Auf Netflix dominiert das Neowestern-Drama „Yellowstone“ in regelmäßigen Abständen die Streaming-Charts. Weiterhin ist das Format, in dem es um das Leben der aus Montana stammenden Rancher-Familie Dutton geht, beliebtes Dauer-Thema in Podcasts und den Feuilletons. Und: Mit der aus fünf Staffeln bestehenden Serie gelang Kevin Coster, Hollywood-Darling und Kassenmagnet der 90er, ein gewaltiges Comeback.
Costner brilliert darin als ganz und gar unsympathischer, dominant auftretender Ranch-Besitzer John Dutton, der für seine Kinder herzlich wenig übrighat – dafür umso mehr für die Erfüllung eigener, egoistischer Ziele. Hinzu kommen weitere komplexe Charaktere, die beständig negative Stimmung und eine raue, auf Realismus abzielende Erzählweise. Dies alles macht den riesigen Erfolg von „Yellowstone“ aus. Inspiration hierfür fand Showrunner Taylor Sheridan bei einem der besten (Spät-)Western aller Zeiten: Clint Eastwoods Oscar-prämiertem Meisterwerk „Erbarmungslos“. Mit diesem Film erfuhr das als angestaubt geltende Western-Genre in den frühen 90ern einen unerwarteten Popularitätsschub.
Alternde, gezeichnete Cowboys und Pessimismus: Das ist "Erbarmungslos"
„Erbarmungslos“ erzählt von William Munny (Eastwood), einem alternden Ex-Revolverhelden, der von seiner Vergangenheit und der blutigen Gewalt in seinem Leben gezeichnet ist. Da die Schweinefarm, auf der er lebt, nicht genug Ertrag bringt, lässt er sich von dem hitzigen jungen Revolverhelden „Schofield Kid“ (Jaimz Woolvett) zu einem letzten Auftrag überreden. Denn zwei Cowboys haben in dem verschlafenen Örtchen Big Whiskey in Wyoming eine Prostituierte entstellt. Gemeinsam mit seinem früheren Partner (Morgan Freeman) macht sich Munny auf den Weg nach Big Whiskey, um den Auftrag auszuführen.
In einem Interview mit der Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes verwies der „Yellowstone“-Erfinder auf die große Bedeutung des durchweg rauen, düster-pessimistischen Westerns. Eastwood habe ihn mit diesem Film entscheidend beeinflusst. „Das Besondere daran ist die Art und Weise, wie Clint Eastwood unsere Vorstellung von einem Western auf den Kopf gestellt hat“, so Sheridan. Darüber hinaus lobte er die Schauspielkunst sowie die Verwendung von Monolog und Dialog. „Das gibt es sonst nicht im Western.“

Darum sind "Erbarmungslos" und "Yellowstone" so populär
Und tatsächlich verzichtet Eastwoods prominent besetzter Film konsequent auf typische Western-Klischees und sentimentale Wildwest-Romantik. Atmosphärische Sonnenuntergänge am Horizont? Heldenhafte und moralisch einwandfreie Protagonisten? Endlose Prärien, die für Freiheit, Neubeginn und eine bessere Zukunft stehen? All das gibt es in „Erbarmungslos“, wie auch in „Yellowstone“, nicht. Gerade diese Abkehr von Mythen und das hohe Maß an Authentizität macht beide Werke so erfolg- und einflussreich.
Clint Eastwoods großer Durchbruch als Filmschauspieler in den Spaghetti-Western von Sergio Leone liegt mittlerweile über 60 Jahre zurück. In seiner langen Karriere als Darsteller und Regisseur schuf er unvergessene Meilensteine wie „Die Brücken am Fluss“ und „Mystic River“. Einen Film bereut der mittlerweile 95-Jährige allerdings bis heute:
Diesen Actionthriller hat Clint Eastwood bitter bereut: "Ich habe mich immer wieder gefragt, ob es das wirklich wert war"