Mit 11,7 Millionen Besucher*innen ist „Der Schuh des Manitu“ der bis heute der erfolgreichste deutsche Kinofilm seit Beginn der offiziellen Zählung im Jahr 1968. Kein Wunder also, dass das (Medien-)Interesse an der späten Fortsetzung „Das Kanu des Manitu“ (Kinostart: 14. August 2025) gewaltig ist. Trotzdem hat sich Regisseur, Autor, Produzent und Star Michael Bully Herbig für eine besondere PR-Strategie entschieden: Um Spoiler zu vermeiden, durfte den Film niemand vor der Weltpremiere sehen – selbst die Schauspieler*innen haben ihn dort erstmals vollständig gezeigt bekommen. Außerdem haben Michael Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian vorab (fast) keine Interviews gegeben – die Premiere am Abend, eine große Pressekonferenz am nächsten Morgen, und dann gehört der Film vor allem den Fans…
Aber eine Ausnahme hat das Trio trotzdem gemacht – und eine Woche vor Kinostart bei uns im Berliner Büro vorbeigeschaut! Mein Kollege Pascal Reis und ich hatten den Film zu diesem Zeitpunkt zwar auch noch nicht gesehen (inzwischen ist die ausführlichen FILMSTARTS-Kritik erschienen), aber das Gespräch ist dennoch verdammt launig geworden. Kein Wunder, wenn uns Michael Bully Herbig von seinem Treffen mit George Lucas auf der Skywalker Ranch erzählt und Christian Tramitz uns beichtet, wie er nach 24 Jahren mit „der Gesamtsituation“ umgeht…
FILMSTARTS: Noch sieben Tage bis zur Premiere, neun Tage bis zum Kinostart – geht euch schon langsam die Muffe oder seid ihr noch ganz entspannt?
Christian Tramitz: Also mir geht schon ganz schön die Muffe. Man hat nachts Albträume von leeren Kinosälen …
Michael Bully Herbig: Wirklich? Noch bin ich ganz entspannt. Aber ich kann von einem anderen Albtraum erzählen, den ich damals beim ersten Teil hatte: Constantin Film hat „Der Schuh des Manitu“ damals ins Kino gebracht – und der Chef Bernd Eichinger ist nur ein, zwei Mal im Schneideraum vorbeigekommen. Ansonsten hat er uns aber einfach machen lassen, was ich auch sehr zu schätzen wusste. Aber dann habe ich eine Woche vor der Premiere geträumt, wie ich da ganz nervös im Kinosaal sitze – und plötzlich setzt mitten in einer Cowboy-Szene eine Autoverfolgungsjagd ein. Ich habe mich gefragt, woher die jetzt verdammt noch mal kommt – und als ich nach rechts schaue, sitzt da Bernd Eichinger und grinst mich an: „Das macht den Film ein bisschen schneller!“ Dann bin ich schweißgebadet aufgewacht...

FILMSTARTS: Wie oft habt ihr in den vergangenen 25 Jahren über die Möglichkeit eines „Der Schuh des Manitu 2“ gesprochen?
Michael Bully Herbig: Ich habe mal ganz heimlich, es müsste so um 2013/14 gewesen sein, ein paar Sachen aufgeschrieben. Da habe ich auch schon mal darüber nachgedacht, was sich auf „Manitu“ vielleicht noch so alles reimt.
Christian Tramitz: Dir war irrsinnig langweilig, oder?
Michael Bully Herbig: Ne, so zehn Jahre nach dem Kinostart, dachte ich, ist doch ´ne gute Zeit. Aber dann lag’s doch irgendwann in der Schublade – und da hab‘ ich‘s auch liegenlassen.
Rick Kavanian: Ich wusste nichts davon!
FILMSTARTS: Haben da die Produzenten in den ersten Jahren nach „Der Schuh des Manitu“ nicht sehr laut gebettelt, doch bitte eine Fortsetzung zu machen?
Michael Bully Herbig: Ich war damals jedenfalls schon sehr froh, dass wir diese Entscheidung dem Publikum unserer TV-Show „Die Bullyparade“ überlassen haben. Dort wurde ganz demokratisch für „(T)Raumschiff Surprise“ abgestimmt.
Christian Tramitz: Ich habe gehört, dass war gefakt. War es aber nicht, oder?
Michael Bully Herbig: Ja, das hört man da draußen, war es aber nicht. Ich war nur heilfroh, dass es nicht die Fortsetzung geworden ist, denn dann hätte ich nicht gewusst, was wir hätten tun sollen. Der Genrewechsel aus dem Wilden Westen in den Weltraum hat uns sehr gutgetan.

