"Sie ist die Beste": Quentin Tarantino verehrt eine der kontroversesten Persönlichkeiten der deutschen Filmgeschichte
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

In einem Interview hat Kult-Regisseur Quentin Tarantino seine Favoriten und Favoritinnen des deutschen Kinos verraten. Dabei fiel auch ein ziemlich kontroverser Name...

Sony Pictures

Quentin Tarantino mag in seiner mehr als drei Jahrzehnte umfassenden Karriere gar nicht so viele Filme gedreht haben (seine lange versprochene zehnte Regiearbeit steht aktuell noch immer aus). Doch was er an künstlerischem Output vermissen lässt, macht der 62-Jährige mit seinen Meinungen zum vergangenen und aktuellen Kinogeschehen wett, die er gern bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit mit seinen Fans teilt.

So unterhält er etwa gemeinsam mit „Pulp Fiction“-Co-Schöpfer Roger Avary den vielsagend betitelten Podcast „The Video Archives“, und auch in seinem Buch „Cinema Speculation“ lässt Tarantino seiner schier grenzenlosen Liebe zum bewegten Bild freien Lauf. Dazu kommen unzählige Interviews, in denen der „Once Upon A Time... In Hollywood“-Macher über Lieblingsfilme schwärmt oder auch mal sein Unverständnis über aktuelle Kino- und Serientrends mitteilt.

Als er im Zuge seiner Vorbereitungen zum Weltkriegs-Epos „Inglourious Basterds“ (2009) in Deutschland war, hat Tarantino gegenüber der Welt auch seine Favoriten des deutschen Kinos verraten. Dabei hat er sich lobend über „Lola rennt“-Regisseur Tom Tykwer, den damals vor allem als Schauspieler bekannten Til Schweiger sowie den mittlerweile längst in Hollywood angekommenen Daniel Brühl („Eden“) geäußert. Zudem verlieh er seiner Bewunderung für Genre-Routinier Alfred Vohrer (mehr dazu in diesem Artikel), „Die Brücke“-Macher Bernhard Wicki und Bergfilmer Arnold Fanck („Die weiße Hölle vom Piz Palü“) Ausdruck.

Quentin Tarantino verehrt umstrittene deutsche Regisseurin

Eine andere Aussage ist da schon deutlich kontroverser: „Leni Riefenstahl ist für mich die Beste“, wird Tarantino von der Welt zitiert – wobei der Kult-Regisseur im Folgenden darauf verzichtet, seine Würdigung weiter zu erläutern. Die technische Innovationskraft und das inszenatorische Gespür der Filmemacherin sind zwar unbestritten, doch zugleich ist ihr Name wie kaum ein anderer untrennbar mit der Ästhetik des Nationalsozialismus verbunden. Filme wie „Triumph des Willens“ und „Olympia“ zählen zu den Schlüsselwerken der propagandistischen Selbstinszenierung des Dritten Reiches.

Vor diesem Hintergrund ist es durchaus überraschend, dass Tarantino es nicht für nötig gehalten hat, seiner Meinung Kontext hinzuzufügen. Andererseits hat der ehemalige Videothekar nie einen Hehl daraus gemacht, dass für ihn das Kino – und damit das Bild – immer an erster Stelle steht. Vermutlich bewertet er Riefenstahl also tatsächlich unter rein filmischen Gesichtspunkten und schätzt schlichtweg ihre visuellen Fertigkeiten, auch wenn sie diese in den Dienst eines verbrecherischen Regimes stellte.

Wenn ihr wissen wollt, welcher Til-Schweiger-Film hoch in Tarantinos Gunst steht, dann lest auch den nachfolgenden Artikel:

"Ihr Deutschen habt fantastische Talente": Quentin Tarantino liebt diese Til-Schweiger-Komödie
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