
Wie wir bereits in einem anderen Artikel festgehalten haben, ist John Ford der erfolgreichste Filmemacher in 97 Jahren Oscar-Historie – schließlich wurde der vor allem für Western wie „Ringo“ oder „Der schwarze Falke“ berühmte Regie-Meister vier Mal mit dem begehrten Goldjungen ausgezeichnet (im Übrigen ausschließlich für Filme, die anderen Genres angehören als dem, für das er am bekanntesten ist!), was seither keinem anderen Regisseur gelungen ist. Tatsächlich wurde er aber nur ein weiteres Mal nominiert – was seine Trefferquote zwar umso beeindruckender macht, ihn aber andererseits in den Schatten einer anderen Regie-Legende stellt…
… denn die mit Abstand meisten Nominierungen als Bester Regisseur erhielt sein Kollege William Wyler! Ganze zwölf Mal konnte er auf einen Academy Award hoffen – und immerhin drei Statuen durfte er sich auch ins Regal stellen. Das haben weder Martin Scorsese (neun Nominierungen, ein Gewinn) noch Steven Spielberg (neun Nominierungen, zwei Gewinne) geschafft!
Für diese 12 Filme wurde William Wyler nominiert
Seine erste Nominierung erhielt er dabei 1937 für das Melodram „Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds“, und es dauerte noch drei Filme („Stürmische Höhen“, „Das Geheimnis von Malampur“ und „Die kleinen Füchse“), bis er seinen ersten Oscar in den Händen hielt – für das romantische Kriegsdrama „Mrs. Miniver“, das 1943 noch fünf weitere Preise gewann (u.a. als Bester Film).
Mit dem ebenfalls vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs angesiedelten Epos „Die besten Jahre unseres Lebens“ (1946) gelang es Wyler erneut, eine Trophäe als Bester Regisseur einzusacken – und mit sechs weiteren Auszeichnungen (darunter dem Hauptpreis) auch darüber hinaus die Verleihung zu bestimmen.
In den Jahren darauf wurde die Hollywood-Legende mit deutsch-schweizerischen Wurzeln auch für das Historiendrama „Die Erbin“, den Film Noir „Polizeirevier 21“, den RomCom-Klassiker „Ein Herz und eine Krone“ und den Western „Lockende Versuchung“ nominiert – bevor er zum ganz großen Schlag ausholte!
Mit einem monumentalen Epos setzte William Wyler völlig neue Maßstäbe!
Mit elf gewonnenen Oscars stellte sein Monumentalfilm „Ben Hur“ im Jahr 1960 einen Rekord auf, an den bis heute nur „Titanic“ und „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ anknüpfen konnten. Das berühmte Wagenrennen setzte in puncto Inszenierung und Aufwand völlig neue Maßstäbe, und mit einem Einspielergebnis von 73 Millionen US-Dollar eroberte das Meisterwerk nicht nur die Spitze der Jahrescharts, er wurde auch nach „Die zehn Gebote“ zum zweiterfolgreichsten Kinofilm der 1950er-Jahre. Was sollte danach noch kommen?
Nun, tatsächlich „nur“ noch eine weitere Nominierung – für einen Film, der in Wylers Vita aus ganz anderen Gründen heraussticht: Denn „Der Fänger“ (1965) ist ein kammerspielartiger Psycho-Thriller, in dem ein schüchterner Einzelgänger und Schmetterlingssammler (Terence Stamp) eine Obsession für eine junge Kunststudentin (Samantha Eggar) entwickelt – und sie schließlich entführt.
Diese William-Wyler-Filme empfehlen wir euch ebenfalls
Übrigens lohnen sich auch viele von William Wylers Filmen, die bei den Oscars nur eine vergleichsweise kleine Rolle gespielt haben. Der Autor dieser Zeilen empfiehlt vor allem „Jezebel - Die boshafte Lady“ (für den Bette Davis ihren zweiten Academy Award gewann), die unterschätzte Theodore-Dreiser-Adaption „Carrie“, das Psycho-Drama „Infam“ (mit Audrey Hepburn und Shirley MacLaine) sowie das Barbra-Streisand-Musical „Funny Girl“.
Auch ein Western von William Wyler ist in die Filmgeschichte eingegangen – und das, obwohl die äußerst chaotischen Dreharbeiten nicht gerade darauf hingedeutet haben. Mehr dazu erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
Ein Wunder, dass aus diesem Film ein Western-Meisterwerk werden konnte: Die Dreharbeiten waren absolut chaotisch