Heute läuft einer der zauberhaftesten Filme aller Zeiten im TV: Dieser spektakuläre Meilenstein ist nahezu perfekt!
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Sidneys Lieblingsfigur ist Donald Duck, sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“ und bereits in der Grundschule las er eine Walt-Disney-Biografie. Wenn er könnte, würde er ins Disneyland auswandern, aber da das nicht geht, muss ihn seine Disney-Sammlung bei Laune halten.

Magische, unvergessliche Melodien, meisterhafte Tricks und eine bildschöne, kreative Filmwelt: „Mary Poppins“ ist ein Schaulaufen dessen, wozu die Filmkunst imstande ist. Und hinter dem munter-bunten Treiben steckt zudem eine einfühlsame Erzählung!

Walt Disney verhalf dem Trickfilm zu immensem Ansehen, erschuf das moderne Verständnis eines Themenparks und gewann eine Rekordsumme an Oscars! Der Produzent war obendrein Workaholic – und vergaß im Laufe seiner Karriere mehrmals, dass man diese Arbeitswut nicht auch von seiner Belegschaft einfordern sollte.

Es ist gleichermaßen Ironie wie Poesie des Schicksals, dass Disneys Töchter eine innige Liebe für die von P.L. Travers verfassten „Mary Poppins“-Bücher entwickelten und sich von ihm das Versprechen einholten, sie zu verfilmen. Jahrzehntelang bekniete Disney die Schöpferin des fliegenden Kindermädchens, bis sie einknickte und eine Adaption des Stoffes genehmigte, in dem eine Nanny ins Leben eines überarbeiteten Vaters und seiner Kinder tritt.

Travers äußerte sich zeit ihres Lebens unstet über Disneys Interpretation – mal gnadenlos, mal milde-versöhnlich. Doch das Musical eroberte die Herzen des Kinopublikums, erntete euphorische Kritiken, erhielt 13 Oscar-Nominierungen, gewann fünf Academy Awards und wurde zum so gut wie vollkommenen Klassiker. Heute, am 20. April 2025, läuft „Mary Poppins“ ab 20.15 Uhr im Disney Channel, zudem könnt ihr das zauberhafte Meisterwerk via Disney+ abrufen.

"Mary Poppins": Das fliegende, mahnende, gütige Kindermädchen

London, 1910: Die Suffragette Winifred Banks (Glynis Johns) und der Bankangestellte George Banks (David Tomlinson) haben kaum Zeit für ihre Kinder, die stets Kindermädchen vergraulen. George hat die Faxen dick und sucht via Annonce explizit eine Dame, die sich streng um Jane (Karen Dotrice) und Michael (Matthew Garber) kümmert. Die wiederum verfassen ihr eigenes Gesuch, in dem sie um Mitgefühl sowie Freundlichkeit bitten. Obwohl George das Schreiben seiner Kinder zerreißt, trifft am nächsten Tag Mary Poppins (Julie Andrews) ein.

Sie ist zwar zackig, ordnungsliebend und hat einen strengen Anschein. Doch sie verfügt über schräge Angewohnheiten und nimmt die Kinder gemeinsam mit dem Pflastermaler, Musiker und Schornsteinfeger Bert (Dick Van Dyke) auf magische Abenteuer mit. Die fördern die Fantasie der Kleinen, wecken Lebensfreude und vermitteln nebenher wertvolle Lektionen. Jane und Michael sind hin und weg, Georges Geduldsfaden droht hingegen endgültig zu reißen...

