Noch mehr als die erste Staffel ist die zweite Season der „Star Wars“-Serie „Andor“ ein Ensemblestück voller faszinierender Figuren. Eigentlich sollte man daher niemand herausstellen – wenn man es doch macht, dann müssen es aber Cassian Andor (Diego Luna) und Bix (Adria Arjona) sein. Daher haben wir uns Luna und Arjona zum Interview geschnappt.
Bei der am 23. April 2025 auf Disney+ startenden zweiten Staffel treffen wir ihre Figuren nach einem Jahr als Teil der Rebellion und im Untergrund wieder. Das Paar wird von den Dämonen der Vergangenheit gejagt. Vor allem Bix durchleidet immer wieder die Erinnerungen an die Folter.
Wie schwer es war, diese traumatisierte Figur zu spielen, wollten wir natürlich von der Schauspielerin wissen. Doch daneben geht es in unserem ausführlichen Gespräch auch um die Frage, wie man die intensive Liebesgeschichte mit nur wenigen Szenen spielen kann und welche Rolle Humor in der teilweise auch sehr niederschmetternden Erzählung spielt.
"Es gibt ab sofort ein vor und ein nach 'Andor' in meinem Leben"
FILMSTARTS: Was bedeutet es für euch nun endgültig Abschied von Cassian und Bix zu nehmen?
Diego Luna: Für mich war das eine wunderschöne Reise, die ja schon mit „Rogue One“ begann. Damals wusste ich noch nicht, dass ich jemals zu Cassian zurückkehren würde. Und bin jetzt mit „Andor“ auch nicht einfach zu einer Figur zurückgekehrt, sondern habe dabei eine Tiefe gefunden, die ich nicht erwartet hatte.
Ich durfte mit faszinierendem, tiefgängigem Material arbeiten, das Tony [Gilroy] geschrieben hat. Dadurch habe ich meine Arbeit neu lieben gelernt, weil ich die Werkzeuge hatte, etwas Komplexes zu erschaffen. Die lange Erzählform dieser Serie hat mir erlaubt, viele Nuancen zu zeigen. Und das Ergebnis ist ein Ensemblestück, das „Rogue One“ im Rückblick noch interessanter macht.
Adria Arjona: Für mich war Staffel 2 sehr emotional. Nicht nur wegen der Szenen, die wir dank Tonys genialem Drehbuch spielen durften, sondern auch, weil wir Abschied nehmen. Am letzten Drehtag mit Bix war ich ein Wrack. Ich habe alles romantisiert: das letzte Mal diese Stiefel, diese Hose anziehen... Diese Figur hat mein Leben verändert. Tony hat mein Leben verändert. Diego hat mein Leben verändert. Ich habe so viel gelernt. Es gibt ab sofort ein vor und ein nach „Andor“ in meinem Leben. Abschied zu nehmen war herzzerreißend, aber ich bin sehr stolz auf das, was Tony für diese Staffel geschrieben hat. So schwer es fällt, dadurch ist es in Ordnung, Bix nun loszulassen.
Diego Luna: Genau. Denn wenn man ein Projekt verlässt, sollte man es in einem Moment tun, wenn man stolz darauf ist und noch lernt. Man sollte nicht gehen, wenn man keine Lust mehr hat. Wir hoffen daher, wir haben den richtigen Moment getroffen.

FILMSTARTS: Staffel 2 ist ganz anders konzipiert als Staffel 1. Nach allen drei Folgen gibt es große Zeitsprünge. Wir verpassen so viel, was die Figuren zusammen erleben. Dazu sind Cassian und Bix selbst in der Zeit, die wir sie begleiten, oft getrennt, aber ihre Beziehung bleibt trotzdem zentral. Trugen die wenigen gemeinsamen Szenen daher noch mehr emotionale Bedeutung, weil ihr mit jeder Geste, jedem Wort gleich so viel erzählen müsst?
Diego Luna: Ja, das ist sehr klug von Tony. Die einfache Variante wäre, das zu zeigen, was dazwischen liegt. Aber gerade durch das Nicht-Zeigen, durch die Distanz, spürt man, wie sehr sich die Figuren brauchen.
