„Der letzte Scharfschütze“ lautete durchaus programmatisch der deutsche Titel des Westerns „The Shootist“. Programmatisch deshalb, weil der 1976 erschienene Film zugleich die Abschiedsvorstellung der vielleicht größten Wildwest-Ikone überhaupt war: John Wayne!
Drei Jahre vor seinem Tod verkörperte der legendäre Schauspieler in dem von „Dirty Harry“-Regisseur Don Siegel inszenierten Spätwestern einen alternden Revolverhelden, der an Krebs erkrankt ist und sich in einer sich wandelnden Welt seinem unausweichlichen Ende stellen muss – eine Rolle, die erschreckend nah an Waynes eigener Lebensrealität lag.
Denn der „Rio Bravo“- und „Der schwarze Falke“-Star, der im Jahr 1979 einem Magenkrebsleiden erliegen sollte, war während der Dreharbeiten gesundheitlich bereits schwer angeschlagen. Und das war nicht die einzige Schwierigkeit bei der Entstehung von „Der letzte Scharfschütze“...

Wayne hatte sich vertraglich das Recht zusichern lassen, das Drehbuch und die Umsetzung des Films mitzubestimmen – und von diesem machte er auch Gebrauch. So sorgte er höchstpersönlich dafür, dass Lauren Bacall („Tote schlafen fest“), James Stewart (mit dem er zuvor bereits drei Mal vor der Kamera stand, u.a. für das John-Ford-Meisterwerk „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“) und John Carradine (drehte mit Wayne bereits im Jahr 1939 „Ringo“) auf der Besetzungsliste standen. An sich kein Problem – doch speziell mit Lauren Bacall, die ihn aufgrund seiner ungehobelten Manieren später als „Schmutzfink“ bezeichnete, geriet Wayne immer wieder aneinander.
Wie wir bereits in einem anderen Artikel ausführlicher berichtet haben, bekam auch Don Siegel die Launenhaftigkeit seines Stars zu spüren. Trotz allem blieb die Arbeit laut dem Regisseur professionell, wie das Buch „John Wayne: The Man Behind The Myth*“ dokumentiert. Dort wird der Filmemacher und Mentor von Clint Eastwood mit folgenden Worten zitiert: „[John Wayne] hatte viele eigene Ideen […]. Manche davon gefielen mir, sie inspirierten mich, andere weniger. Aber wir stritten uns nie. Wir mochten und respektierten einander.“
John Wayne beschimpfte den Kameramann – und zeigte sich kurz darauf reumütig
Das galt selbst dann noch, als Wayne am Filmset einmal die Geduld verlor, weil sich Kameramann Bruce Surtees mit dem Lichtaufbau in seinen Augen viel zu viel Zeit ließ. Der „El Dorado“-Darsteller begann lautstark zu schimpfen – doch Siegel intervenierte, indem er vorschlug, am Abend gemeinsam das bisher abgedrehte Material zu sichten. Nun sah Wayne mit eigenen Augen, warum die Vorbereitungen so lange dauerten – und zeigte sich gerührt.
„Er hatte Tränen in den Augen“, so Siegel (via Espinof.com). „Er nahm Bruce in den Arm und sagte: ‚Es ist die beste Filmaufnahme, die ich je von mir gesehen habe. Ich liebe dich und hoffe, du kannst mir verzeihen.‘
Waynes Karriere endete also mit einem erbaulichen Moment – was nicht selbstverständlich ist, war der Schauspieler doch für seine Streitlust so berühmt wie berüchtigt. In den frühen Tagen seiner Laufbahn wiederum bekam er einen Korb von einem legendären Regisseur – und nahm ihm das noch Jahre später übel. Die ganze Geschichte lest ihr im folgenden Artikel:
"Für ihn war ich nur ein B-Movie-Western-Star": John Wayne bekam Absage von Regie-Legende – und rächte sich Jahre später!Ein ähnlicher Artikel ist zuvor bereits auf unserer spanischen Schwesternseite Espinof.com erschienen.
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