"Traurig", "schrecklich" und "Wahnsinn": Diese düstere "Friends"-Theorie schockiert sogar die Serien-Macherin
Dobrila Kontic
Dobrila Kontic
-Freie Autorin
Zu Dobrilas Lieblingsfilmen gehört Düster-Melancholisches ("Donnie Darko") bis Dystopisches ("Children of Men"), aber schwarzhumorigen Komödien und Satiren kann sie auch viel abgewinnen.

Seit Jahren geistert eine Theorie zu „Friends“ durchs Internet, die alles Lustige über Bord wirft, was in zehn Staffeln der Sitcom ausgespielt wurde. Darauf angesprochen, reagierte Showrunnerin Marta Kauffman bestürzt.

CBS

Eine ganze Dekade lang schrieb die US-Sitcom „Friends“ TV-Geschichte, wie sie im schnelllebigen Seriengeschäft von heute kaum noch möglich scheint: Von 1994 bis 2004 folgte weltweit ein immer größer werdendes Publikum dem lustigen Treiben der sechs Freunde Monica, Rachel, Chandler, Ross, Joey und Phoebe in New York. Und damit nicht genug – noch immer wird die Serie „Friends“ neu entdeckt, wiedergeschaut und für ihre leichte wie Trost spendende Unterhaltung geschätzt.

Doch eine Figur stach immer etwas heraus: Die von Lisa Kudrow gespielte Phoebe Buffay ist ein kreativer Freigeist mit etwas absonderlichen Eigenheiten und einer Vergangenheit, mit deren Details sie ihre Freunde häufig bestürzte.

Als Baby wurde Phoebe, so setzt es sich im Verlauf der zehn Staffeln von „Friends“ zusammen, mit ihrer Zwillingsschwester von einer guten Freundin der Mutter großgezogen, bis diese Suizid beging. Anschließend musste sie sich als jugendliche Obdachlose jahrelang allein in den Straßen New Yorks durchschlagen. Genau bei dieser tragischen Backstory setzt eine seit Jahren online kursierende, äußerst düstere Fan-Theorie über die Geschehnisse in „Friends“ an.

Phoebe Buffay (Lisa Kudrow) beim Musizieren im Central Perk CBS
Phoebe Buffay (Lisa Kudrow) beim Musizieren im Central Perk

Der Freundeskreis als trauriges Hirngespinst

Geäußert wurde diese Theorie 2015 auf Twitter von einem britischen Fan namens Gareth Stranks, der seinen Account inzwischen gelöscht hat. Die Daily Mail verfügt aber weiterhin über einen Screenshot von Stranks‘ wildem Vorschlag, wie er das „Friends“-Finale gestaltet hätte: „Ich hätte ‚Friends‘ mit der Enthüllung beendet, dass alles nur die verrückte, Meth-induzierte Fantasie einer obdachlosen Phoebe war, die durch das Fenster des Central Perk starrte.“ (Das „Central Perk“ ist das New Yorker Café, in dem sich die sechs Freunde immerzu trafen – ein zentraler Handlungsort der Serie.)

Demnach, so Stranks, wäre die Handlung der zehn Staffeln Phoebes verzweifeltem Wunsch entsprungen, Freunde und ein Zuhause zu haben. Seine düstere Theorie rundete er mit der Beschreibung einer letzten Einstellung ab, die auf das fröhliche Intro der Serie anspielt: „Schließlich kehrt sie in den Park zurück, wo sie vor dem Springbrunnen schläft. Eine kaputte Lampe steht neben ihrer Bank. Es beginnt zu regnen. Von hinten sehen wir, wie sie sechs schmutzige, aber farbenfrohe Regenschirme aufspannt.“ Zum Vergleich das echte Intro:

Düster, aber nicht beispiellos

Ein brutaler, alles an vorherigem Spaß negierender Twist, den Stranks sich da erdacht hat, möchte man meinen. Wenn man sich aber an einige beliebte Serien damaliger Zeit erinnert, ist Stranks‘ Theorie gar nicht so verwegen und einzigartig:

So endete beispielsweise die ebenfalls populäre Sitcom „Roseanne“ 1997 vorerst damit, dass die Titelheldin alle Geschehnisse bis dato als die Handlung eines von ihr gerade zu Ende verfassten und von ihrem Leben lediglich inspirierten Romans enthüllte. Roseanne schockierte dabei die Zuschauerschaft zusätzlich mit der Information, dass ihr Ehemann Dan (John Goodman), ein Publikumsliebling, in Wirklichkeit schon Jahre zuvor an einem Herzinfarkt verstorben war, bevor sie sich traurig und allein vor den Fernseher setzt.

Mit solch einer parallelen Realitätsebene spielte ebenso die Episode „Zwei Welten“ (Staffel 6, Episode 17) der bis heute vielgeschätzten Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen: Hier verabreicht ein Dämon Buffy ein halluzinogenes Gift, das ihr weismacht, ihr seltsames Leben als Vampirjägerin sei in Wirklichkeit eine Wahnvorstellung, für die sie seit Jahren in einer Psychiatrie behandelt wird. Das Ende der Episode lässt schließlich offen, welche der beiden Lebens-Versionen von Buffy nun die „wahre“ ist.

"Das Traurigste, was ich je gehört habe!"

Bis heute bewegt sich die „Dark Phoebe“-Theorie zu „Friends“ durch unzählige Online-Foren und wurde von größeren Medien immer wieder aufgegriffen. So ließ es sich Entertainment Tonight 2017 nicht nehmen, der nichtsahnenden „Friends“-Mitschöpferin Marta Kauffman Stranks‘ alternatives Finale darzulegen und ihre Reaktion einzufangen, die zwischen Grauen und Erstaunen schwankte:

„Das ist das Traurigste, was ich je gehört habe!“, so Kauffman. „Das ist eine schreckliche Theorie. Das ist Wahnsinn!“, fügte sie noch hinzu, bevor sie auch eine gewisse Faszination einräumte.

Nach dem Ende von „Friends“ entstand mit „Joey“ übrigens noch das erste und bis heute einzige Spin-off zur Sitcom. Warum Matt LeBlanc die Serie rund um seine Figur bereut, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

"Von Anfang an zum Scheitern verurteilt": "Friends"-Star Matt LeBlanc bereut seine Spinoff-Serie "Joey"

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