Das ist komplex und fordert das Publikum heraus. Es bringt euch dazu, euch selbst Gedanken zu machen, was in der Zwischenzeit passiert sein könnte. Und es zwingt euch, auch die Figuren zu hinterfragen und was ihr über sie wisst und vielleicht auch nicht wisst.
Ich liebe es zudem, eine Liebesgeschichte über das Nicht-Zusammenkommen zu erzählen. Das ist interessanter als ein Happy End zu Hause auf dem Sofa.
Die Lücken könnt ihr selbst schließen!
FILMSTARTS: Wie viel hat Tony euch über die ausgelassenen Ereignisse zwischen den Zeitsprüngen erzählt?
Adria Arjona: Ich habe einmal versucht, Tony das fragen und ich habe es wirklich nur das eine Mal getan. Er respektiert den Schauspielprozess natürlich, er gibt uns Hinweise und Hintergrundinfos. Aber vor allem erwartet er von uns, dass wir diese Lücken selbst füllen.
Wichtiger war Tony aber, dass ich mich mit Diego abgestimmt habe, dass wir wussten, auf welchem Weg sich Cassian befindet und unsere Figuren sich glaubhaft entwickeln. Aber als ich das eine Mal gefragt habe und da habe ich schon ohnehin sehr oft sehr viele Dinge erfragt, lachte er nur und meinte er: „Denk nicht zu viel darüber nach. Sag einfach den Text.“
Aber im Ernst: Tony wusste selbst sehr genau, was zwischen den Episoden passiert ist.
Diego Luna: Ja, absolut. Aber trotzdem ist es so, wie du es gesagt hast. Er lädt uns als Schauspieler*innen aber auch euch als Publikum ein, die Lücken selbst zu schließen. Ich habe auch gar nicht so oft mit Tony, sondern mehr mit unseren vier Regisseuren darüber gesprochen, was dazwischen passiert ist.

FILMSTARTS: Das ist ja auch ein interessante Besonderheit von „Andor“, dass immer ein einzelner Regisseur gleich einen zusammenhängenden Block inszeniert...
Diego Luna: Genau – und das ist eine außergewöhnliche Struktur. Es ist ein unglaublich interessanter Ansatz für so eine Langzeit-Erzählung. Alle drei Episoden besuchen wir einen bestimmten Zeitpunkt und dann springen wir ein Jahr nach vorne. Gerade in der zweiten Staffel hat jetzt jeder Block seinen eigenen Anfang und sein Ende – und wir habe eine Person dahinter, die das erzählt, als wäre es ein Film.
Und das ist auch besonders. Tony bereitet alles vor, er gibt dir alles an die Hand, um es auszuführen. Aber am Ende arbeitest du mit einem anderen Regisseur zusammen, der zusätzlich seine Vision und seine Sichtweise einbringt. So bekommt auch jeder Block seine eigene Persönlichkeit.
"Du verstehst mit einer Szene beide Seiten!"
FILMSTARTS: Wenn wir schon über Zusammenarbeit reden, das setzt sich ja auch vor der Kamera fort. Das Ensemble ist noch einmal größer und ich finde bewundernswert, wie man zu jedem Zeitpunkt spürt, dass hier alle alle gut auskommen wollen. Gerne hat man es in solchen Ensemblestücken auch, dass sich alle übertrumpfen wollen. Wie wichtig war diese Art von Zusammenarbeit für das Gelingen von „Andor“?
Diego Luna: Absolut zentral. Andor handelt schließlich von einer Gemeinschaft, die zusammenfindet, von Revolution. Doch eine Revolution erfordert immer, dass es zwei Seiten gibt. Tony zeigt hier beide Seiten ausführlich – und er zeigt die Menschen, auch ohne ihr Tun immer zu bewerten. Das liebe ich.

Da haben wir dann zum Beispiel auch eine Figur wie Cyril. Und ich will hier jetzt nicht spoilern, aber diese Szene, in der sich Cassian und Cyril gegenüberstehen. Das ist doch großartig. Das ist ohnehin eine Hardcore-Episode, aber dieses Treffen ist dann noch einmal ein Höhepunkt. Es ist so faszinierend.
