
Am Abend vor den Oscars wird traditionell deren Gegenstück verliehen – die Goldene Himbeere. Zuletzt wurde in diesem Rahmen etwa der Marvel-Flop „Madame Web“ als Schlechtester Film prämiert, während es sich Hollywood-Stars wie Sandra Bullock („Verrückt nach Steve“) oder Halle Berry („Catwoman“) in der Vergangenheit nicht nehmen ließen, ihre Schmähstatue persönlich entgegenzunehmen.
An dieser Stelle soll es nicht um die Frage gehen, wie viel Witz und Aussagekraft in einer Veranstaltung stecken, die sich darin erschöpft, nochmals auf Filme einzuprügeln, die ohnehin schon durch ausbleibende Publikumsresonanz oder vernichtendes Kritikerecho abgestraft wurden. Stattdessen widmen wir uns den beiden Filmen, die ganz direkt dafür verantwortlich sind, dass die sogenannten Razzies überhaupt existieren.
Ein frustrierendes Double Feature als Geburtsstunde der Goldenen Himbeere
Denn tatsächlich gibt es die Anti-Oscars erst seit 1981. Ins Leben gerufen hat sie der Filmhochschul-Absolvent John J. B. Wilson nach einem frustrierenden Double Feature. Damals hat er sich zwei Musicals hintereinander angesehen, deren Qualität ihn so erzürnt hat, dass er im Anschluss (erfolglos) sein Eintrittsgeld zurückforderte: „Xanadu“ (in dem neben „Grease“-Star Olivia Newton-John auch Stepptanz-Ikone Gene Kelly in seinem letzten Leinwandauftritt zu sehen ist) und „Can't Stop The Music“ (dem großen Village-People-Kinofilm).
Der Autor dieser Zeilen träumt von einer Welt, in der diese beiden Camp-Spektakel das wirklich schlechteste sind, was man im Kino sehen kann. Doch für Wilson war besagter Kinobesuch eine einschneidende und folgenreiche Erfahrung. „Das hat mich richtig wütend gemacht“, so der PR-Spezialist im Interview mit Entertainment Weekly. „Auf dem Heimweg habe ich nur an all die schlechten Filme gedacht, die ich in jenem Jahr gesehen hatte.“
Stanley Kubrick und Brian De Palma gehörten zu den ersten Razzie-Kandidaten
Und so entschloss er sich, eine eigene Preisverleihung ins Leben zu rufen – zunächst nur im Rahmen einer Dinnerparty bei sich zu Hause. Doch die Idee, nicht nur die besten, sondern auch die schlechtesten Filme des Jahres mit einem Award zu bedenken, stieß auf breite Resonanz – und so wuchsen die Goldenen Himbeeren schnell über Wilsons Wohnzimmer hinaus.
Bei den ersten Razzies konkurrierten zehn Filme um den Titel des schlechtesten Films, neben „Can't Stop The Music“ (der als „Sieger“ aus der Zeremonie hervorging) und „Xanadu“ u.a. auch der Slasher-Klassiker „Freitag der 13.“ sowie William Friedkins kontroverser Thriller „Cruising“ mit Al Pacino.
Neil Diamond („Der Jazz-Sänger“) und Brooke Shields („Die blaue Lagune“) wurden zum Schlechtesten Hauptdarsteller bzw. Schlechtesten Hauptdarstellerin gekürt, während sich „Xanadu“-Macher Robert Greenwald als Schlechtester Regisseur gegen Brian De Palma („Dressed To Kill“) und Stanley Kubrick („Shining“) behaupten konnte.
Wenn ihr übrigens wissen wollt, welche drei Stars am selben Wochenende sowohl mit einem Oscar als auch mit einer Goldenen Himbeere ausgezeichnet wurden, dann lest auch den nachfolgenden Artikel:
Erst Schmähpreis, dann Goldstatue: Diese 3 Stars haben am selben Wochenende einen Oscar und eine Goldene Himbeere gewonnen