
Platz 8
Regisseur: Bryan Singer, Deutschland / USA 1995
Es ist gar nicht schwer, am Ende eines Films einen überraschenden Twist aus dem Hut zu zaubern, der alles davor Gesehene auf den Kopf stellt. Die Versuchung ist groß, der Effekt beachtlich, auch wenn die meisten negierenden Wendungen überhaupt keinen Sinn ergeben und nach einem kurzen Aha-Effekt ebenso verblüffte wie enttäuschte Zuschauer zurücklassen. Die große Kunst besteht deshalb darin, dem Zuschauer im Laufe des Films alle nötigen Hinweise zu liefern, die die überraschende Wendung bereits anzukündigen – und den Zuschauer trotzdem durch eine geschickte Montage immer wieder auf falsche Fährten zu locken. Die sehr überschaubare Liste an Filmen (und Regisseuren), denen ein solcher Geniestreich gelungen ist, passt ohne Probleme auf den vielbeschworenen Bierdeckel. Trotzdem gehört Bryan Singers zweite Regiearbeit „Die üblichen Verdächtigen“ ohne Zweifel dazu, nicht zuletzt wegen des cleveren und zu Recht oscarprämierten Drehbuchs von Christopher McQuarrie: Dessen schrittweises Hinführen zum finalen Twist inszeniert Singer so hervorragend, dass er die Auflösung schließlich ohne jeden billigen Taschenspielertrick als eines der überraschendsten, aber zugleich auch stimmigsten Finals der Kinogeschichte ganz genüsslich zelebrieren kann.