FILMSTARTS: Und wann kam der Plan für ein „Der Schuh des Manitu 2“?
Rick Kavanian: Vor zwei, zweieinhalb Jahren.
Michael Bully Herbig: Wir saßen zusammen und ich wollte den Jungs eigentlich einen Weihnachtsfilm pitchen. Ich fand, es wäre eine schöne Idee, wenn wir mal zu dritt einen schönen Weihnachtsfilm machen würden …
Rick Kavanian: Das ist es ja auch immer noch!
Michael Bully Herbig: Ja, kann man immer noch machen. Aber beim Rausgehen hat Christian in einem Nebensatz fallen lassen, wie schade es sei, dass wir nie einen zweiten vom „Schuh des Manitu“ gemacht haben. Am nächsten Tag habe ich ihn angerufen und gefragt, ob er das ernstgemeint hat. Man spricht ja immer vom „Momentum“ – und irgendwie hat sich das in dem Moment gut angefühlt. Also haben wir uns einfach hingesetzt und zusammen rumgekaspert. Über Wochen …
Rick Kavanian: … über Monate …
Michael Bully Herbig: … haben wir gesagt, wir erzählen es niemanden. Wir gehen erst damit raus, wenn wir uns ganz sicher sind, dass wir ein gutes Drehbuch haben.
Christian Tramitz: Das wissen wir auch heute noch nicht genau. Das wird sich zum Kinostart entscheiden.
Michael Bully Herbig: Na ja, wir waren jedenfalls sehr happy damit und haben uns sehr auf den Dreh gefreut. Ich habe dann nur noch was gesucht, das sich reimt – denn uns war früh klar, dass wir nicht sowas Einfallsloses wie „Der zweite Schuh des Manitu“ als Titel haben wollen.
Was reimt sich auf "Manitu"?
FILMSTARTS: Ich habe heute Morgen mal Chat-GPT damit beauftragt, alle Worte des Duden durchzugehen, um zu checken, wie viele davon sich mit „Manitu“ reimen. Der erste Satz der Antwort war, dass es gar nicht so einfach ist, da viel zu finden …
Michael Bully Herbig: Siehste! (lacht)
FILMSTARTS: Es gibt insgesamt wohl 60 Worte, aber die meisten davon ergeben natürlich überhaupt keinen Sinn. „Das Rendezvous des Manitu“ würde sich womöglich noch als Liebesfilm-Fortsetzung am besten anbieten.
Michael Bully Herbig: Nicht schlecht, da sind wir gar nicht draufgekommen. „Das Tabu des Manitu“ und „Der Kakadu des Manitu“ hatten wir noch. Aber „Kanu des Manitu“ hat sich dann einfach angeboten. Und ich muss sagen: Den Titel gab es schon lange vor dem Drehbuch.
FILMSTARTS: Ihr habt den Film ja zu dritt geschrieben. Habt ihr dafür versucht, euch wieder in das Mindset von damals zurückzuversetzen?
Christian Tramitz: Also wir haben uns auf jeden Fall den ersten Teil nochmal angeschaut. Das war der erste Schritt und da haben wir uns schon gedacht: „Ja, ein bissel was müssen wir da schon anders machen …“
Michael Bully Herbig: Ja, also der Film ist 25 Jahre alt, aber ich liebe ihn immer noch. Für mich bleibt es etwas ganz Besonderes, selbst wenn man sagt, dass manch ein Gag schlechter gealtert ist als andere. Aber er wird immer noch gerne geguckt, auch von der jüngeren Generation – so Sieben-, Acht-, Neunjährige, die schmeißen sich weg vor Lachen.
Rick Kavanian: Wir hatten da gerade gestern so ein nettes Erlebnis. Christian und ich sind von München nach Berlin gelogen und da haben die tatsächlich draußen auf die Außenhaut des Flugzeugs draufgeschrieben: „Jetzt geht noch mal jeder aufs Klo und dann reiten wir los“ – mit einem Hufeisen und einem „Herzlich willkommen an Bord“. Da waren wir komplett geflasht.
Christian Tramitz: Ich habe mir dann vorgestellt, was passiert, wenn wir jetzt abstürzen. Stell dir mal vor, die finden dann in den Trümmern den Spruch: „Jetzt geht noch mal jeder aufs Klo und dann reiten wir los.“
Rick Kavanian (lacht): Gut, dass wir nicht auf dem Flugzeug unterschrieben haben…

FILMSTARTS: Uns ist erst jetzt in der Vorbereitung aufgefallen, wie zeitlos „Der Schuh des Manitu“ ist. Parodien sind ja oft besonders stark in ihrer Zeit verankert – aber mit Ausnahme vielleicht des Ü-Ei-Gags gibt es eigentlich nichts, was ihn jetzt genau in seiner Ära verankert.
