Wann habt ihr zuletzt an den Film „Bolden“ gedacht? Wie, noch nie? Ihr habt nicht einmal von ihm gehört? Dann ergeht es euch wie Millionen von Menschen – nicht aber so wie Anthony Mackie: Dem „Captain America: Brave New World“-Star ist das Musikdrama nicht bloß ein Begriff, er war in das Projekt involviert – was ihn jahrelang verfolgt hat!
Seit über einem Jahrzehnt erzählt Mackie in unregelmäßigen Abständen, aber mit konstanter Frustration, wie katastrophal verlaufene Dreharbeiten ihm beinahe eine seiner besten Rollen gekostet hätten: Seinen Part als eigensinniger Sergeant J. T. Sanborn in Kathryn Bigelows fesselndem Kriegsfilm „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“.
Darüber, welches Projekt beinahe verhindert hätte, dass Mackie im unter anderem mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichneten Kriegs-Thrillerdrama mitspielt, schwieg er sich allerdings lange Zeit aus. Dieses Frühjahr hatte er jedoch offenbar genug von der Geheimniskrämerei – und machte in einem Podcast-Interview ausführlich seinem Unmut über „Bolden“ und dem dahinter stehenden Regisseur Luft!
"Bolden" sollte einem großen Publikum eine unbesungene Jazzgröße vorstellen
Kurz zur Einordnung: Bei „Bolden“ handelt es sich um ein Biopic über den Jazzmusiker Buddy Bolden, der trotz seines immensen Beitrags zur Entwicklung und Verbreitung des Genres jahrzehntelang von der Musikgeschichtsschreibung ignoriert wurde. Mit dem Drama „Bolden“ sollte dies korrigiert werden – doch im Mai 2019 landete es an seinem Startwochenende nicht einmal in den Top 100 der US-Wochencharts!
Solltet ihr nun verwirrt sein, wie ein 2019 gestartetes Musiker-Biopic fast Mackies Engagement im 2008 uraufgeführten „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ verhindern konnte, seid ihr auf dem besten Weg, Mackies Frustration mit „Bolden“ nachzuvollziehen. Aber der Reihe nach: Mackie wurde 2007 für „Bolden“ in der Titelrolle besetzt – und erhielt im selben Jahr die Chance, in Bigelows Kriegsfilm mitzuwirken. Zunächst schien dies kein Problem zu sein, doch dann überzog „Bolden“-Regisseur Daniel Pritzker den zuvor abgesteckten Drehplan – so sehr, dass dadurch Mackies „Tödliches Kommando“-Mitwirkung in Gefahr geriet.
Der „The Return Of The First Avenger“-Star hatte Anfang 2025 keinerlei milde Worte für den „Bolden“-Dreh über: „Der Film war Müll, der Regisseur war Müll, und er hat danach nie wieder Regie geführt, weil er so ein Müll war“, polterte Mackie im Podcast Pivot. Zunächst wollte er weder den Filmtitel noch den Namen des Regisseurs nennen und somit das lang gehütete Geheimnis bewahren – doch dann änderte er seine Meinung und stellte klar, dass er von Pritzker und „Bolden“ spricht.
„Er war Müll“, wiederholte sich Mackie, „und ich würde es ihm ins Gesicht sagen!“ Dass sich Bigelow angesichts Mackies Terminprobleme sogar bereits auf die Suche nach einem anderen Schauspieler für den Part des Sergeant Sanborn begab, dürfte Mackies Zorn weiter befeuert haben.
Dass Mackie trotzdem in „Tödliches Kommando“ zu sehen ist, hatte er daraufhin zwei Faktoren zu verdanken: Zuerst sagte Bigelows Wunschersatz für Mackie ab, weil ihm die Gage zu niedrig war. Und dann fanden die „Gefährliche Brandung“-Regisseurin und ihr Team Wege, ihren Drehplan nach Mackie auszurichten – wenn auch nur im begrenzten Maße: Sie konnten den Dreh um eine Woche verschieben, wenn Mackie verspricht, am letzten „Bolden“-Drehtag sofort ins Flugzeug zu steigen und zum „Tödliches Kommando“-Team in Jordanien zu fliegen.
Mackie befolgte die Wünsche von Bigelows Crew und begab sich schnellstmöglich nach Jordanien. Die Produktion des Musiker-Biopics war damit allerdings nicht abgeschlossen: Pritzker tüftelte immer weiter an „Bolden“. 2009 und 2010 kam es zu ausführlichen Nachdrehs, vier Jahre später griff der Regisseur das Projekt erneut auf und ordnete drei weitere Monate an Nachdrehs an. Mackie wurde in diesem Zuge durch Gary Carr ersetzt. 2016 folgte ein finaler Schub an Nachdrehs, ehe „Bolden“ 2019 letztlich in die US-Kinos kam.
Pritzker erläuterte damals, dass noch etwa 10 Prozent des 2007 gefilmten Materials im fertigen Film steckt. Drücken wir die Daumen, dass „Avengers: Doomsday“ keine derartige Produktionsgeschichte durchläuft. Und zumindest vorab ist sich Mackie darüber hinaus sicher, dass das kommende Marvel-Event den richtigen Nerv treffen wird:
"Das alte Marvel-Gefühl": Anthony Mackie verspricht Rückkehr zu goldenen MCU-Zeiten mit "Avengers: Doomsday"