Neu im Streaming-Abo: Nach diesem Psycho-Horror werdet ihr anders über "Spider-Man", "Star Wars" und "Monopoly" denken
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

Schon seit einigen Jahren nimmt Hugh Grant mit perfider Freude fiese, schmierige und neckische Rollen an. So gemein wie in „Heretic“ war er aber nie zuvor. Jetzt gibt es den fies-komischen, fesselnden Horrorfilm neu im Streaming-Abo.

Der Hugh Grant, der in Filmen wie „Notting Hill“ Herzen eroberte, hat Platz gemacht: Für den sarkastischen, genüsslich-selbstgefälligen Hugh Grant mit verkommener Moral. So hat er sich in diversen Filmen haufenweise Szenen unter den Nagel gerissen – etwa im Familienspaß wie „Paddington 2“ oder in Actionfilmen wie „Operation Fortune“.

Den Gipfel seiner gespielten Boshaftigkeit hat Grant im Horrorfilm „Heretic“ erreicht, in dem er Missionarinnen perfide mit Monologen über das Christentum, Comiczitate, „Star Wars“ und „Monopoly“ triezt – und noch ganz andere Dinge im Schilde führt. Ab sofort ist „Heretic“ beim Sky-Streamingservice WOW im Abo enthalten.

„Heretic“ gibt es außerdem haptisch im Heimkino – auf DVD, Blu-ray und als limitiertes 4K-Mediabook*. Die physischen „Heretic“-Editionen enthalten obendrein einen Audiokommentar mit den Regisseuren/Drehbuchautoren Scott Beck und Bryan Woods sowie Begleitinterviews. Das 4K-Mediabook umfasst außerdem ein 28-seitiges Booklet der Filmjournalistin Sarah Stutte. Wer auf Haptik verzichtet und kein WOW-Abo hat, findet „Heretic“ auf mehreren Plattformen als VOD – etwa bei Prime Video*.

Darum geht es in "Heretic"

Schwester Barnes (Sophie Thatcher) und Schwester Paxton (Chloe East) sind noch recht unerfahrene Mormonenmissionarinnen. Gerade sind sie wieder drauf und dran, von Tür zu Tür zu gehen und Menschen für ihre Botschaft zu gewinnen. Als das Wetter umschlägt, erreichen sie das recht abgeschiedene Vorstadthaus des betont höflichen und überaus neugierigen Mr. Reed (Hugh Grant).

Dessen zuvorkommende Art und immense Wissbegierde machen die Mormoninnen allerdings stutzig – zumal er sich aller Freundlichkeit zum Trotz einige schnippische Spitzen gestattet. Also beschließen Paxton und Barnes, mit gebührender Dankbarkeit, aber zügig die Unterhaltung abzubrechen. Beim Versuch, das Haus zu verlassen, werden sie jedoch tiefer in ein diabolisches Katz-und-Maus-Spiel gezerrt...

Göttliche Brettspielphilosophie

Beck und Woods machten sich vor „Heretic“ einen Namen als Autorendoppel eines Überraschungserfolgs, in dem Schweigen Gold ist: Sie verfassten den Sci-Fi-Horror „A Quiet Place“. In „Heretic“ dagegen sind die Wortwechsel ebenso reichhaltig wie erstklassig. Allein schon Mr. Reeds Monolog über die absurde (und durchaus verlogene) Vermarktungshistorie des Brettspielklassikers „Monopoly“ ist Gold wert.

Aber auch die Gespräche zwischen dem auf schaurig-geheuchelte Weise höflichen Gastgeber und den Mormoninnen darüber, ob eines der prägnantesten Zitate über Verantwortung aus „Spider-Man“ stammt, und darüber, welch religiöses Fantum „Star Wars“ hat, sind überaus denkwürdig. Es zeugt von Grants Schauspieltalent, dass dieser schwarzhumorige Aspekt hinter „Heretic“ der beklemmenden Grundstimmung in die Karten spielt, statt sie zu schmälern:

Die passive Aggression, mit der Reed auf die Missionarinnen einredet, ist dank Grants Spielfreude und des bissigen Skripts zwar amüsant, aber in ihrer Bedrohlichkeit äußerst glaubwürdig und daher effektiv. Wer auf klassischeren Horror gehofft hat, kommt aber auch zum Zug: Die Lage eskaliert konsequent, wenngleich mit nachlassender Originalität. Das bringt weitere Schärfen, Spannungen und Schreckmomente mit sich, wie FILMSTARTS-Autor Janick Nolting aber schon in seiner Kritik festhielt: „Die immer absurder werdenden Twists und doppelten Böden der zweiten Filmhälfte können mit der Hochspannung und thematischen Dichte des ersten Akts allerdings nicht ganz mithalten.“

Grants sarkastischer Arroganz und der spannenden Weise, mit der Thatcher und East in ihren Rollen zwischen Aufmüpfigkeit, Furcht und Resilienz schwanken, tut dies jedoch keinen Abbruch. Auch das durchdachte, schaurige Setdesign trägt dazu bei, dass „Heretic“ als sehenswerter Psychohorror in Erinnerung bleibt, der sich zumindest phasenweise von der Genrenorm abhebt. Sollte euch das nicht reichen: Wir haben noch einen Horror-Tipp mit Thatcher für euch in petto!

Neu im Streaming-Abo: Ein richtig schön-fieses Horror-Highlight voller Wendungen

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Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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