Wenn sie sich anschauen, verstehst du mit einer Szene beide Seiten. Du siehst zwei Menschen, welche die Suche nach Liebe und Veränderung eint. Das ist das Großartige an Tonys Schreiben: Er erzählt sehr spezifisch und regt gleichzeitig zum Denken über das große Ganze an.
Warum ist "Andor" so witzig?
FILMSTARTS: Du sprichst ein absolutes Highlight an. Diese von dir erwähnte Episode ist brutal, sie hat mich emotional zerstört und ich hatte Gänsehaut. Doch gerade die Begegnung endet dann plötzlich ausgesprochen lustig. Und es ist nicht das einzige Mal, dass ihr in der zweiten Staffel „Andor“ auf Humor setzt. Ich denke da zum Beispiel an ein paar sehr unorganisierte Rebellen zu Beginn der Staffel. Wie wichtig war euch der Humor?
Diego Luna: Sehr wichtig. Humor hilft dem Publikum, die Deckung fallen zu lassen und dann kommt der Schlag und hat umso größere Wirkung.
Tony hat aber einen sehr eleganten, klugen Humor. Wir haben nie versucht, auf Teufel komm raus Witze zu machen – wir haben einfach die Wahrheit gespielt. In den ersten drei Folgen ist es komisch, wie diese unerfahrenen Rebellen sich durchschlagen. Von außen ist das natürlich lustig, aber wir haben einfach die Szene ernsthaft gespielt – der Witz kam von ganz allein, weil diese Typen keine Ahnung haben, was sie tun und einfach nur überleben wollen.
Dieser Ansatz gilt auch für andere Aspekte, eigentlich für alles. Schau dir zum Beispiel die Action an: Sie ist nicht da, um uns einfach zu beeindruckenden. Es gibt nicht einfach eine Explosion, um uns mit Feuerwerk zu blenden. Alles passiert, um die Figuren voranzubringen.

FILMSTARTS: Trotz dieser heiterem Momente ist die zweite Staffel „Andor“ auch sehr düster. Gerade Bix ist nach den Ereignissen der ersten Season schwer traumatisiert. Gleichzeigt ist diese Figur aber auch so unglaublich stark. Wie bist du an diese Dualität herangegangen? Und gab es dabei besonders herausfordernde Szenen?
Adria Arjona: Jede Szene war eine Herausforderung. Auch die kleinsten. Das liegt an Tonys Schreibweise. Ich habe mich nie wohl gefühlt, nie gedacht: „Diese Szene habe ich sicher.“ Ich wünschte, es wäre so, aber es war nie so. Aber natürlich war gerade diese eine bestimmte Sequenz in der dritten Folge sehr fordernd – und zwar emotional und körperlich. Aber genau solche Szenen wünscht man sich als Schauspielerin.
Und zur Dualität: Das Trauma und die Stärke gehören zusammen. Man muss stark sein, um mit so einem Trauma umzugehen. Und Bix braucht diese Stärke auch. Sie versucht schließlich, zu der Person zurückzufinden, die sie einmal war. Das ist ihre große Reise in dieser Staffel.
So erscheinen die „Andor“-Folgen auf Disney+
Zum Abschluss haben wir noch einen kompakten Überblick für euch, wann ihr jeweils die neuen „Andor“-Folgen auf Disney+ streamen könnt:
- am 23. April erscheinen die Episoden 1 bis 3
- am 30. April folgen die Episoden 4 bis 6
- am 7. Mai ist die Veröffentlichung der Episoden 7 bis 9
- am 14. Mai kommt der Abschluss mit den Episoden 10 bis 12
Die Episoden sollten immer ab 3.00 Uhr in der Nacht bei Disney+ vorhanden sein. Wer will kann also bereits richtig früh loslegen. Nachfolgend findet ihr unsere euphorische Kritik:
Wie gut ist die 2. Staffel "Star Wars: Andor"? Unsere Kritik zur heiß erwarteten Fortsetzung des Serien-Highlights*Bei diesem Link zu Disney+ handelt es sich um einen Affiliate-Link. Mit dem Abschluss eines Abos über diesen Link unterstützt ihr FILMSTARTS. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.