Ein Film, der Jung und Alt zugleich, aber anders erreicht

Die wundervollsten Disney-Produktionen eint, dass sie voller zeitlosem, unverrückbarem Charme sind und es vermögen, mit ihrem Publikum zu wachsen. Doch nur wenige Disney-Klassiker verstehen es, sich dermaßen an den Blickwinkel der Zuschauenden anzupassen und dabei in ihrer bezaubernden Ausstrahlung konstant zu bleiben, wie „Mary Poppins“:

Durch Kinderaugen betrachtet ist „Mary Poppins“ ein Ausflug in eine faszinierende, ganz eigene Welt (mit Figuren, die fähig sind, eine bunte Welt-in-der-Filmwelt zu bereisen). Eine Aneinanderreihung munterer Episoden, in denen ein sonderbar-liebenswertes Kindermädchen Geschwister bespaßt und ihnen hilft, ihre Eltern – insbesondere ihren strengen Vater – dazu zu bringen, sich besser um sie zu kümmern .

„Mary Poppins“ ist aber keine rein kindliche Wunscherfüllung, die spaßbefreite Eltern ermahnt. Mit zunehmendem Alter offenbart sich, wie viel Empathie dieses vor Magie überbordende Schaulaufen dessen, was im Filmmedium kunsthandwerklich möglich ist, für eingefahrene Erwachsene aufbringt: Ja, die politisch engagierte Winifred soll sich zwar Zeit für Zerstreuung mit ihren Kindern nehmen, ihr feministischer Einsatz wird aber vollauf geachtet.

Und George? Statt ihn ganzheitlich zu verurteilen und sämtliches Übel seiner Familie in die Schuhe zu schieben, wird ihm zurecht seine herrische Seite ausgetrieben – aber auch heilsames Mitleid dafür aufgebracht, wie trostlos sein Leben geworden ist, das allein aus Brotverdienst, Statuserhalt und das Ringen um Respekt besteht. Schließlich ist auch er nur ein Rädchen in einem zermürbenden Getriebe. Er hat es verdient, nicht bloß ermahnt, sondern ebenso an den Zauber des menschlichen Daseins erinnert zu werden – etwa in Form des Vergnügens, das vom Drachensteigen und von lustigen Worten ausgeht.

Ein menschelnder Kern in einem prunkvollen Effektzauber

Es ist ein Beweis für die Magie meisterhaften Filmemachens, dass sich diese menschelnde Erkenntnis in einer derart bildgewaltigen Material- und Fantasieschlacht entfalten kann: „Mary Poppins“ gibt entgegengesetzten Seiten eines alltäglichen Konflikts Ansporn, sich zu bessern, sowie tröstliche Signale des Mitgefühls. All das verborgen in farbenfroher, kreativer Aufmachung und einer wohligen Gesamtanmutung – Mary Poppins' Erkenntnis, dass ein Löffelchen voll Zucker bittre Medizin versüßt, wurde von den Filmschaffenden zweifelsohne verinnerlicht!

Es ist auch dieser Konsequenz zu verdanken, dass „Mary Poppins“ solch ein schimmerndes Juwel im Disney-Fundus darstellt. Regisseur Robert Stevenson gibt der Besetzung Raum, sich mit Witz, Charakter und Menschlichkeit in all dem spektakulären Drumherum zu behaupten. Und er vereint den leichtgängig-beiläufigen Erzählduktus des von Bill Walsh & Don DaGradi verfassten Drehbuchs mit ihrer einfühlsamen Aussage. Sowie mit dem Pomp, der tricktechnisch aufgefahren wird – wie die unvergleichlich schönen, teils melancholischen Hintergrundmalereien Peter Ellenshaws.

Die unvergesslichen Kompositionen der Brüder Richard M. & Robert B. Sherman bringen all dies auf supercalifragilisticexpialigetische Weise zusammen: Ausgelassene Lieder, sanft-nostalgische Klänge und zerbrechliches Flehen um Mitgefühl gehen bei ihnen Hand in Hand wie Pinguine und die Farbkombo Schwarz-Weiß oder Walt Disney und Oscar-Statuetten.

Apropos Schwarz-Weiß und Disney: Unser folgender Disney+-Tipp zeigt eine von Johnny Depps schillerndsten Rollen! Und das ganz ohne Farbe, aber voller Spaß und Rührung!

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