Er prahlte in seiner Rüpel-Phase, der einzige Mensch zu sein, der in Take That und vier von fünf Spice Girls war – und entschuldigte sich später für seinen rüden Kommentar. Er sang im „Findet Nemo“-Abspann und säuselte ein Duett mit Nicole Kidman, das die Charts eroberte. Anfang dieses Jahres rockte er zudem über die hiesigen Leinwände – wenn auch nicht in Fleisch und Blut:
Im selbstbewusst-atypischen Musik-Biopic „Better Man“ präsentiert sich Pop- und Swing-Star Robbie Williams als computeranimierter Schimpanse, der in den neuen „Planet der Affen“-Filmen einzig aufgrund seines Mundwerks deplatziert wirken würde. Jetzt lässt sich das Künstlerdrama auch im Streaming-Abo erleben: Ab sofort ist „Better Man“ bei Amazon Prime Video im Abo enthalten.
Außerdem ist „Better Man“ haptisch im Heimkino erschienen – auf DVD, Blu-ray und 4K-Disc*!
Darum geht es in "Better Man"
Der achtjährige Robbie Williams hat eine liebende Beziehung zu seiner verständnisvollen Großmutter (Alison Steadman) und eine komplizierte Bindung zu seinem Vater Peter (Steve Pemberton): Der in kleinen Läden als Entertainer auftretende Sänger vermittelt seinem Sohn Liebe zu Musikgenres wie Swing und bringt ihm bei, seine Stimme einzusetzen wie Frank Sinatra. Allerdings macht Peter seinen Jungen auch regelmäßig runter und lässt ihn wiederholt hängen.
Als Robbie bei einem Musicalauftritt eine Panne mit forschem Witz überspielt, findet er seine Bühnenpersona: Er ist ein frecher, vorlauter Scherzkeks! Mit eben dieser Attitüde gelingt es ihm als Teenager, sich beim Casting für die Boygroup Take That durchzusetzen – seine Lausbubenart macht ihn jedoch auch zum Außenseiter. Von Drogenproblemen und Minderwertigkeitskomplexen geplagt, setzt er alles an eine Solokarriere...
Ganz und gar nicht "affig"
Dramaturgisch orientiert sich „Better Man“ nah an dem, was man von diesem Genre erwartet: In etwas mehr als zwei Stunden rauscht das Biopic durch Robbie Williams' Kindheitsbegegnungen mit Musik und Rampenlicht, rattert zentrale Karrierestationen ab und konterkariert Ruhm und Erfolg mit Suchtproblemen und privaten Rückschlägen.
Trotzdem ist „Better Man“ kein Musiker-Biopic von der Stange, dem ein Affen-Gimmick übergestülpt wurde: Williams, der sich im englischen Originalton selbst spricht, schlägt einen unverschämteren, unbarmherzigeren Tonfall an als in diesem Genre üblich. Das reicht von nachtragenden Seitenhieben auf Persönlichkeiten wie Take-That-Manager Nigel Martin-Smith bis hin zu Momenten, in denen Williams mit sich selbst abrechnet – wobei mal sein Minderwertigkeitskomplex aus ihm spricht, andere Male Reue über zurückliegende Großkotzigkeit, Aggressivität und Taktlosigkeit.
Dass all dies mit einem meisterhaft getricksten (für einen Effekt-Oscar nominierten) CG-Affen im Mittelpunkt erzählt wird, gibt „Better Man“ eine unvergleichliche Tonalität: Ab und an gibt es Augenblicke, in denen die Skurrilität des Ganzen ausgekostet wird (etwa, wenn Schimpansen-Robbie dank strohblond gefärbter Spitzen geradewegs grotesk aussieht). Über längere Strecken wird der Affe dagegen zur Selbstverständlichkeit – und gestattet somit eine rauere Emotionalität, da sich kein Schauspieler um ausreichende Ähnlichkeit zum Popstar abmühen muss, sondern ein Trickwesen dazu einlädt, unsere Reaktionen auf das Gezeigte auf es zu projizieren.
Hinzu kommen von „Greatest Showman“-Macher Michael Gracey dynamisch inszenierte Musicaleinlagen sowie eine grobkörnig-rauschhafte Ästhetik, die Williams' Erfahrungen und sein Innenlegen verschwimmen lassen. Das mündet in herzzerreißend rührende Momente und gipfelt in eine animalische Neuinterpretation von „Let Me Entertain You“, die niemand erwartet hätte!
Und wenn ihr nach dem Affen-Schock etwas liebenswürdig-altmodischen Hollywood-Flausch benötigt, der sich dennoch Seitenhiebe auf den Medienzirkus gestattet, müsst ihr euch unbedingt den folgenden Heimkino-Tipp geben:
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Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.