„Die Mittagsfrau“ behandelt die Geschichte einer „ganz normalen“ Frau in Deutschland vom Ende des ersten Weltkriegs bis zehn Jahre nach dem Zweiten. Das Ganze ist dabei so erschütternd plastisch und bitter realistisch erzählt, dass man kaum glauben mag, dass die von Mala Emde („Köln 75“) brillant gespielte Protagonistin wirklich nur erfunden sein soll.
„Die Mittagsfrau“ läuft am heutigen 27. Juni 2025 um 20.15 Uhr auf 3Sat. Alternativ könnt ihr den FSK-16-Titel noch bis zum 29. Juni im Flatrate-Programm von Amazon Prime Video streamen oder ihn als DVD beziehungsweise kostenpflichtiges Video-on-Demand erwerben:
Der Anfang rückt ans Ende
„Die Mittagsfrau“ von „Licht“-Regisseurin Barbara Albert basiert auf dem Bestseller gleichen Titels von Julia Franck („Westen“). Die Autorin beginnt ihren Roman mit einer für viele Menschen sicher äußerst schockierenden Szene, die Albert jedoch fast ans Ende ihres Films verschiebt und auch eher subtil handhabt. Warum diese Entscheidung sehr zum Gelingen des Films beiträgt, erklären wir euch in unserer starke 4 von 5 möglichen Sternen vergebenden FILMSTARTS-Kritik. Seid nur sicher, dass – wenn ihr bemerkt, was in diesem Moment gerade passiert – euch wahrscheinlich die Luft wegbleiben wird.
Trotz dieser Verlagerung und weiterer kleiner Anpassungen bleiben Albert und das von Meike Hauck („Pingpong“) geschriebene Drehbuch der Vorlage im Kern sehr treu. Wer den Roman kennt und liebt, wird nach Ansicht des Autors dieses Artikels bestimmt nicht enttäuscht werden. Ein weiterer Faktor dabei ist Hauptdarstellerin Mala Emde. Ihre Verkörperung der extrem komplexen und vielschichtigen Rolle ist einfach großartig und jederzeit glaubhaft.
Mit Thomas Prenn („Deutsches Haus“) und dem mit seiner hier präsentierten Ernsthaftigkeit und Bosheit sicher einige Zusehende überraschenden „Fack ju Göhte“-Star Max von der Groeben hat Emde aber auch zwei sehr starke Szenenpartner, die ihr exzellent zuarbeiten. Die Handlungen und Entscheidungen von Emdes Figur werden für viele von uns moralisch sicher nicht nachvollziehbar und zumindest streckenweise in einem negativen Licht erscheinen. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass zum Glück wohl kaum jemand von uns in seinem Leben in eine vergleichbare Situation geraten ist, wie sie in der mit Abstand herausforderndsten Zeit während der letzten 100 Jahre unseres Landes bestimmt keine Ausnahme war.

"Die Mittagsfrau": Das ist die Story
Ende der 1920er zieht die in der Lausitz aufgewachsene Helene (Mala Emde) mit ihrer älteren Schwester Martha (Liliane Amuat) nach Berlin. Hier wohnen die Töchter eines Christen und einer Jüdin bei ihrer Tante und genießen den Glamour und die Versuchungen der Stadt. Im Gegensatz zur zusehends in die Drogensucht abrutschenden Martha hat Helene ihr Leben aber im Griff. Sie jobbt in einer Apotheke, will Medizin studieren und hat sich in Karl (Thomas Prenn) verliebt.
Doch das Glück des Paares ist nur kurz, wird Karl doch von SA-Schlägern auf offener Straße ermordet. Bevor die Nazis bald darauf die Macht im Land übernehmen, flieht ihre jüdische Tante nach Südamerika und Helene ist auf sich allein gestellt. Da trifft sie den SS-Offizier Wilhelm (Max von der Groeben), der sich auf der Stelle in sie verliebt. Wilhelm verschafft ihr eine neue Identität, die sie als Arierin ausweist. Im Gegenzug muss die junge Frau, die nun Alice heißt, sich ihm allerdings komplett unterwerfen …
Falls ihr nach dem Film Lust auf ein nahezu komplettes Kontrastprogramm haben solltet, schaut gern in den folgenden Artikel rein:
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