Ein "einzigartiges Meisterwerk" oder eine echte Schande: Dieser stressige Blick hinter die TV-Kulissen spaltet die Gemüter
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

Die aufreibenden 90 Minuten vor dem Debüt eines unkaputtbaren Stücks US-Popkultur: „Saturday Night“ erzählt die (nahezu) wahre Geschichte, wie die erste Folge „Saturday Night Live“ zustande kam. Jetzt erscheint die Stresskomödie im Heimkino.

Sony Pictures

Regisseur Jason Reitman begann seine Karriere mit ebenso satirischen wie emotionalen Filmen im Grenzbereich zwischen Drama und Komödie: „Thank You For Smoking“ nahm die Zigarettenindustrie aufs Korn, „Juno“ blickte mit Herz und Biss auf Teenie-Schwangerschaften, „Up In The Air“ kommentierte die Folgen der Wirtschaftskrise und „Young Adult“ erzählt mit einer Charlize Theron in Höchstform von ewigen Kindsköpfen.

Nunmehr scheint Reitman in einer Nostalgiephase angekommen zu sein: 2021 brachte er die Fanservice-Geisterkomödie „Ghostbusters: Legacy“ ins Kino, danach errichte er mit „Saturday Night“ einer der langlebigsten TV-Unterhaltungsshows der USA ein Denkmal: „Saturday Night Live“! In Deutschland blieb dem Film der Kinoeinsatz verwehrt, doch am 13. Februar 2025 kommt „Saturday Night“ auf DVD und Blu-ray ins Heimkino!

Beide Editionen enthalten neben dem Film, der den Stressfaktors eines Thrillers mit der Skurrilität einer Komödie vereint, mehrere Extras – etwa einen Audiokommentar und das passend betitelte Making Of „Die Entstehung eines Films über die Entstehung einer Show, die fast nie entstanden wäre“. Alternativ könnt ihr „Saturday Night“ schon jetzt via Amazon Prime Video* als VOD beziehen.

"Saturday Night": Panik, Feuer und Stunk

11. Oktober 1975: In 90 Minuten soll „Saturday Night Live“ erstmals auf Sendung gehen. Doch die von einem totalen Chaoshaufen an Dickschädeln gestemmte Sendung ist nicht ansatzweise reif für ihre große Stunde. Produzent Lorne Michaels (Gabriel LaBelle) ist unfähig, seine Vision zu erläutern – geschweige denn, den aufgequollenen Showplan so zurechtzustutzen, dass das Format in den zur Verfügung stehenden Sendeplatz passt.

Der potentielle Publikumsliebling John Belushi (Matt Wood) hat seinen Vertrag nicht unterschrieben. Drehbuchautorin Rosie (Rachel Sennott) will sich nicht entscheiden, wie sie im Abspann genannt wird. Jim Henson (Nicholas Braun) leidet unter Mobbing. Method-Comedian Andy Kaufman (ebenfalls Nicholas Braun) ist seltsam drauf. Multitalent Garrett Morris (Lamorne Morris) weiß gar nicht, warum er überhaupt hier ist.

Die Dame von der Zensur hasst das Skript. Teile des Casts wissen nicht einmal, dass es ein Skript gibt. Komikergröße George Carlin (Matthew Rhys) hält das Showkonzept für lächerlich. Fast alle im Team sind auf Droge, supernervös oder supernervös auf Droge. Das Soundsystem ist im Eimer. Kaum wer sitzt im Publikum. Das Set stand kurz in Flammen. Und schon jetzt verschwören sich die NBC-Chefs gegen die Sendung...

Geliebt und gehasst

Im prominent besetzten Film spielen unter anderem auch „Maze Runner“-Veteran Dylan O'Brien als „Ghostbusters“-Star Dan Aykroyd, „Stranger Things“-Mime Finn Wolfhard, „Bottoms“-Darstellerin Kaia Gerber, „Anna und die Apokalypse“-Hauptdarstellerin Ella Hunt, Musiker Jon Batiste als R&B-Legende Billy Preston, Willem Dafoe und J.K. Simmons mit.

Und nicht nur in die Suche einer eindrucksvollen Besetzung floss Arbeit: Reitman und sein Ko-Autor Gil Kenan führten zur Recherche ausführliche Interviews mit allen noch lebenden Persönlichkeiten, die an der ersten „Saturday Night Live“-Ausgabe beteiligt waren. Die daraus entstandene Nahezu-Echtzeit-Nacherzählung rief allerdings höchst unterschiedliche Reaktionen bei den im Film dargestellten Promis hervor. Während Aykroyd gegenüber The Hollywood Reporter ins Schwärmen geriet und „Saturday Night“ als „einzigartiges Meisterwerk“ bezeichnete, reagierte „Community“-Nebendarsteller Chevy Chase negativ.

Der Komiker, der eine zentrale Persönlichkeit der frühen „SNL“-Jahren war, pflaumte Reitman nach der Thrillerkomödie an, er „solle sich schämen“, wie Reitman im Gespräch mit Variety beichtete. Aber auch abseits der früheren „SNL“-Crew scheidet der Film die Geister. Zahlreiche Muppets-Fans nahmen Anstoß an der Darstellung Hensons, und FILMSTARTS-Kritiker Patrick Fey befand, der Film sei „wenig gekonnt und thematisch ohne Fokus“.

Lob gab es dagegen beispielsweise von der Variety, die den Film als „räudige, herrlich vulgäre Backstage-Hommage“ bezeichnet und von Entertainment Weekly, wo die Besetzung des Films ebenso positiv herausgestellt wurde wie die erzählerische Mischung aus Nostalgie und Adrenalin. Adrenalin bietet euch allerdings auch unser folgender Heimkino-Tipp:

Mehr als 1,3 Millionen Kinobesucher: Einer der legendärsten deutschen Action-Thriller kehrt ins Heimkino zurück – und erscheint erstmals in 4K

*Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

facebook Tweet
Ähnliche Nachrichten
Das könnte dich auch interessieren