"Tu das nicht!": Fans lieben diesen "Andor"-Plot – doch beinahe wäre es nicht dazu gekommen
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

Gegen Ende der ersten Staffel „Andor“ hat es sich abgezeichnet, in der zweiten Staffel ist es offiziell: Zwei Figuren, die sich beim Serienauftakt wohl niemand als Paar vorstellen konnte, sind zusammen. Davor hatte ein „Andor“-Star noch gewarnt...

Das erste Dreierpack an „Andor“-Episoden ist seit einer knappen Woche auf Disney+ abrufbar – und die Reaktionen sind überaus positiv. Nicht nur wurde der emotional komplexe, musikalisch eingängige Abschluss dieses Folgentrios euphorisch aufgenommen (mehr dazu), auch ein auf dem allerersten Blick sonderbar wirkender Handlungsfaden wurde von Fans wärmstens begrüßt.

Bereits gegen Ende der ersten „Andor“-Staffel deutete sich an, dass sich zwischen zwei obsessiven Mitgliedern des Imperiums, die ansonsten charakterlich recht gegensätzlich sind, mehr entwickeln könnte: Lieutenant Dedra Meero (gespielt von Denise Gough) und Syril Karn (Kyle Soller) von der imperialen Behörde für Standardisierung. In der zweiten Staffel, die ein Jahr nach der ersten spielt, bestätigt sich dieser Eindruck und wir sehen, dass sie nunmehr als Paar zusammenleben. Sie müssen sich obendrein solchen Alltagssituationen wie dem Besuch von Syrils Mutter stellen.

Die wenigsten „Star Wars“-Fans dürften sich zu Serienbeginn ausgemalt haben, dass es in „Andor“ unter anderem um zwei Mitglieder des Imperiums gehen wird, die in einer klinischen Wohnung leben und sich in knappen Worten über die korrekte Garderobe für einen Familienbesuch unterhalten. Doch die weitestgehend unterkühlte, recht leidenschaftslos wirkende Romanze zwischen Dedra und Syril, und erst recht die sporadischen Augenblicke, in denen sie sehr wohl Gefühle wie Frust oder völlige Verzweiflung äußern, finden großen Anklang. Aus gutem Grund:

Dieser Handlungsfaden ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie in „Andor“ Figuren geerdet werden und sich die Nähe der „Star Wars“-Konflikte zu unserer Wirklichkeit äußert. Es ist die Banalität des Bösen, die „Andor“ somit verdeutlicht: Ja, selbst Leute, die für das Imperium tödliche Entscheidungen treffen, haben unbequeme Tischgespräche. Ein „Andor“-Star sprach sich anfangs jedoch vehement gegen diese Storyentwicklung aus.

Eine imperiale Beziehungskiste: "Für mich war es unvermeidlich"

Wie „Andor“-Schöpfer Tony Gilroy dem US-Popkulturportal Entertainment Weekly verrät, ahnte Denise Gough während der Arbeiten an der ersten Staffel, wo der Weg hinführen könnte. Und sie war nicht begeistert: „Denise sagte mir während der ersten Staffel: 'Oh mein Gott, bring sie nicht zusammen! Tu das nicht! Das ist die eine Sache, um die ich dich bitte.'“, so Gilroy.

Gilroy habe sofort erwidert, dass er ihr das nicht versprechen kann. Verständnis für sie hatte er trotzdem: „Sie hatte Sorge, dass es so kommt wie bei vielen Figuren: Sobald sie eine Romanze haben, sterben plötzlich alle anderen Aspekte ab, die sie ausmachen – und es geht nur noch darum.“ Der „Andor“-Schöpfer jedoch kam auf den Gedanken, diese Figuren zusammenzubringen, weil er sie mental und charakterlich als „radikal gegensätzlich“ erachtet. Dem wollte er gerecht werden, indem er sie eben nicht auf ihre Beziehung zueinander reduziert – wohl aber zusammenbringt, um das Erzählpotential auszuschöpfen: „Für mich war es unvermeidlich, dass das richtig interessant wird. Ich bin von ihnen fasziniert.“

Nachdem Goughs Sorgen zerschlagen werden konnten, kam es allerdings zu einem Augenblick, an dem Gilroy Zweifel an diesem Subplot entwickelte: Im Laufe des besagten Familienbesuchs entschuldigt sich Syril und begibt sich ins Schlafzimmer, wo er sich starr und mit einem verzweifelten, erschöpften Blick aufs Bett legt, während sich seine nörgelnde Mutter weiter mit Dedra unterhält.

„Ich erinnere mich noch, wie ich mir die Tagesmuster angesehen habe. Ich habe es gehasst, dass er auf dem Bett liegt. Ich dachte mir: 'Menschenskinder, was macht ihr da?“, so Gilroy gegenüber Entertainment Weekly. Es ist Ariel Kleiman zu verdanken, dass es die Szene in die fertige Episode geschafft hat. Denn der Regisseur der ersten sechs Folgen der zweiten „Andor“-Staffel habe sich vehement für sie eingesetzt, obwohl Gilroy sie übertrieben fand. Während des Schnitts habe Gilroy endlich erkannt, worauf Kleiman hinarbeitete: „Er hat da einen wirklich unglaublichen Leckerbissen angerichtet“, lobt Gilroy die Dinner-Sequenz inklusive Syrils einsamen Moment der Erschöpfung. Mittlerweile ist die Szene online sogar zum gefeierten Meme geworden.

Im folgenden Artikel erläutern wir euch übrigens noch eine populäre Theorie rund um die Serie:

Enthüllt "Andor" bereits die neuen "Star Wars"-Bösewichte fürs Kino? Diese dunklen Machtnutzer müssen wichtig werden!
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