Heute im TV: Ein erschütternd realistisches Drama von einem der kämpferischsten Regisseure überhaupt – ohne Werbung!
Oliver Kube
Oliver Kube
-Freier Autor & Kritiker
Oliver Kubes bevorzugte Filmemacher sind David Fincher, David Lynch, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, Christopher Nolan, Stanley Kubrick, Quentin Tarantino, Joachim Trier sowie Steve McQueen.

Müsst ihr wieder mal ein Paket beim überlaufenen Kiosk um die Ecke abholen? Und das, obwohl ihr doch zu Hause wart und auf die Lieferperson gewartet habt? Was treiben diese Typen eigentlich den ganzen Tag? In „Sorry We Missed You“ erfahrt ihr es:

Viele von uns haben sich im Alltag bestimmt schon einmal über Paketpersonal geärgert. Wer „Sorry We Missed You“ gesehen hat, dürfte da in Zukunft deutlich nachsichtiger reagieren. Das britische Sozialdrama wirft einen schonungslosen und wütend machenden Blick auf die Bedingungen, unter denen diese Leute oft arbeiten müssen. Dazu schafft es der Film aber auch mit der darin eingebetteten Familiengeschichte auf unkitschige Weise das Herz zu erwärmen und zu rühren.

Sorry We Missed You“ läuft am heutigen 16. April 2025 um 20.15 Uhr auf arte. Eine Wiederholung folgt noch in derselben Nacht um 1.25 Uhr. Alternativ ist der FSK-12-Titel als DVD und kostenpflichtiges Video-on-Demand zu haben:

Unverbrauchte Gesichter

2014 kündigte der damals bereits 77-jährige Filmemacher Ken Loach („The Wind That Shakes The Barley“) seinen Ruhestand an. Zum Glück hat der Brite, der sich stets den Konventionen des Geschäfts widersetzt, es sich danach aber schnell wieder anders überlegt. So inszeniert er auch heute noch seine linkspolitisch gefärbten Leinwandmanifeste und zeigt uns gnadenlos all das auf, was in unserer offenbar von Gier und Rücksichtslosigkeit bestimmten Gesellschaft schiefläuft.

So auch in „Sorry We Missed You“, bei dem es Loach einmal mehr gelingt, den Blick aufs große Ganze mit einer auf Einzelschicksale fokussierten Geschichte zu verbinden. Wobei man ihm hier seine Frustration ob der durchaus verzweiflungswürdigen Lage in seinem Heimatland vielleicht etwas zu sehr anmerkt. Deshalb wird die gute 3,5 von 5 möglichen Sternen vergebende FILMSTARTS-Kritik auch mit diesem Fazit geschlossen: „Ken Loachs bewegend-bitteres Sozialdrama ist die totale Kapitulation des linken Filmemachers vor dem Turbo-Kapitalismus. Etwas mehr Subtilität und weniger Formelhaftigkeit hätte seiner frustriert-bitteren Anklage des modernen Arbeitssystems aber womöglich sogar noch mehr Wucht verliehen.“

Dennoch lohnt sich das Einschalten – auch und gerade für Filmfans, die vielleicht noch keines von Loachs Werken wie den in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten „Ich, Daniel Blake“ kennen. Ein wichtiger Pluspunkt ist – neben der stets bedeutsamen Message – nämlich der Umstand, dass der Regisseur uns gern unverbrauchte Gesichter in den Hauptrollen präsentiert. Hier sind es speziell der authentisch unter der hoffnungslosen Situation seiner Figur leidende Kris Hitchen („Speak No Evil“) in seiner ersten großen Rolle und die wunderbare Newcomerin Katie Proctor, die uns emotional packen.

Sorry We Missed You
Sorry We Missed You
Starttermin 30. Januar 2020 | 1 Std. 41 Min.
Von Ken Loach
Mit Kris Hitchen, Debbie Honeywood, Rhys Stone
Pressekritiken
4,4
User-Wertung
3,5
Filmstarts
3,5

"Sorry We Missed You": Das ist die Story

Newcastle in England: Der ungelernte Arbeiter Ricky Turner (Kris Hitchen) hat Schwierigkeiten, genügend Jobs auf dem Bau oder als Handwerker zu finden. Deshalb entscheidet er sich fortan als selbstständiger Paketfahrer seine als mobile Pflegekraft schuftende Frau Abby (Debbie Honeywood) sowie die Kinder Seb (Rhys Stone) und Liza Jane (Katie Proctor) finanziell durchzubringen. Dafür schließt er einen Franchisevertrag mit einem Paketdienstleister ab, muss dafür aber erst einmal schwer in Vorkasse gehen.

Um die heftigen Raten für den extra angeschafften Lieferwagen abstottern zu können, sind die Turners gezwungen, ihr Familienauto zu verkaufen, das Abby eigentlich für ihren Job braucht. Und auch sonst ist das Ausliefern von Paketen deutlich anspruchsvoller, als Ricky sich die Sache ausgemalt hatte. Denn unter anderem übt sein Boss Gavin Mahoney (Ross Brewster) im Depot brutalen Druck auf die Fahrer*innen aus.

So muss Ricky an sechs Tagen pro Woche gute 14 Stunden hinter dem Steuer sitzen, um alles zu schaffen. Das wirkt sich natürlich negativ auf die Situation daheim aus. Während die kleine Liza Jane versucht, mit ihren Mitteln zu helfen, wo und wie sie kann, verkracht sich der rebellische Teenager Seb zunehmend mit seinem komplett überarbeiteten Vater …

Eine ebenfalls berührende, dazu aber auch spannende Story bietet die heute auf Disney+ startende Mini-Serie „The Stolen Girl“. Im folgenden Artikel erfahrt ihr das Wichtigste über den prominent besetzten Titel. Natürlich könnt ihr dort auch in den Trailer reinschauen:

"Star Wars"-Star sucht entführtes Kind: Intensiver Trailer zum Psycho-Thriller "The Stolen Girl" – bald auf Disney+!

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