Die 1990er Jahre waren für Sylvester Stallone alles andere als ein Selbstläufer. Bereits 1990 startete er mit einem der größten Tiefschläge seiner Karriere in das neue Jahrzehnt: „Rocky V“ erwies sich nicht nur als künstlerische Enttäuschung, sondern auch als kommerzieller Misserfolg. Ein denkbar schlechter Punkt für einen Star, der bis dahin wie kaum ein anderer für Blockbuster-Kino stand. Und nur ein Jahr später folgte schon das nächste Fiasko – und diesmal nicht im Actionfach, sondern in der Komödie.
„Oscar – Vom Regen in die Traufe“ sollte eigentlich das amerikanische Remake des französischen Kultfilms „Oscar“ von 1967 werden, in dem der legendäre Komiker Louis de Funès („Fantomas“) als cholerischer Geschäftsmann glänzte. Im Gegensatz zur US-Neuauflage ist das Original übrigens problemlos erhältlich – entweder als Teil einer Louis-de-Funès-Box* oder auch als Stream.
Auf dem Papier klang das Remake vielversprechend: Regisseur John Landis, bekannt für Hits wie „Blues Brothers“ (1980), „American Werewolf“ (1981) und „Der Prinz aus Zamunda“ (1988), stand am Ruder. Dazu kam eine Besetzung, die sich wie ein Who’s Who aus Hollywood und Europa las.
Neben Leinwandikone Kirk Douglas („Wege zum Ruhm“) und dem charismatischen Tim Curry („The Rocky Horror Picture Show“) waren auch die junge Marisa Tomei, die später als Tante May im „Spider-Man“-Universum berühmt werden sollte, sowie die italienische Schauspielerin Ornella Muti („Flash Gordon“) mit an Bord. Alles schien für eine turbulente Komödie angerichtet – doch ausgerechnet die wichtigste Rolle wurde zum Stolperstein.
Eine Millionen US-Dollar machten den Unterschied
Ursprünglich war die Hauptfigur, ein hektischer Mafiaboss, der verzweifelt versucht, sein kriminelles Leben hinter sich zu lassen und sich als ehrbarer Geschäftsmann zu etablieren, für niemand Geringeren als Al Pacino vorgesehen. Nach seinen gefeierten Auftritten in „Der Pate“ (1972) und „Scarface“ (1983) hätte er die Mischung aus Nervosität, Intensität und ironischer Überzeichnung wohl mühelos verkörpert. Doch Pacino entschied sich kurzfristig gegen das Projekt – und zwar aus einem einfachen Grund.
Regisseur John Landis erinnerte sich Jahre später in einem Interview mit Filmmaker Magazine: „Er [Al Pacino] sollte für, wenn ich mich recht erinnere, acht Wochen Arbeit etwa 2 Millionen Dollar bekommen, und dann wurden ihm für ‚Dick Tracy‘ rund 3 Millionen Dollar für ungefähr eine Woche Arbeit angeboten. Er war da auch völlig offen, er sagte, er würde das Geld nehmen. Ich denke, ‚Oscar‘ wäre mit Al ein deutlich besserer Film geworden – aber so ist es nun einmal.“

Ohne Pacino stand Landis vor einem Problem. Denn ein Film wie „Oscar“ brauchte unbedingt einen charismatischen Star. Seine Lösung sollte sich jedoch als folgenreich erweisen: Er engagierte Stallone. Zwar hatte dieser in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass er auch außerhalb des Actiongenres agieren konnte, doch Anfang der 1990er war sein Image so stark mit Testosteron-Kino und Macho-Rollen verbunden, dass das Publikum ihn in einer federleichten Komödie kaum akzeptierte.
Das Ergebnis: „Oscar“ erwies sich als Kassenflop. Bei einem Budget von rund 35 Millionen US-Dollar spielte die Komödie lediglich 23,5 Millionen wieder ein. Auch die Kritiken fielen überwiegend negativ aus, und selbst John Landis machte keinen Hehl daraus, dass er den Film mit Pacino in der Hauptrolle wohl für gelungener gehalten hätte.
Trotzdem kam es zwischen Landis und Stallone nie zum Bruch. Beide kannten die Höhen und Tiefen Hollywoods nur zu gut und wussten, dass man nach Rückschlägen weitermachen muss. Für Stallone sollte es ohnehin nicht der letzte Misserfolg bleiben – und beinahe hätte er sogar einmal gemeinsam mit Al Pacino vor der Kamera gestanden. Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel.
"Ich war ihnen nicht italienisch genug": Deshalb durfte Sylvester Stallone nicht im besten Film aller Zeiten mitspielen*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.