Michael Bully Herbig: Und selbst wenn man die Werbung nicht kennt, ist es amüsant, wenn ein Bandenmitglied fragt, ob ihm der Boss nicht etwas mit Spaß, Spannung und Schokolade mitbringen könnte.
FILMSTARTS: Ist das auch ein Anspruch für „Das Kanu des Manitu“?
Christian Tramitz: Es gibt den Spruch, dass nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern – und das stimmt ja auch. Bei einem Witz über die Mundwinkel von Angela Merkel merkt man immer besonders, wie schlimm ein Film dann altert.
Michael Bully Herbig: Man spricht ja oft davon, einen Film einem gewissen Zeitgeist anzupassen …
Christian Tramitz: … und das Problem ist nur, dass der morgen oft schon wieder weg ist.
Michael Bully Herbig: Da machst du lieber Gags, die sich davon komplett lösen und dir einfach Freude machen.
Bully in Hollywood
FILMSTARTS: Bully, bei dir hat man ja ab deiner ersten Regiearbeit „Erkan & Stefan“ gespürt, dass du mehr Wert auf die Inszenierung legst, als man es speziell von Komödien mit TV-Komiker*innen gewöhnt ist. Speziell nach „(T)Raumschiff Surprise - Periode 1“ stand deshalb damals auch in einer ganzen Reihe von Artikeln, dass Hollywood auf dich aufmerksam geworden ist. Hast du damals tatsächlich die ganze Ochsentour durch die US-Studios absolviert – oder waren die Artikel übertrieben?
Michael Bully Herbig: Nein, nach „(T)Raumschiff Surprise“ gab es tatsächlich ein Zeitfenster, wo ich mir dachte: „Okay, das guckst du dir jetzt halt mal an.“ Da bin ich auch nach Hollywood geflogen, nur hatte ich da schon längst „Lissi und der wilde Kaiser“ und „Wickie und die starken Männer“ in der Pipeline. Ich wusste also, dass ich für die nächsten drei, vier Jahre eh beschäftigt bin. Aber man wird trotzdem von Studio-Executive zu Studio-Executive gereicht – und alle geben dir das Gefühl, der Größte zu sein.
Rick Kavanian: Das können die Amerikaner gut, ne?
Michael Bully Herbig: Ja, das können sie wirklich gut! Ich saß dann sogar bei George Lucas auf der Skywalker Ranch – aber diese ganzen Meetings wurden dann eher zu so einer Fanboy-Tour. Ich bin da nämlich nicht rumgegangen, um irgendwas zu pitchen, selbst wenn die wahrscheinlich genau das von mir erwartet haben. Stattdessen fand ich es total abgefahren, dass ich da überall eingeladen werde. Ich habe nichts gepitcht, gar nichts. Stattdessen habe ich immer nur gesagt [mit betont starkem deutschen Akzent]: „Unfortunatly I’m not available.“
In der Rückschau ist das aber irgendwie abgefahren: Überleg mal, du sitzt bei George Lucas auf der Skywalker Ranch, der nimmt sich `ne ganze Stunde Zeit für dich – und ich habe den ausgefragt wie ein Fanboy. Der wird sich hinterher auch gedacht haben: „War der jetzt echt nur zum Kaffeetrinken da?“ Ich hatte allgemein den Eindruck, dass die Drehbücher, die sie mit angeboten haben, eher jene waren, die eh keiner machen wollte. Und jetzt gucken sie halt mal, wie der Deutsche darauf reagiert …
Christian Tramitz: Waren da auch ein paar Nazi-Sachen dabei?
Michael Bully Herbig: Ne, ne, es waren schon Komödien. Es war sogar ein „Pink Panther“-Skript dabei. Und ein Film, den ihr vielleicht kennt, „Cowboys & Aliens“. Aber da war das noch eine Komödie. Später kam der mit Daniel Craig und Harrison Ford ins Kino, aber ich habe noch eine ganz andere Fassung gelesen. Wahrscheinlich haben sie sich gedacht: „Okay, der Typ hat eine Western-Komödie und eine Science-Fiction-Komödie gedreht – das ist unser Mann!“
FILMSTARTS: Weißt du, ob George Lucas „(T)Raumschiff Surprise“ gesehen hat?
