Wie sonst wohl nur Clint Eastwood ist John Wayne der Inbegriff einer Western-Legende. Kein Wunder: Einen beträchtlichen Teil seiner 135 Hauptrollen, die ihn bis heute zum Rekordhalter machen, hat der 1979 verstorbene Schauspieler in Wildwest-Filmen gespielt – unter denen sich Genre-Meilensteine wie „Ringo“, „Red River“, „Der schwarze Falke“, „Rio Bravo“ oder „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ befinden.
Doch so ikonisch viele seiner Performances gewesen sein mögen: Wayne war ganz sicher kein einfacher Zeitgenosse. Mit seinen konservativen bis stramm rechten Ansichten machte sich der langjährige John-Ford-Kollaborateur im eher liberalen Hollywood nicht nur Freunde, zumal er als offener Unterstützer von McCarthys Kommunistenjagd auftrat. Immer wieder äußerte er sich abfällig über Regisseure und Kollegen, und er soll an Filmsets sogar ein äußerst sadistisches Ritual gepflegt haben.
Einer der vielen Gründe dafür war sicherlich auch sein exzessives Trinkverhalten, über das der berühmte Filmeditor Sam O'Steen („Die Reifeprüfung“, „Rosemaries Baby“) in seinem Buch „Cut To The Chase“ auspackte (via Sensacine.com). So hätten Studios vereinzelt ganze Drehpläne umstellen müssen, um Waynes Szenen so früh wie möglich in den Kasten zu bekommen – möglichst bevor er seinen ersten Bourbon intus hatte und zum, Zitat, „bösen Trunkenbold“ wurde.
Einmal ging John Wayne fast auf einen Journalisten los!
O'Steens Beschreibungen decken sich mit Erfahrungsberichten anderer Zeitgenossen von Wayne. Der britische Filmkritiker und BBC-Moderator Barry Norman erinnerte sich so in einem Interview mit News Shopper an eine besonders brenzlige Begegnung mit dem Star – die beinahe in einer Schlägerei endete.
Die Szene ereignete sich im Rahmen der Premiere von „Der Marshal“ alias „True Grit“ (1969), für den Wayne seinen ersten und einzigen Oscar gewinnen sollte und von dem die Coen-Brüder im Jahr 2010 ein Remake mit Jeff Bridges drehten.
„Es war ein Zug voller Journalisten und wir gingen in Gruppen von sechs oder acht Leuten hinein und erhielten eine Audienz beim großen Mann“, so Norman. „Es war zur Zeit des Vietnamkriegs, und wir gerieten in eine heftige Auseinandersetzung über das ganze Thema. Das hat ihn wirklich wütend gemacht […] – er hatte schon 15 doppelte Bourbons getrunken, und es war gerade mal Mittag. Das könnte etwas mit seinem heftigen Temperament zu tun gehabt haben.“
Der Journalist fuhr fort: „Irgendwann stand er von seinem Stuhl auf – ganz offensichtlich mit der Absicht, mich zu schlagen, was ehrlich gesagt etwas beängstigend war. Er war ein großer Kerl, und wenn er gestolpert und auf mich gefallen wäre, hätte er mich wahrscheinlich umgebracht. Es war ein langer Zug, und ich dachte mir: ‚Hey, wahrscheinlich kann ich schneller rennen als er.‘ Ich war schon kurz davor loszulaufen, als glücklicherweise ein paar PR-Leute von Paramount Pictures sich zwischen uns stellten und die ganze Sache auflösten.“
Führt man sich diese Anekdote vor Augen, konnte sich ein zweifach oscarprämierter Meisterregisseur wohl glücklich schätzen, dass er nie mit John Wayne gedreht hat. Schließlich wollte dieser ihn „in eine Million Einzelteile zerreißen.“ Mehr erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:
"Ich will ihn in eine Million Einzelteile reißen": John Wayne verachtete diesen begnadeten MeisterregisseurEin ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer spanischen Schwesternseite Sensacine.com erschienen.