Vergesst die "Fast & Furious"-Saga: Dieser Action-Thriller mit Keanu Reeves hat so viel mehr also nur atemberaubende Stunts
Sidney Schering
Sidney Schering
-Freier Autor und Kritiker
Ob athletische Kampfkunst, die ehrfürchtig-ruhig gefilmt ist, oder explosiv-lärmender Hollywood-Bombast: Im Action-Kino ist er flexibel – eine konsequente Umsetzung ist für ihn aber stets ein Bonus.

„Fast & Furious 11“ lässt immer noch auf sich warten. Praktisch, dass zehn Jahre, bevor die Saga über die Freundschaft eines Undercover-Cops zu seiner Zielperson ihren Anfang nahm, bereits ein Action-Thriller erschien, der euch umhauen wird.

Ein junger Cop infiltriert im Auftrag des FBI eine Truppe von Adrenalinjunkies, weil sie mit spektakulären Diebstählen in Verdacht gebracht werden, bei denen erstaunlicherweise niemand nennenswerte körperliche Schäden davonträgt. Erst einmal in diesen Subkosmos hineingezogen, verliebt sich der Gesetzeshüter jedoch in das ihm bis dahin fremde Milieu – und geht eine kernige Freundschaft mit dem Anführer der Gruppe ein, die er eigentlich verraten soll. Das moralische Dilemma wird unerträglich …

Aber genug von „The Fast And The Furious“, blicken wir viel lieber auf einen Film mit exakt derselben Grundidee – nur tauschen wir Vin Diesel gegen Patrick Swayze, Paul Walker gegen „Matrix“-Star Keanu Reeves und Regisseur Rob Cohen gegen eine der besten Actionregisseurinnen unserer Zeit – und fertig ist „Gefährliche Brandung“, ein grandioser Film, der einfach nicht alt wird! Den einflussreichen und prominent imitierten Actionklassiker könnt ihr unter anderem via Amazon Prime Video als VOD beziehen:

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"Gefährliche Brandung": Extrem sportliche "Ex-Präsidenten"

Zehn Jahre vor „The Fast and The Furious“ erzählte bereits Kathryn Bigelow von Männerfreundschaft, Adrenalin, Moral und Familienzusammenhalt unter Kleinkriminellen. Und ähnlich wie ihr späterer Oscar-Gewinner „Tödliches Kommando“, den hierzulande deutlich mehr Menschen unter dem Originaltitel „The Hurt Locker“ kennen, ist bei diesem Film der englische Titel wesentlich geläufiger: „Gefährliche Brandung“ kennen mehr und mehr Filmfans schlicht als „Point Break“. Aber Titel hin, „Fast & Furious“-Parallelen her: Bigelows Actionthriller ist ein zeitloses Stück Actionkino, das Genrefans weiterhin nur wärmstens zu empfehlen ist.

Den Plot haben wir ja bereits abgehakt, aber was natürlich für alle, die „Point Break“ nicht kennen, festgehalten werden muss: „Point Break“ spielt nicht in der Szene rund um illegale Straßenrennen. Stattdessen sind Patrick Swayzes Ganove Bodhi und seine Gang eine Truppe diebischer Extremsportler, die vor allem im Fallschirmsprung und im Surfing unübertroffene Klasse sind. Unter dem Gangnamen „Ex-Präsidenten“, und entsprechende Masken tragend, überfallen sie eine Bank nach der anderen, um so ihren freiheitsliebenden Lebensstil zu finanzieren.

Bigelow zieht großen Nutzen aus dem Extremsportler-Dasein ihrer Gangsterfiguren. Während die Actionszenen in den frühen „Fast & Furious“-Filmen solide, aber nichts Besonderes sind, und das Franchise dann in superheldenhaften Eskapaden übergeht, begeistert Bigelows Kassenschlager aus dem Jahr 1991 mit großartigen Actionszenen. Das Highlight dürften hier die mitreißend gefilmten Fallschirmsprung-Sequenzen sein, die Patrick Swayze zu einem großen Teil selbst ausführte, anstatt die Arbeit komplett einem Stuntdouble zu überlassen. Tom Cruise lässt grüßen! Doch auch die Surfszenen sind packend inszeniert und lassen den Cast ihr monatelanges Training gekonnt vorführen.

Die Action wurde immer wieder zitiert

Und dann wäre da natürlich die Verfolgungsszene zwischen den beiden Hauptfiguren, der Edgar Wright in „Hot Fuzz“ später ein filmisches Denkmal setzen sollte, weil sie nicht nur temporeich gefilmt ist, sondern vor allem, weil Bigelow die brodelnden Emotionen innerhalb ihrer Figuren effektiv unterstreicht. Denn gute Actionszenen allein sind vielleicht die halbe Miete, aber komplett wird das Ganze erst durch Figuren, die bewegen.

Und genau in dieser Hinsicht hat Bigelows Actionthriller sowohl seinem Remake von 2015 als auch seinem Trittbrettfahrer mit Vin Diesel allerhand voraus. Das „Point Break“-Remake ist völlig emotionslos, während im „Fast & Furious“-Universum eine Gruppe cool überzeichneter Figuren unregelmäßig in aufgesetzt vermittelten Seifenopern-Pathos verfällt. Keanu Reeves und Patrick Swayze dagegen verbindet eine glaubhafte, intensive Chemie, aufgrund der die obligatorischen moralischen Zwickmühlen, die Reeves als FBI-Agent Johnny Utah in der zweiten Filmhälfte durchläuft, so richtig fesseln.

Ein "Avengers"-Kuriosum zu "Gefährliche Brandung"

Eine kleine kuriose Anmerkung zum Abschluss: In Deutschland war „Point Break“ beziehungsweise „Gefährliche Brandung“ ein deutlich kleinerer Erfolg als in den USA. 1991 lösten nur etwas weniger als 700.000 Menschen eine Kinokarte, womit der Film nicht einmal die Top 40 des Kinojahres knackte. Wohl auch daher wurde in der Synchronfassung zum ersten „Avengers“-Film eine Anspielung auf ihn weg gebügelt: Im Original nennt Tony Stark Thor scherzhaft „Point Break“, als Anspielung darauf, dass seine Frisur frappierend an die von Patrick Swayze im Bigelow-Klassiker erinnert. In der Synchronfassung wird daraus stattdessen „Conan“ in Referenz auf den hierzulande deutlich erfolgreicheren Film-Barbaren.

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Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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