Michael Bully Herbig: Ne, aber sein netter Mitarbeiter, der mich vor dem Treffen einmal über die Ranch geführt hat. Später hat er mich dann vorgestellt: „Hey George, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, Bully ist hier! Die schlechte ist, sein Film läuft besser als deiner!“
Christian Tramitz: Was lief denn da im Kino von ihm?
Michael Bully Herbig: „Star Wars: Episode III“.
Christian Tramitz: Also erfolgreicher in Deutschland?
Michael Bully Herbig: Ja, ja, natürlich nicht weltweit (lacht).

FILMSTARTS: Gibt es denn Dinge, die ihr euch damals bei „Der Schuh des Manitu“ einfach nicht leisten konntet, wo ihr jetzt aber bei der Fortsetzung womöglich das ein oder andere Milliönchen mehr hattet, um es doch noch umzusetzen?
Michael Bully Herbig: Ja, aber man muss das Geld natürlich auch wieder einspielen. Es ist jetzt also nicht so, dass wir da einfach alles reinpumpen, egal was passiert. Aber ohne zu spoilern: Es gibt diesmal tatsächlich Wasser im Film, was man sich beim „Kanu“ im Titel ja auch denken kann. Wir hatten damals beim ersten Teil schon eine Unterwassersequenz geplant, aber die ist dann aus Kostengründen rausgeflogen. Das hat sich jetzt natürlich angeboten …
FILMSTARTS: Könnt ihr denn verraten, wie teuer der zweite Teil war?
Christian Tramitz: 125 Millionen! (lacht)
Michael Bully Herbig: Ich bin da ein bisschen abergläubisch und haue ungern irgendwelche Zahlen raus. Aber in den letzten 25 Jahren ist natürlich alles teurer geworden. Also kann man sagen, „Das Kanu des Manitu“ hat etwa drei bis vier Mal so viel gekostet wie der erste Teil.
FILMSTARTS: „Das Kanu des Manitu“ ist zudem der erste deutsche IMAX-Kinofilm überhaupt. Ging das von euch aus oder hat IMAX das vorgeschlagen?
Christian Tramitz: Bully wusste gar nicht, was IMAX ist…
Michael Bully Herbig (lacht): Ich wünschte, es wäre meine Idee gewesen. Aber die kamen tatsächlich auf uns zu. Wir haben den Film nicht wie ein Christopher Nolan direkt im IMAX-Format gedreht, das wäre dann wohl doch zu teuer. Meine erste Reaktion auf die Anfrage war deshalb auch: „Moment mal, haben wir überhaupt so große Bilder, die diese Leinwand auch ausfüllen?“ Ich bin den Film dann noch mal im Kopf durchgegangen und dachte: „Ja, doch, haben wir!“ Mir war auch nicht klar, dass wir die erste deutsche Produktion sind, der die Ehre zuteilwird, in IMAX zu laufen. Also ganz egal, was jetzt noch kommt, wir haben bereits Kinogeschichte geschrieben!

FILMSTARTS: Christoph Maria Herbst hat die letzten zehn Jahre seiner Karriere damit verbracht, davon wegzukommen, dass ihn jeder auf der Straße mit einem „Stromberg“-Zitat begrüßt. Bei euch wird das nach „Der Schuh des Manitu“ nicht großartig anders gewesen sein. Euch ist schon klar, dass das jetzt mit „Das Kanu des Manitu“ alles wieder von vorne losgehen wird …
Michael Bully Herbig: Na ja, es hat nie aufgehört. Christian wird heute noch auf die Gesamtsituation angesprochen wird, das lässt nicht nach.
Christian Tramitz: Das Faszinierende ist, dass jeder denkt, er macht da jetzt einen super Gag mit der Gesamtsituation. Und jeder erwartet natürlich, dass man sich auf die Schenkel schlägt vor Lachen. Aber ich habe mir angewöhnt, das ganz professionell abzuarbeiten und jedem einfach zu sagen: „Das war jetzt richtig geil.“
FILMSTARTS: Apropos „Das war jetzt richtig geil!“ – vielen Dank für das launige Gespräch!
Alle drei zusammen: Schon vorbei? Schade, schön war’s!
„Das Kanu des Manitu“ läuft ab dem 14. August 2025 in den deutschen Kinos. Und weil Michael Bully Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian für das FILMSTARTS-Gespräch extra bei uns in der Redaktion vorbeigeschaut haben, wurde das Gespräch direkt auch für unseren Podcast aufgenommen. Wenn ihr die drei also auch hören wollt, gibt es hier die entsprechende Folge, in der auch die noch die eine oder andere Frage mehr vorkommt, die es nicht in das verschriftliche Interview geschafft hat: