So entstand die verrückteste Lichtschwertszene der "Star Wars"-Reihe – dank Anime und Jet Li
Björn Becher
Björn Becher
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Björn ist mit „Star Wars“ aufgewachsen, schaut alle Filme jährlich, hat zahlreiche Bücher rund um das beste Franchise der Welt gelesen und feiert gerade die herausragende 2. Staffel „Andor“.

Der Kampf von Yoda gegen Count Dooku gehört zu den einprägsamsten Momenten der „Star Wars“-Prequels – und er begann mit einer Regieanweisung, die eigentlich keine war.

An einem Film arbeiten Hunderte, teils Tausende Menschen. Die meisten sind auf genaue Anweisungen angewiesen. Doch „Star Wars“-Schöpfer George Lucas hasste detaillierte Ansagen. Das stellte seine Mitarbeiter vor Herausforderungen, wie der legendäre Animator und Spezialeffektekünstler Rob Coleman auf der Star Wars Celebration 2025 verriet.

Als George Lucas die „Star Wars“-Prequels in Angriff nahm, kam Coleman an Bord, um unter anderem der Welt einen neuen Yoda zu schenken. Denn Lucas wollte den legendären Yedi für die neuen Filme komplett animieren, um mehr Freiheiten mit ihm zu haben. Coleman bewies, dass dies möglich ist. Für die Umsetzung in „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“ bekam er eine Oscar-Nominierung.

Wie dreht man einen Kampf, der sich jeder Beschreibung entzieht?

Doch Coleman ruhte sich nicht auf diesen Lorbeeren aus. Er freute sich direkt auf die nächste Herausforderung. Denn er wusste, dass das eigentliche Highlight erst ansteht. Für „Episode II – Angriff der Klonkrieger“ werde er, das versprach ihm Lucas vorab, eine richtig große Actionszene animieren dürfen.

Als das Drehbuch fertig war, blätterte er darin sofort zur entsprechenden Stelle, um zu sehen, was sich Lucas ausgedacht hat. Doch dann rieb er sich verwundert die Augen. Denn im Skript stand einfach nur „In einem Kampf, der sich jeder Beschreibung entzieht, messen sich Yoda und Count Dooku.“ So oft er vor- und zurückblätterte: Lucas hatte kein einziges Wort darüber geschrieben, wie der Kampf auszusehen habe und was in diesem passieren soll.

Coleman wurde bei Lucas vorstellig, um ihn zu fragen, wie er sich den Kampf denn vorstellt. Was soll es für Situationen geben? Wie sollen die beiden Figuren kämpfen, wie sich mit ihren Lichtschwertern und dem Einsatz der Macht messen? Doch der „Star Wars“-Erfinder wies ihn nur mit den Worten ab: „Das musst du selbst herausfinden.“

Hilfe von Ahmed Best – und eine Nacht im Kino

Anlässlich der Vorstellung der zweiten Staffel der gefeierten Doku-Serie „Light & Magic“ (gibt es auf Disney+) blickte Coleman auf der Star Wars Celebration 2025 gemeinsam mit einem unerwarteten Partner auf jene Zeit zurück. An seiner Seite saß dabei nicht zufällig Ahmed Best. Denn der Darsteller von Jar Jar Binks spielte eine wichtige Rolle dabei, die Szene zu retten und schließlich zu realisieren. Best erkannte damals, dass an Coleman etwas nagte.

Da er als großer Fan sich ohnehin riesig auf die Yoda-Actionszene freute, beschloss er dem Animator auf den Zahn zu füllen und erfuhr so von dessen Ratlosigkeit. Für Best war klar, dass er helfen musste. Und er hatte auch schon eine Idee. Der Schauspieler und Synchronsprecher war großer Anime-Fan. Er brachte Coleman so eine ganze Sammlung von Kampfszenen aus japanischen Animationsfilmen mit, die diesem als Inspiration dienen könnten.

Der Durchbruch kam aber erst, als beide eines Abends gemeinsam eine Kino-Vorführung von „Swordsman II“ mit Jet Li besuchten. Der Hongkong-Klassiker mit überhöhten Martial-Arts-Momenten brachte die Erleuchtung. Bei einer Szene, in der Kämpfer fast tänzerisch durch den Bambuswald gleiten, blickten sich beide an und erkannten: Das ist es! So muss Yoda sich auch bewegen!

Ein Ergebnis, das Fans spaltete

Der improvisierte Kampf, dessen Ursprungsgeschichte Rob Coleman auch schon 2022 in einem offiziellen Interview für StarWars.com-Interview zum Besten gab, bescherte uns am Ende einen legendären „Star Wars“-Moment, der aber nicht unumstritten ist. Yoda als kreiselnder, blitzschneller Mini-Jedi spaltete damals das Fandom. Hier könnt ihr euch die Actionszene noch einmal anschauen:

Ohne Zweifel war es aber technisch ein Meilenstein, der Coleman seine zweite Oscarnominierung einbrachte. Die ist auch – da mag man vom Kampf selbst und den Bewegungen halten, was man will – hochverdient. Wie aus einer minimalen Regieanweisung, einem Wuxia-Film und der Anime-Leidenschaft des Jar-Jar-Darstellers einer der ikonischsten Lichtschwertkämpfe der Prequels entstand, ist schließlich ein Paradebeispiel für kreative Improvisation unter Zeitdruck.

Diese Entstehungsgeschichte ist übrigens eines von vielen Beispielen, wo asiatisches Kino die „Star Wars“-Reihe massiv beeinflusst hat. Noch mehr dazu gibt es im folgenden Artikel:

So beeinflussten die Ghibli-Meisterwerke "Star Wars" – jetzt wurde das perfekt gefeiert
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