unter seinem Originaltitel „The Texas Chain Saw Massacre“) zu den absoluten Lieblingsfilmen des „Pulp Fiction“-Schöpfers. Anderen Werken des Regisseurs wiederum steht Tarantino allerdings ungleich kritischer gegenüber: Die 1986 erschienene Fortsetzung „Texas Chainsaw Massacre 2“ findet der 61-Jährige „albern“ (mehr dazu hier), während er Hoopers Stephen-King-Adaption „Brennen muss Salem“ nach 25 Minuten ausgeschaltet hat, weil sie ihm „einfach zu langweilig“ war.
Wohl irgendwo in der Mitte befindet sich „Blutrausch“, mit dem Hooper 1977 an seinen Erfolg mit „Blutgericht in Texas“ anzuknüpfen versuchte. In dem Low-Budget-Horrorfilm geht es um den psychopathischen Redneck Judd (Neville Brand), der in Texas (wo sonst?) ein marodes Hotel in den Sümpfen betreibt. Mit Gästen, die ihn verärgern, geht er nicht gerade zimperlich um: Er tötet sie – und verfüttert ihre Überreste im Anschluss an ein riesiges Krokodil.

In seinem 2022 veröffentlichten Buch „Cinema Speculation*“ hat Tarantino Hooper und seiner Filmografie ein ganzes Kapitel gewidmet – und in diesem Zuge verraten, welche Spuren insbesondere „Eaten Alive“ (so der englische Titel von „Blutrausch“) in seiner eigenen Filmografie hinterlassen hat:
Wer „Kill Bill: Vol. 1“ gesehen hat, erinnert sich mit Sicherheit an den von Michael Bowen verkörperten, skrupellosen Krankenpfleger, der die im Koma liegende Beatrix Kiddo (Uma Thurman) an Männer vermietet, die sie vergewaltigen, während sie ohne Bewusstsein ist. Seinen Spruch „Mein Name ist Buck, und ich bin hier für 'nen Fuck“ hat Tarantino eins zu eins aus „Blutrausch“ übernommen, wo ihn direkt am Anfang ein vom späteren Freddy-Krueger-Darsteller Robert Englund gespielter Freier zu einer Prostituierten sagt:
„Wir haben uns die ersten 20 Minuten im Kino angesehen – also die ernsthafteste Passage des Films – und uns nur über diese Buck/Fuck-Zeile kaputtgelacht“, erläutert der „Once Upon A Time... In Hollywood“-Macher. „Deswegen ist der Film nicht unbedingt großartig, aber es war großartig, ihn zu sehen. Auf der Heimfahrt haben wir uns dann noch einmal völlig schlappgelacht, nur wegen dieser einen Zeile.“
„Eine der großen Gewaltszenen des 70er-Jahre-Kinos“ hat Tarantino übrigens nur zufällig zitiert – mehr dazu erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
"Hat mich förmlich aus dem Sessel geschleudert": Dieser Film enthält laut Quentin Tarantino "eine der großen Gewaltszenen des 70er-Jahre-Kinos"*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.