Das hat selbst für Netflix-Verhältnisse lange gedauert: Die dritte Staffel von „How To Sell Drugs Online (Fast)“ stammt bereits aus dem Jahr 2021. Und lange sah es so aus, als wäre das preisgekrönte Serien-Highlight damit abgeschlossen. Doch kurz nachdem 2022 dann noch der Prequel-Film „Buba“ mit Bjarne Mädel veröffentlicht wurde, kündigte man doch noch eine vierte Staffel an – zu der im Anschluss aber eine Weile Funkstille herrschte.
Ganze drei Jahre später ist es nun jedoch endlich so weit: Die vierte Staffel „How To Sell Drugs Online (Fast)“ erblickt mit erneut sechs neuen Folgen die Streamingwelt, soll die Serie jetzt aber tatsächlich beenden. Doch kann nach all der Zeit wirklich an die Klasse der vorherigen Seasons angeknüpft und alles zu einem befriedigenden Finale zusammengerührt werden?
Comeback nach 4 Jahren
Wir erinnern uns (oder auch nicht, weil es einfach schon so lange her ist): Am Ende der dritten „How To Sell Drugs“-Staffel ist Moritz (Maximilian Mundt) ins Gefängnis gewandert. Sein aus dem Kinderzimmer aufgezogenes Online-Drogenimperium ist ihm letztlich doch auf die Füße gefallen. Und das vollmundige Versprechen seines besten Freundes Lenny (Danilo Kamperidis), ihn aus dem Knast zu holen, wurde leider nicht eingelöst.
Und so hat Moritz vier Jahre abgesessen, bevor er nun wieder auf freien Fuß kommt. Doch die Welt hat sich weitergedreht. Lenny hat mittlerweile einen Sohn und ausgerechnet mit dem einfältigen Ex-Mitschüler und -Partner Dan (Damian Hardung) ein scheinbar boomendes Start-Up hochgezogen, von dem eigentlich Moritz so lange geträumt hatte. Moritz schmiedet daraufhin einen perfiden Plan – und verstrickt sich nebenher, trotz aller guten Vorsätze, schnell erneut in kriminelle Machenschaften, die sogar mit einer brutalen Mordserie in seiner verschlafenen Heimat in Verbindung stehen...
Die Welt hat sich weitergedreht ...
Ja, die Welt von „How To Sell Drugs Online (Fast)“ hat sich in der Tat spürbar weitergedreht. Die lange Pause zwischen Staffel 3 und 4 wird geschickt als Impuls genutzt, um die Erzählung hier und da in eine neue Richtung zu lenken und frischen Wind reinzubringen. Nicht nur die Figuren sind älter und (zumindest in den meisten Fällen) reifer geworden, auch die Serie selbst ist ein Stück weit mitgewachsen.
Auf der einen Seite stehen nun die Probleme und Herausforderungen des jungen Erwachsenendaseins nach der Schule stärker im Fokus, auf der anderen Seite bekommt das Ganze angesichts der noch etwas heikler gewordenen Gefahren (sowie dem als Antagonist und Tiefkühlkost-Magnat wunderbar bedrohlich aufspielenden Hasan Ali Mete) einen noch düstereren Anstrich. Das bedeutet aber keineswegs, dass „How To Sell Drugs Online (Fast)“ darüber seine Stärken vernachlässigt.

Der Humor trifft dank der geschliffenen Dialoge zielsicher ins Schwarze, die Seitenhiebe gegen die Eigenheiten unserer Gesellschaft sitzen – von Popkultur über Social-Media-Wahn und Start-Up-Mentalität bis hin zum herrlich bescheuerten Polizei-True-Crime-Podcast „Tatütatalk“ (sorgt dabei als Polizist erneut für viele Lacher: Rocketbeans-Fanliebling Florentin Will). Immer mit einem überspitzten Augenzwinkern und teilweise doch erschreckend nah an der Realität: „How To Sell Drugs“ verliert selbst im Angesicht von Erpressung, Autobomben und reihenweise Morden nie seine Leichtfüßigkeit.
Ganz entscheidenden Anteil daran hat einmal mehr die verspielte und stets originelle Inszenierung von „Stromberg“-Regisseur Arne Feldhusen. Wohl keine andere deutsche Serie sprudelt so sehr vor rauschhaft-visuellem Einfallsreichtum wie „How To Sell Drugs Online (Fast)“. Daran kann man sich auch in Staffel 4 nicht sattsehen.
... nur Moritz nicht
Und im Kern des Ganzen steht einmal mehr Moritz, der durch seinen vierjährigen Ausschluss aus der Gesellschaft im Grunde ganz der Alte geblieben ist – und dadurch mehr denn je mit seinem Umfeld aneinandergerät. Sein größter Feind in alldem ist aber nach wie vor er selbst: Seine eigennützigen Entscheidungen, seine Unfähigkeit zur echten Reue und seine emotionale Verkapselung machen ihn zu einer noch spannenderen Reibungsfigur, die sogar ihre Freunde verkauft, um selbst nicht unterzugehen – bis sich dann erst in der allergrößten Not doch noch so etwas wie ein Gewissen meldet.
Dass man diesem selbstzerstörerischen Egomanen dabei trotzdem irgendwie die Daumen drückt, ist nicht zuletzt dem gewohnt einnehmenden Spiel von Maximilian Mundt zu verdanken. Es sind dabei manchmal schon die kleinsten Gesten und Gesichtsregungen, mit denen er mit eingefahrenen Situationen und Stimmungslagen bricht und aus Moritz weit mehr macht als den großen Buhmann der Geschichte. Der unweigerlichen Reise des Kriminellen wider Willen in den Abgrund – und hoffentlich auch endgültig wieder hinaus – kann man sich so jedenfalls in Runde 4 wieder nur schwer entziehen...
Fazit: Gerne noch eine 5. Staffel!
Die vierte Staffel von „How To Sell Drugs Online (Fast)“ ist nicht einfach nur eine verspätet rangeklatschte Fortsetzung, sondern eine durchdachte Weiterentwicklung einer der besten deutschen Serien der vergangenen Jahre – ohne dabei das vermissen zu lassen, was schon die grandiosen ersten drei Staffeln ausgezeichnet hat. Erneut smart erzählt und berauschend inszeniert, macht die größere emotionale Fallhöhe deutlich, dass passend zum Finale hier noch mehr auf dem Spiel steht. Das sorgt für einen runden Abschluss – und doch darf nach diesem ungemein kurzweiligen Trip gut und gerne noch eine fünfte Staffel nachgeschoben werden!
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